Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Auf bald

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Der Landrat zeichnet Helfer aus, die im Frühjahr die Vaterstettener Gymnasiumsturnhalle für Flüchtlinge herrichteten

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Dass es bei Feuerwehr, BRK und THW gelegentlich eilt, ist nicht ungewöhnlich, wohl aber der Grund dafür, warum es für die Retter am Montagabend schnell gehen musste: Keine Katastrophe, sondern Landrat Robert Niedergesäß mahnte zur Eile: "Wir haben noch 20 Minuten, dann muss ich das Buffet eröffnen." Dieses war ein kleines Dankeschön des Landkreises für die vielen Helfer, die im vergangenen Mai innerhalb weniger Stunden die Vaterstettener Gymnasiumsturnhalle zu einer Flüchtlingsunterkunft mit 200 Schlafplätzen hergerichtet hatten.

Hintergrund war der sogenannte "Winter-Notfallplan", den die Staatsregierung im vergangenen Herbst vorgegeben hatte. Dieser sah vor, dass jeder Landkreis Notquartiere für 200 bis 300 Flüchtlinge vorhalten muss, um die Erstaufnahmeeinrichtungen bei Bedarf zu entlasten. Der Landkreis Ebersberg meldete die Halle des Gymnasiums nach München, "der Notfall kam dann im Mai", so Niedergesäß. Innerhalb eines halben Tages musste die Sport- zu einer Schlafstätte werden, was nur dank der Helfer von Rotem Kreuz, THW und den Feuerwehren möglich war, betonte der Landrat. Diese hätten schnelle und gute Arbeit geleistet, "ich war selbst vor Ort und habe mich fast als Störfaktor empfunden, so gut lief es alles." Dieses Engagement sei "nicht selbstverständlich", lobte Niedergesäß die ehrenamtlichen Helfer, "aber wenn Not am Mann ist, kann man sich auf die Menschen und Strukturen im Landkreis verlassen." Die einzelnen Organisationen, also BRK, Feuerwehren und THW hätten sehr gut zusammengearbeitet, daraus könne man lernen, etwa für das Katastrophenschutz-Konzept, das der Landkreis derzeit erarbeitet. Aber vor allem, so Niedergesäß, "ist der Sinn und Zweck dieses Abends, Danke zu sagen."

Und den gab es nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich in Form einer Urkunde für alle Beteiligten. Die Idee dazu habe er aus seiner Heimatgemeinde Vaterstetten mitgebracht, erklärte der Landrat. Denn in seiner Zeit als Bürgermeister gab es dort Urkunden für junge Ehrenamtliche, die sich diese selbst von ihrer Gemeinde anstelle anderer Dankesgaben, wie etwa Kinokarten oder sonstige Geschenke gewünscht hätten. "Sie sind ein Vorbild für den Landkreis und für die Gesellschaft", lobte der Landrat und bekräftigte, sich weiter für die Unterstützung des Ehrenamts einsetzen zu wollen. Als erste Schritte wurde bereits die Ehrenamtskarte eingeführt, deren Besitzer beispielsweise mancherorts weniger Eintritt zahlen oder Rabatte in teilnehmenden Geschäften bekommen, auch eine Ehrenamtsbeauftragte gibt es mittlerweile im Landratsamt. "Eine Gesellschaft ohne Ehrenamt ist eine arme Gesellschaft", so Niedergesäß zu den Freiwilligen, der Abend mit Urkunden und Buffet sei ihnen daher zur "Erinnerung, Anerkennung und vielleicht als Motivation für den nächsten Einsatz" gedacht.

Dieser könnte eher früher als später anstehen: "Der Notfall ist zur Regel geworden", so Niedergesäß, derzeit würden bereits vier der zehn Schulturnhallen im Besitz des Landkreises als Notunterkünfte genutzt, "und wir rechnen täglich damit, dass die Halle in Vaterstetten wieder gebraucht wird." Wann es so weit sei, könne man nicht sagen, "aber manche Sachen fragen wir auch nicht so genau nach und harren der Dinge." Grundsätzlich, auch das stellte Niedergesäß klar, könne der Landkreis die vielen Menschen durchaus unterbringen, erst Ende vergangener Woche hatte etwa die Gemeinde Pliening einen möglichen Standort für eine Traglufthalle ans Landratsamt gemeldet. Allerdings gebe es eine Einschränkung: "Wir haben noch Potenzial, aber es geht nicht in dieser Geschwindigkeit weiter, die Turnhallen sind endlich." Noch in dieser Woche wollen sich die Landräte mit dem Ministerpräsidenten treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Egal welche Ergebnisse dieses abbringt, so Niedergesäß an seine Gäste, "es ist gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die uns beistehen."

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Quelle:
SZ vom 07.10.2015
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