Mobilität:Anschub für Autoteiler

Carsharing Grafinger Autoteiler, Robert Niedergesäß und Ingo Kwisinski

Der Landkreis nutzt bereits Carsharing-Fahrzeuge, 2013 stellten Landrat Robert Niedergesäß und Ingo Kwisinski von den Autoteilern das Projekt vor.

(Foto: Privat)

In elf Gemeinden gibt es inzwischen Carsharing-Vereine. Theoretisch hätten mehr als 80 Prozent der Landkreisbürger Zugriff auf das Angebot, doch nur 1,5 Prozent nutzen es. Nun soll verstärkt Werbung gemacht werden

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Carsharing auf dem Land kann funktionieren: Diesen Beweis haben die Autoteiler in der Region inzwischen längst angetreten. Elf Carsharingvereine mit mehr als 900 Mitgliedern gibt es im Landkreis, gut 60 Autos stehen ihnen zur Verfügung. Allein in diesem Jahr wurden drei neue Vereine gegründet. "Die Erfolgsstory geht weiter", konstatierte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), als Klaus Breindl, der federführend für das Projekt im Landkreis zuständig ist, kürzlich im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags diese Zwischenbilanz präsentierte. Doch es ist auch noch viel zu tun: Denn theoretisch hätten inzwischen mehr als 80 Prozent der Landkreisbürger Zugriff auf ein Carsharing-Angebot - nur 1,5 Prozent nutzen es aber tatsächlich. Daher ist nun eine neue Werbeoffensive geplant.

Schließlich haben sich die Initiatoren, die sich 2013 entschieden haben, Ebersberg zur Modellregion für flächendeckendes Carsharing zu machen, große Ziele gesetzt. Bis 2020 sollen alle Gemeinden und Gemeindeteile mit mindestens 3000 Einwohnern Zugriff auf ein gemeinsam genutztes Auto haben. 2025 soll es in allen Gemeindeteilen mit 1000 Einwohnern und mehr die Möglichkeit zum Autoteilen geben, fünf Prozent der Landkreisbürger sollen das Angebot auch tatsächlich nutzen. Im Jahr 2030 sollen es diesen Plänen zufolge schon zehn Prozent Nutzer sein.

Das Ziel für 2020 habe man schon beinahe erreicht, sagte Breindl, in fast allen Gemeinden und Gemeindeteilen mit mehr als 3000 Einwohnern gebe es bereits Carsharing-Angebote. Einzige Ausnahme ist bisher noch Steinhöring. "Der Ausbau des Angebots ist also weit fortgeschritten, nächster Schwerpunkt ist die Stärkung der Nachfrage", unterstreicht Breindl. Zwar spürt er gerade in Vaterstetten, wo er Vorsitzender der Auto-Teiler ist, seit einigen Monaten wieder verstärktes Interesse, doch noch hat die aktuelle Klimadebatte nicht den ganz großen Zustrom zu den Carsharing-Vereinen ausgelöst. Deshalb arbeitet die Projektgruppe Carsharing nun an einem professionellen Marketingkonzept, auch Rabatte, Sonderaktionen oder gemeinsame Angebote mit dem MVV wären denkbar. "Momentan sind wir da aber noch ganz am Anfang", sagt Breindl.

Geeignet ist Carsharing seiner Überzeugung nach für jeden: "Ich bin ja Volkswirt, und für mich ist das Auto eine der größten Verschwendungen überhaupt." Mindestens 23 Stunden am Tag stehe es in der Regel nur herum - das beste Argument dafür, sich kein eigenes anzuschaffen, sondern eines aus dem Carsharing-Pool bei Bedarf zu nutzen. Es gebe aber auch viele Mitglieder, die statt ein Zweitauto anzuschaffen aufs Autoteilen zurückgriffen - beispielsweise dann, wenn der Nachwuchs auch einen Führerschein hat und Anspruch aufs Familienauto erhebt. Doch auch wer für einen Vereinsausflug mal einen Neunsitzer-Bus braucht oder einen Anhänger oder Fahrradträger benötigt, kann bei den Autoteilern fündig werden. "Eine Mitgliedschaft lohnt sich praktisch für jeden", erklärt Breindl überzeugt.

Ohnehin ist Ebersberg schon sehr viel weiter als alle anderen Landkreise im Münchner Umland, dort steckt Carsharing noch in den Kinderschuhen. Im gesamten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen stehen beispielsweise gerade einmal zehn Autos für Carsharing zur Verfügung. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass im Landkreis Ebersberg das Thema mit großem ehrenamtlichen Engagement vorangetrieben wird - allen voran von Klaus Breindl, dessen Vaterstettener Verein allein schon mehr als 400 Mitglieder hat. In der Vergangenheit wurde er daher schon mit verschiedenen Ehrentiteln bedacht, gern wird er als "Mr. Carsharing" begrüßt. Nun hat der Landrat noch einen weiteren erfunden: Als Carsharing-Papst begrüßte er Breindl zur Sitzung des Verkehrsausschusses.

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