Ebersberg:Aus der Erfahrung anderer lernen

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Willi Daniels, Angela Mittermeier und Christine Deyle (von links) klären über Demenz auf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Alzheimergesellschaft Ebersberg informiert anlässlich des Welt-Alzheimertages über die vielen Hilfsangebote für Demenzerkrankte und deren Angehörige

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Zwischen 1500 und 2000 Menschen im Landkreis leiden an einer diagnostizierten Demenz. "Dabei sind leichte Formen der Demenz gar nicht berücksichtigt, weil sie oft noch nicht erkannt wurden. Sonst lägen die Zahlen wahrscheinlich doppelt so hoch", schätzt Willi Daniels, der stellvertretende Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis Ebersberg. Anlässlich des Welt-Alzheimertages am Mittwoch informierte der Verein zusammen mit der Caritas, Demenzbegleitern und Angehörigen an einem Stand in der Altstadtpassage über die Krankheit.

In den meisten Fällen sind Betroffene von Demenz an Alzheimer erkrankt. Nach und nach lässt Alzheimer Gehirnregionen absterben, wodurch die Hirnleistung geschwächt wird - man ist dement. Heilen lässt sich das bislang nicht. Es gibt aber auch andere Gründe für Demenz, zum Beispiel Gefäßverstopfungen. "Manchmal ist die Ursache für Demenz auch behandelbar", sagt Christine Deyle von der Caritas-Fachstelle für pflegende Angehörige. So können heilbare Stoffwechselerkrankungen ebenso zum Nachlassen der Hirnleistung führen. Deshalb ist die frühzeitige und richtige Diagnose der Ursache für eine Demenz von großer Bedeutung.

"Das Wichtigste ist, sich rechtzeitig Hilfe von außen zu holen", sagt Angela Mittermeier. Sie weiß, wovon sie spricht. Acht Jahre pflegte sie ihren Ehemann, der an Demenz litt. "Ich dachte, dass ich das alleine schaffe, indem ich viel zu dem Thema gelesen habe." Eigentlich habe das aber nur in der Anfangszeit funktioniert. Heute bedauert sie, viele Hilfsangebote gar nicht in Anspruch genommen zu haben.

Da gibt es zum Beispiel die jeweils monatlich stattfindenden Gesprächskreise für pflegende Angehörige, welche die Caritas in Ebersberg, Grafing und Markt Schwaben organisiert. "Als Angehöriger weiß man oft nicht, wie man mit neuen, krankheitsbedingten Situationen umgehen soll", sagt Deyle von der Caritas. Mittermeiers Mann beispielsweise war schon immer ein Bastler: Wenn ein Elektrogerät kaputt ging, schraubte er es auseinander und reparierte es. Daran änderte auch die Krankheit nichts - nur, dass die Geräte erst nach der Schraubprozedur nicht mehr funktionierten. Und wenn auf einmal keine einzige Fernbedienung, kein Toaster und kein Mixer mehr seinen Dienst tut, was macht man dann?

Es ist recht wahrscheinlich, dass ein anderes Mitglied in einem der Gesprächskreise schon einmal eine ähnliche Situation erlebt hat und mit seinen Erfahrungswerten helfen kann. Bei Mittermeier gab es zu Hause schon bald immer zwei Fernbedienungen: eine funktionstüchtige für sie und eine zum Auseinanderbauen und Umherschrauben für ihren Mann.

Neben dem Austausch ist für die Angehörigen aber ebenso wichtig, dass sie direkte Unterstützung bei der Pflege in Anspruch nehmen. Wie die von Irma Demmel: Als Senioren- und Demenzbegleiterin kommt sie einige Male pro Woche für ein paar Stunden zu den Betroffenen nach Hause. Ganz individuell verbringt sie dann Zeit mit den Erkrankten: Sie spielen zusammen etwas oder kochen, gehen spazieren oder erzählen sich gegenseitig Witze. "Wenn die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist, dann sitze ich auch einfach mal eine Stunde da und halte Hände." Für die Angehörigen sei diese Zeit ausgesprochen wichtig. Sie können dann eigene Arzttermine wahrnehmen, Einkäufe erledigen, das Haus putzen - oder auch einfach einmal etwas schlafen.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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