Ebersberg:Angepöbelt, angefahren und beschossen

Ebersberg: Das Plieninger Bürgerhaus kann für private Feste gemietet werden. Ein Freifahrtschein ist das laut Bürgermeister Roland Frick jedoch nicht.

Das Plieninger Bürgerhaus kann für private Feste gemietet werden. Ein Freifahrtschein ist das laut Bürgermeister Roland Frick jedoch nicht.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Rettungskräfte im Landkreis Ebersberg sind regelmäßig das Ziel von Übergriffen. Nicht selten kommen die Täter ohne Konsequenzen davon.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Feuer, Explosionen oder einsturzgefährdete Gebäude sind Risiken, die man mit der Arbeit von Feuerwehr und Rettungsdiensten verbindet. Doch gelegentlich geht das Risiko für die Retter auch von gewaltbereiten Passanten aus. Auch im Landkreis Ebersberg wurden Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten in den vergangenen Jahren Ziel solcher Angriffe.

Manchmal gehen diese von Verwirrten aus. So geschehen vor einigen Jahren bei der Öffnung der Wohnung eines angeblich Verstorbenen. Der sich dann aber als quicklebendig erwies - und, statt einfach die Haustüre zu öffnen, die Polizisten und Feuerwehrleute vom Balkon aus mit Teilen seiner Einrichtung bewarf.

Doch auch Übergriffe von alkoholisierten oder unter Drogen stehenden Personen auf Rettungskräfte kommen vor. Einen besonders krassen Fall gab es in der Silvesternacht 2012/2013 in Grafing. Es begann mit einem für die Neujahrsnacht typischen Feuerwehreinsatz, die Retter wurden zu einer brennenden Hecke gerufen.

Weniger Routine war dann aber der Rückweg zum Feuerwehrhaus: Auf dem Marktplatz wurden die Einsatzfahrzeuge von einigen der dort zum Feiern Versammelten nicht nur mit Flaschen beworfen, sondern auch mit Feuerwerksraketen beschossen. Verletzt wurde zum Glück niemand, auch der Schaden hielt sich in Grenzen. Genau wie die Folgen für die Randalierer: Zwar wurde die Attacke bei der Polizei gemeldet, eine formelle Anzeige gab es allerdings nicht. Zu gering seien die Aussichten, aus der Menge der Feiernden heraus Angreifer zu identifizieren, teilten Polizei und Feuerwehr mit.

Doch nicht immer bleiben Angriffe auf Rettungskräfte folgenlos, was vor drei Jahren ein damals 56-Jähriger erfahren musste. Der Mann hatte einen Feuerwehrmann, der eine Unfallstelle bei Poing abgesichert hatte, aus Ungeduld absichtlich angefahren. Ein Bagger hatte dort zuvor eine Ölspur hinterlassen, während diese beseitigt wurde, war die Straße nur einseitig befahrbar. Was der Autolenker aber nicht akzeptieren wollte, er versuchte stattdessen, den Feuerwehrmann mit seinem Auto von der Straße zu drücken, wodurch dieser leichte Prellungen an den Knien erlitt.

Besonders häufig sind Beschimpfungen durch Autofahrer

Vor Gericht zeigte sich der Autofahrer geläutert und zerknirscht, entschuldigte sich beim Feuerwehmann und zahlte diesem auch ein Schmerzensgeld von 1000 Euro - weitere 12 600 Euro gingen an die Staatskasse, außerdem wurde ihm der Führerschein für drei Monate eingezogen.

Weitaus häufiger als solche krassen Übergriffe sind dagegen Beschimpfungen und Pöbeleien gegen Polizei und Rettungskräfte. Etwa wenn gestresste Autofahrer der Meinung sind, ein Einsatz dauere zu lange. So geschehen etwa vor gut einem Jahr nach einem schweren Unfall auf der Autobahn 94 bei Forstinning.

Im Osterferienverkehr waren vier Personenautos und ein Lastwagen ineinandergekracht - die Fahrer hatten Glück im Unglück, es gab lediglich drei Leichtverletzte. Die Fahrzeuge waren größtenteils aber nur noch Schrott und mussten von der Autobahn geräumt und abgeschleppt werden. Was nach Ansicht einiger wartender Autofahrer nicht schnell genug ging. Die Forstinninger Feuerwehr berichtete nach dem Einsatz, man habe sich "üble Beschimpfungen und Beleidigungen von verständnislosen Fahrzeuglenkern anhören" müssen.

Dies kennt man auch bei der Ebersberger Feuerwehr. Dort ist man wegen des anhaltend schlechten Benehmens mancher Verkehrsteilnehmer bereits vor gut 15 Jahren dazu übergegangen, rabiate Autofahrer konsequent anzuzeigen. Mit diesen macht auch die Polizei so ihre schlechten Erfahrungen, zuletzt erst vor einigen Wochen beim Ebersberger Faschingsumzug.

Die Einsatzkräfte berichteten von mehreren Autofahrern, die sich lautstark über die Straßensperrungen bei den dort stehenden Polizisten beschwert hätten. Einer habe sogar versucht, die Sperre zu umfahren - die zu diesem Zeitpunkt bereits abgebaut wurde.

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