Weltpremiere in Ebersberg:"Von Bingen bis Bush, eingeladen von der Boltz"

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"Female - Music made by women" heißt das neue Album der Münchner Sängerin Stefanie Boltz. (Foto: Mike Meyer/oh)

Die Sängerin Stefanie Boltz präsentiert im Alten Kino "Female - Music made by women". Mit dem Programm, das zwölf Frauen aus Klassik, Jazz, Blues sowie Pop porträtiert, will sie bewegen und ermutigen.

Von Anja Blum, Ebersberg

Als Musen waren Frauen stets gefragt. Selbst Kunst zu erschaffen hingegen war für sie über Jahrhunderte hinweg nicht minder abwegig wie in die Politik zu gehen, Fußball zu spielen oder Flugzeuge zu fliegen. "Frauen durften Musik lange nur zur Zierde, aber nicht als Beruf ausüben", sagt die Münchner Sängerin Stefanie Boltz. Trotzdem hätten zahlreiche starke Frauen, ihrer Berufung folgend, Musik von individueller Schönheit geschaffen. Ihnen hat Boltz nun ein neues Album gewidmet. Am Donnerstag, 7. März, stellt sie "Female - Music made by women" bei einem Pre-Release-Konzert im Alten Kino in Ebersberg erstmals der Öffentlichkeit vor. Also passenderweise am Vorabend des Weltfrauentags.

"Female" sei ein über lange Zeit gewachsenes Herzensthema, erzählt Boltz, die als Bandleaderin und Songwriterin auf der Bühne steht, eine Konzertagentur leitet und eigene Festival-Formate kuratiert. Selbstverständlich seien Frauen in ihrer Kreativität so unterschiedlich wie die Menschen generell, so die Sängerin. "Für mich macht Frausein als Künstlerin aber einen Unterschied. Muss es ja. Denn das Weibliche hat die Anbindung an etwas, das so groß ist, dass daraus Leben entsteht." Daher sei es für sie naheliegend gewesen, sich mit prägenden Vorreiterinnen und beeindruckenden Kolleginnen auseinanderzusetzen. "Deren Lebensentwürfe und künstlerischen Prozesse sind Blaupausen, die man sich immer wieder anschauen sollte." So sei über Jahre eine große Stoffsammlung entstanden, im Kopf, in Schubladen oder auf Playlisten.

"Ich bin 50 - und will sichtbar bleiben", sagt Stefanie Boltz. Völlig zu Recht. (Foto: Veranstalter)

"Zunächst waren es viel zu viele Frauenfiguren, um sie je zusammenführen zu können", erzählt Boltz. Also habe sie ganz intuitiv angefangen, eine Auswahl zu treffen, ohne Konzept, aber in dem Vertrauen, dass es am Ende einen schlüssigen roten Faden geben würde. Also sei sie zu jeder Künstlerin, so unterschiedlich sie seien, in Beziehung getreten. "Interessanterweise habe ich dann gespürt, dass ich mich - bei aller Bewunderung - mit manchen doch nicht so gut verstehe. Anderen wollte ich lieber nicht zu nahe kommen, weil deren Tragik für mich schwer auszuhalten ist und mich an eigene schwere Phasen erinnert." Zu vielen wiederum sei schnell eine gewisse Nähe entstanden, sogar Seelenverwandte habe sie gefunden. "Durch das Reiben am musikalischen Material fielen manche dann aber auch wieder weg - manchmal lieben einen die Stücke eben nicht zurück, dann muss man es lassen."

Das Ergebnis nun nennt die Sängerin einen musikalischen Salon mit einer ausgewählten Riege von zwölf Frauen aus Klassik, Jazz, Blues und Pop - "von Bingen bis Bush, eingeladen von der Boltz", sagt sie und lacht. Denn das Projekt gleiche einer guten Party, bei der man neben Vertrauten und loseren Bekannten auch neue Frauen kennenlerne, durch die wiederum neue Türen aufgingen.

Unter den porträtierten Frauen sind Ikonen, aber auch Kämpferinnen und Vergessene

Die porträtierten Frauen stammen also aus mehreren Jahrhunderten, es sind Role Models und Ikonen darunter, "aber auch Vergessene, Verhinderte und Kämpferinnen, die immer wieder aufstanden und ihre Stimmen erhoben", so Boltz. Die Riege reicht von Hildegard von Bingen über Alma Mahler oder Nina Simone bis zu Kate Bush, Bessie Smith oder Ma Rainey. Collagenhafte Momentaufnahmen aus den Leben dieser schöpferischen Frauen sollen dem Publikum deren Gedanken und Sehnsüchte ebenso nahe bringen wie ihre Werke.

Zwar wolle sie "Female" nicht als feministisches Projekt verstanden wissen, betont Boltz. "Ich freue mich aber über jede Hintertür, die jenseits von Zeigefingern und Dogma aufgeht." Schließlich sei gerade die Kulturbranche - "selbst in Zeiten von Quote und Gender-Akrobatik" - nach wie vor sehr von männlichen Vorstellungen geprägt. Für Boltz persönlich heißt das: "Ich bin 50 und will sichtbar bleiben!" Die Arbeit an "Female" sei für sie deshalb Bewusstseinsbildung und durchaus Empowerment. "Und sollte dieses Programm für andere einen ähnlichen Effekt haben, würde ich mich sehr darüber freuen!"

Mit Christian Wegscheider arbeitet Stefanie Boltz schon lange zusammen. (Foto: Veranstalter)

Bei dem Wagnis, Musik aus so verschiedenen Epochen und Stilistiken stimmig zusammenzuführen, wurde Stefanie Boltz begleitet von dem Pianisten und Komponisten Christian Wegscheider. Mit ihm gemeinsam hat sie die meisten Arrangements erarbeitet. Mit einem Mann? "Ja", sagt sie, "Christian ist ein vertrauter musikalischer Partner seit mehreren Jahren. Ihm jetzt eine Frau vorzuziehen, nur weil das Thema ein weibliches ist, hätte ich als konstruiert empfunden." Zumal die restliche Besetzung der CD-Produktion "circa fifty-fifty" besetzt gewesen sei. "Außerdem ist bei Christian daheim seit 30 Jahren die ,Emma' abonniert."

Stefanie Boltz mit Trio im Alten Kino Ebersberg: Pre-Release von "Female - Music made by women", am Donnerstag, 7. März, um 20.30 Uhr. Einlass ist von 19.30 Uhr an. Karten gibt es unter www.kultur-in-ebersberg.de , telefonisch unter (08092) 255 92 05 oder an der Abendkasse. Die CD "Female" erscheint zwar offiziell erst Anfang Juni, doch ein paar Exemplare wird die Sängerin wohl schon im Gepäck haben.

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