Ebersberg:Begehrte Azubis

500 Lehrstellen im Landkreis sind derzeit noch unbesetzt

Die Betriebe im Landkreis Ebersberg haben auch heuer große Mühe, genügend Azubis zu finden. Bereits drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs ist absehbar, dass in den Unternehmen im Landkreis wieder viele Lehrstellen unbesetzt bleiben. Momentan sind im Landkreis Ebersberg noch 540 Lehrstellen frei, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht. Gleichzeitig sind 578 unversorgte Bewerber gemeldet. "Die Erfahrung der Vorjahre zeigt aber, dass die Bewerberzahl am Ende deutlich kleiner ausfällt, da sich viele Schulabgänger bis September noch für einen anderen Bildungsweg entscheiden, eine Ausbildung in München aufnehmen oder trotz des großen Angebots keinen passenden Ausbildungsplatz finden", befürchtet Georg Reischl, Vorsitzender des IHK-Gremiums Ebersberg.

2014 blieben zu Beginn des Ausbildungsjahrs im Landkreis Ebersberg über 70 Lehrstellen unbesetzt. "Die Betriebe wollen angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels eigenen Nachwuchs ausbilden", sagt Reischl. Der IHK-Gremiumsvorsitzende begründet den Bewerbermangel mit dem Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium sowie mit sinkenden Schulabgängerzahlen durch den demografischen Wandel. So ist die Zahl der Abgänger von Haupt- und Mittelschulen in Bayern seit Beginn der 1980er Jahre um zwei Drittel geschrumpft. Im Landkreis Ebersberg sind besonders im Einzelhandel noch viele Ausbildungsplätze frei. Rund 80 angehende Einzelhandelskaufleute und Fachverkäufer werden noch gesucht. Reischl unterstreicht jedoch, dass der Bewerbermangel quer durch alle Branchen geht: "In Produktion und Fertigung sind noch um die 70 Ausbildungsplätze zu haben. Auch für Interessenten in den Bereichen Logistik und Büromanagement gibt es freie Plätze."

Der IHK-Gremiumsvorsitzende appelliert erneut an die Politik, "den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen". Außerdem fordert Reischl die vollständige Umsetzung des "3 plus 2"-Modells für junge Flüchtlinge. Nach diesem Vorschlag der bayerischen IHKs sollen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden dürfen. An der privaten Berufsschule Schloss Zinneberg im Landkreis befinden sich derzeit um die 40 jugendliche Asylsuchende in zwei berufsvorbereitenden Berufsschulklassen, in ganz Oberbayern gibt es rund 2000 solcher Schüler. "Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis eine große Chance, aber noch scheitern viele an mangelnder Planungssicherheit und der Bürokratie", so Reischl.

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