Ebersberg:Auslegungssache

Ebersberg: Von der Ebersberger Bahnhofstraße aus hat man einen guten Blick auf das Schiff der Stadtpfarrkirche St. Sebastian. Durch eine geplante Bebauung könnte sich das ändern.

Von der Ebersberger Bahnhofstraße aus hat man einen guten Blick auf das Schiff der Stadtpfarrkirche St. Sebastian. Durch eine geplante Bebauung könnte sich das ändern.

(Foto: Christian Endt)

In den nächsten Wochen können die Ebersberger bei der Gestaltung der südlichen Bahnhofstraße mitreden. An den vier geplanten Häusern neben dem Amtsgericht gibt es auch Kritik

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wie soll die Bahnhofstraße einmal aussehen? Mit dieser Frage können sich die Ebersberger noch bis Anfang Februar beschäftigen, so lange liegt der Bebauungsplan für die im südlichen Teil der Straße geplanten Häuser im Rathaus aus und es können Stellungnahmen dazu eingereicht werden. Beteiligen kann sich grundsätzlich jeder, auch wer kein Nachbar ist und nicht direkt betroffen wäre, kann eine Stellungnahme einreichen. Ganz unumstritten ist das Vorhaben nicht, bereits in der Sitzung des zuständigen Stadtratsausschusses gab es Kritik an der geplanten Bebauung.

Die Kreisstadt hat sich in den vergangenen Jahren an vielen Stellen aufgehübscht, etwa zwischen Bahnhof und Marienplatz. Bestand die Altstadtpassage bis vor fünf Jahren noch aus einem schmalen Weg, vorbei am alten Schuppen vom Bauhof, an halbwilden Parkplätzen und komplett verwilderten Kleingärten, wird sie ihrem Namen immer mehr gerecht. Im Herbst 2013 eröffnete das Einkaufszentrum, seit Anfang 2014 lädt der Alte Speicher zu verschiedensten Veranstaltungen ein und auch der noch etwas unansehnliche letzte Abschnitt vor dem Marienplatz soll bald schöner werden. Aktuell wird das Sparkassengebäude saniert, in den kommenden Monaten soll aus dem grauen 1970er Jahre-Betonklotz ein ansehnliches Einkaufs- und Bürohaus werden.

Ein ganz anderer Anblick bietet sich jedoch, wenn man einen anderen Weg vom Bahnhof zum Marienplatz einschlägt - jenen über die Bahnhofstraße. Deren südlicher Teil passt optisch noch ziemlich gut zur Altstadtpassage, wie sie einmal war. Wenig ansehnliche, teilweise leer stehende Häuser prägen das Straßenbild, dass eines davon vor ein paar Jahren abgerissen wurde, verstärkt den etwas heruntergekommenen Eindruck eher noch.

Dass es entlang der Straße einmal etwas ansehnlicher werden soll, ist schon länger geplant, bereits seit zehn Jahren gibt es Vorschläge der Eigentümer, wie man die Grundstücke neu bebauen kann. Aktueller Stand der Planung sind vier dreistöckige Häuser zwischen Jesuitengasse und Amtsgericht, dem hat der Stadtrat grundsätzlich bereits Ende 2015 zugestimmt.

Dort ist man ohnehin der Meinung, dass die Bahnhofstraße dringend eine Aufwertung nötig hat - nicht nur aus ästhetischer Sicht. Denn, wie Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) nicht müde wird zu betonen, könnte die Optik der Bahnhofstraße durchaus finanzielle Folgen für die Stadt haben. Hintergrund ist, dass man dort schon länger eine Umgestaltung des Marienplatzes plant. Zwar wird man sich die auf mindestens 1,3 Millionen Euro geschätzte Schönheitskur für die Innenstadt in den kommenden Jahren wohl nicht leisten können, damit dies aber überhaupt jemals der Fall ist, braucht Ebersberg Zuschüsse von der Städtebauförderung der Regierung von Oberbayern. Und die sei, so Brilmayer im Herbst, als sich der Ausschuss zuletzt mit dem Projekt befasste, daran interessiert, "dass das, was im Umfeld des Marienplatzes passiert, zum Zentrum passt".

Doch darüber, was an diese Stelle passt, gehen die Meinungen auseinander. Prominentester Kritiker des neuen Häuserblocks ist der FW-Stadtrat Gerd Otter. Dabei, so betont er, sei gegen die Überplanung der südlichen Bahnhofstraße grundsätzlich nichts einzuwenden. Auch Otter ist der Meinung, dass der jetzige Zustand nicht optimal sei. Allerdings mit einer Ausnahme: der Blick von der Bahnhofstraße auf die Stadtpfarrkirche. Dieser solle unbedingt erhalten bleiben, laut Otter gibt es an der Stelle eine "einmalige Sichtachse" auf St. Sebastian. Kritisch für Otter sind darum die beiden südlichsten Häuser. Würden diese entstehen wie geplant, könnte sich das negativ auf das Stadtbild auswirken. Mit der Kritik steht Otter nicht alleine, auch Grünen-Stadträtin Rosemarie Will sagte in der jüngsten Sitzung zum Thema, ihr werde der Blick auf die Kirche abgehen. Ablehnen wolle sie das geplante Vorhaben aber trotzdem nicht, wenn man schon irgendwo in Ebersberg so groß bauen wolle, "dann passt es an der Stelle noch am besten hin". Zudem sei der jetzige Zustand nichts, was man unbedingt erhalten solle, so die überwiegende Meinung der Stadträte: "Städtebaulich ist es kein Highlight", fasste damals Elisabeth Platzer (SPD) die Einschätzung des Gremiums zusammen.

Laut Stadtplaner Klaus Molenaar sei die Einschränkung der Sichtachsen ohnehin weniger stark als Kritiker, wie etwa Otter, befürchteten. Zumindest der Kirchturm bleibe auf jeden Fall immer sichtbar. Viel wichtiger für das Stadtbild als der Blick auf das Kirchenschiff von der Bahnhofstraße aus sei ohnehin, wie die neuen Häuser gestaltet werden. Besonders das Aussehen der Fassaden sei entscheidend dafür, ob hier etwas entsteht, "das sich für eine Altstadt-Zufahrt eignet".

Der Bebauungsplan für die östliche Bahnhofstraße liegt bis einschließlich Donnerstag, 2. Februar, im Rathaus aus. Er ist Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und donnerstags auch von 14 bis 18 Uhr im Bauamt einzusehen. Online sind die Pläne unter www.ebersberg.de verfügbar. Stellungnahmen können entweder schriftlich eingereicht oder direkt im Bauamt zur Niederschrift gegeben werden.

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