Debatte um Bahntrasse:Dienstleister als Prellbock

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Die Deutsche Bahn hat beim Bau des Brenner-Nordzulaufs einen politischen Auftrag zu erfüllen. Der Ärger der Trassen-Gegner richtet sich deshalb an die falsche Adresse.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Die Deutsche Bahn ist ein Dienstleister. Kernkompetenz des Unternehmens ist es, Personen oder Gegenstände von einem Ort zum anderen zu transportieren. Soweit, so bekannt. In der Debatte um eine neue Zugtrasse hin zum Brenner-Basistunnel tritt der Konzern ebenfalls als Dienstleister auf - allerdings in einer etwas anderen Rolle. Hier ist es die Bundesregierung, die den Service der Bahn in Anspruch nimmt. Der Auftrag lautet: Baut uns eine zweigleisige Strecke, auf der sowohl Güter- als auch Personenzüge mit bis zu 230 Kilometer in der Stunde verkehren können. Eine klare Ansage, die so auch im Bundesverkehrswegeplan festgesetzt ist.

Nun verläuft diese neu zu bauende Strecke abschnittsweise auch durch den südlichen Landkreis Ebersberg - und dort ist man von dem Vorhaben bekanntermaßen wenig begeistert. Seit Monaten regt sich heftiger Widerstand gegen eine Trasse, die quer durch die Landschaft führt. Die Gegner fordern stattdessen, die bereits bestehende Zugstrecke als Brenner-Zulauf nutzbar zu machen. Das wiederum ist den Planern zufolge wegen der strikten Bundesvorgaben nicht möglich. Für die Bahn ist das eine mehr als unangenehme Lage, befindet sie sich doch gewissermaßen als Prellbock zwischen dem Auftraggeber in Berlin und den Anwohnern im Landkreis Ebersberg.

Letztere aber bringen nicht allzu viel Verständnis für diese Situation auf, im Gegenteil: In einem offenen Brief haben die Teilnehmer der Dialogforen jüngst verlauten lassen, bis auf Weiteres die Gespräche mit der Bahn zu boykottieren. Diese habe ohnehin kein Ohr für ihr Kernanliegen, die bestehende Zugstrecke auszubauen. Auf die Idee, dass man hier womöglich den Falschen anklagt, kommt bisher kaum jemand. Gerade den Ebersberger Vertretern in der Länder- und Bundespolitik sollte aber doch eigentlich bewusst sein, dass die Bahn beim Mega-Projekt Brenner-Nordzulauf vor allem ausführendes Organ ist - mit der Anweisung, den Bundesauftrag bestmöglich umzusetzen.

Dass die Bahn dennoch von Anfang an versucht hat, die örtliche Bevölkerung mit ins Boot zu holen, sollten die Trassen-Gegner dem Konzern deshalb nicht vorwerfen. Stattdessen wäre es angebracht, wenn die zuletzt trotzigen Dialog-Teilnehmer dem Beispiel des Aßlinger Bürgermeisters Hans Fent folgen und an den Gesprächstisch zurückkehren würden. Denn nur dort können im Rahmen der vom Bund gesteckten Vorgaben die bestmöglichen Lösungen für die Ebersberger Bürger erarbeitet werden.

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