Stadtentwicklung Ebersberg:Parkst Du noch oder wohnst Du schon?

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Diese Wiese zwischen dem Ebersberger Stadtrand und der Bahnstrecke soll ein neues Wohngebiet werden. Dass dort auch Sozialwohnungen gebaut werden, freut die Stadtratsmitglieder, dass es dafür weniger Parkplätze gibt als bei früheren Vorhaben nicht so. (Foto: Christian Endt)

Im Westen von Ebersberg werden bald 32 Sozialwohnungen entstehen. Darüber freut sich die Politik - dass es dafür weniger Parkplätze geben soll, sorgt für weniger Begeisterung.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Auch in der Kreisstadt ist bezahlbarer Wohnraum knapp, wer solchen schaffen will, kann daher meist mit der Sympathie der Stadtratsmitglieder rechnen. So auch die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg, die nun im Technischen Ausschuss Pläne vorstellte, im Baugebiet Augrund im Südwesten der Kreisstadt bis zu 32 geförderte Wohnungen zu errichten, das wären sogar fünf mehr, als in früheren Entwürfen. Nicht so gut kam dagegen die Idee an, weniger Parkplätze zu bauen, als in der bisherigen Planung vorgesehen. Was allerdings weniger an der Genossenschaft liegt, als an einer Gesetzesänderung.

Denn Ende vergangenen Jahres beschloss die Staatsregierung das sogenannte „Modernisierungsgesetz Bayern“, dies betrifft auch die in der Bayerischen Bauordnung bislang vorgeschriebenen Stellplätze. Mussten Bauherren zuvor auch bei geförderten Sozialwohnungen je einen Parkplatz nachweisen, ist es nun nur noch ein halber. Städte und Gemeinden haben ausdrücklich nicht mehr die Möglichkeit, in eigenen Satzungen eine höhere Anzahl vorzuschreiben. Dies betrifft allerdings nur geförderte Wohnungen, weshalb es bei der Tiefgarage für die westlich im Baugebiet geplanten und am freien Markt veräußerten Wohnungen bleibt.

Die Neuerung im Baurecht ermöglicht es der Wohnungsgenossenschaft mehr Sozialwohnungen zu bauen

Für die Wohnungsgenossenschaft, das räumte deren Planer Martin Wäsler in der Sitzung unumwunden ein, sei diese Änderung eine sehr positive: „Das kommt uns entgegen.“ Denn die sich dadurch ergebende geringere Anzahl an Stellplätzen könne man auch oberirdisch herstellen, was laut Wäsler überhaupt erst die Voraussetzung ist, im Augrund aktiv werden zu können. Denn die Kosten für eine Tiefgarage müsste man auf die Mietpreise aufschlagen - was für eine Sozialwohnung dann eindeutig zu teuer würde.

Dadurch dass man auch oberirdisch viel weniger Parkplätze braucht, erhöht sich die Zahl der Wohnungen - und der Häuser. Bislang war geplant, dass insgesamt sieben Mehrfamilienhäuser mit 95 Wohnungen gebaut werden, davon 27 als Sozialwohnungen. Nun, mit 32 Sozialwohnungen soll ein achtes Haus im Osten des Baugebietes entstehen. Dieses wird allerdings nicht komplett freistehend sein, sondern über eine Art Brücke mit Haus Nummer sieben verbunden. So komme man mit einem Aufzug für beide Häuser aus, so der Planer.

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Da die Genossenschaft bereits das östliche Nachbargrundstück besitzt, könne man zum einen die Parkplätze weiter in diese Richtung anordnen, zum anderen aber auch für die neuen Häuser und den Bestand nebenan eine gemeinsame Wärmeversorgung errichten. Laut Wäsler soll es ein Hackschnitzelheizwerk im nördlich an der Straße „Im Augrund“ gelegenen Gebäude geben, an welches dann auch die Häuser im Osten davon angeschlossen werden.

Daran, dass die geplanten Parkplätze reichen werden, haben die meisten Ausschussmitglieder ihre Zweifel

Grundsätzlich gab es im Ausschuss viel Zustimmung für die Pläne der Genossenschaft - aber auch einige Kritik an der geänderten Stellplatzvorschrift: „Gut, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird - aber Parkplatzprobleme werden wir auch bekommen“, sagte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Josef Riedl, obgleich CSU-Stadtrat, wurde noch deutlicher: „Ich bin entsetzt über die Regierung, das ist ein völliger Fehlschuss.“

Jürgen Friedrichs (Grüne) regte an, wenigstens dafür zu sorgen, dass die Parkplätze dann auch wirklich nur für die Mieter der Genossenschaftswohnungen zur Verfügung stehen. Martin Schechner (CSU) fragte nach Boxen für den Paketdienst. Solche seien tatsächlich im Norden des Ensembles geplant, so Wäsler. Christoph Münch (SPD) äußerte die Hoffnung, dass es in dem Viertel vielleicht zu weniger Verkehrsproblemen kommen werde, wenn endlich der zweite S-Bahnhof gebaut wird. Dieser ist tatsächlich direkt südlich der neuen Siedlung geplant, allerdings scheint sich die Umsetzung wegen fehlender Kapazitäten bei der Deutschen Bahn zu verzögern, wie es kürzlich aus dem Landratsamt hieß.

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Gerd Otter (Pro Ebersberg) störte sich weniger an der geringen Zahl der Parkplätze, als deren Standort. Diese sollen nämlich entlang der Häuser an einer Spielstraße angeordnet werden, wogegen das ursprüngliche Konzept keine Straßen in der Siedlung vorsah. Die Stadt könne durchaus auch verfügen, dass man noch weniger Parkplätze bauen muss, als der halbe pro Wohnung, entgegnete Wäsler - eine Idee, die im Rest des Gremiums und beim Bürgermeister indes sofort abgebügelt wurde: „Wir werden da sicher nicht keine Parkplätze bauen“, so Proske.

Eine weitere Änderung der Pläne wurde ohne größeren Diskussionsbedarf angenommen: Die Bauwerber wollen sämtliche acht Häuser statt mit Satteldächern mit flach geneigten Flachdächern errichten. Wie Werner Zeitler, der mit seinem Büro Zeitler und Blaimberger die Planung für den anderen Bauwerber, die HI-Wohnbau übernimmt, erklärte, sei die Versickerung von Regenwasser so besser zu lösen. So könnten die Retentionsbehälter auf den Dächern gebaut werden und auch für Solaranlagen sei das flache Dach günstiger. Der Ausschuss votierte anschließend einstimmig für die geänderte Planung.

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