Süddeutsche Zeitung

Kultur in Ebersberg:Der Vorhang bleibt zu

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Im Alten Kino und im Alten Speicher wird es vermutlich bis Ende März keine Veranstaltungen geben. Das hat das Team angesichts der aktuellen Vorgaben beschlossen. Hinter der Bühne wird derweil an neuen Ideen getüftelt.

Von Anja Blum, Ebersberg

"Wir wollen das Zepter wieder in die Hand nehmen", sagt Markus Bachmeier, Chef des Alten Kinos in Ebersberg. Eine Aussage, die erst einmal positiv klingt - de facto aber bedeutet, dass die Türen der beiden Bühnen in der Kreisstadt erst einmal geschlossen bleiben. Das hat das Team um Bachmeier nun schweren Herzens beschlossen - und macht damit deutlich, wie schlecht es um die Kultur im ganzen Landkreis wieder einmal bestellt ist.

Zwar wären Veranstaltungen derzeit erlaubt, doch die gesetzlichen Einschränkungen machen eine Umsetzung schier unmöglich. "Omikron-Wand, 2 G Plus, Abstand, Maske, wenig Leute, wenig Stimmung, wenig Einnahmen: So macht das einfach keinen Sinn", sagt Bachmeier. Weder das Publikum, noch die Künstler oder Organisatoren hätten an solch einer Situation Freude. Selbst dass die Auslastung der Säle nun endlich von 25 auf 50 Prozent angehoben worden sei, ändere daran nichts, sagt der Ebersberger Intendant. Kultur - die findet in Bayern halt offenbar vor allem im Wirtshaus statt.

Das ständige Umplanen sei wahnsinnig frustrierend

Also hat das Ebersberger Kulturteam beschlossen, erst einmal keine Veranstaltungen mit Publikum mehr anzubieten. "Höchstens den ein oder anderen Stream." Denn außerdem, so erklärt Bachmeier, sei das ständige kurzfristige Umplanen wahnsinnig anstrengend und frustrierend. Drei Viertel der Termine auf dem jüngsten Flyer habe man schon kurz darauf wieder canceln müssen. "Wir wollen endlich agieren, anstatt nur zu reagieren." Insofern konzentriere sich die Planung nun auf die wärmere Zeit ab April. Dann soll es viele Konzerte und Kabarettabende in der Kreisstadt geben, und auch die lokalen Akteure scharren schon mit den Hufen: Das Grafinger Jugendorchester will endlich wieder spielen, Movimento seine neue Show aufführen. Und ein Kulturfeuer im Klosterbauhof soll es laut Bachmeier 2022 auch wieder geben.

Langweilig wird es dem Team trotz der Schließung sicher nicht

Dem Team des Alten Kinos wird es jedenfalls keine Sekunde langweilig sein, trotz der Schließung. Kurzarbeit kommt für den Verein also weiterhin nicht infrage. Auf der Agenda steht neben der Planung des Sommers nämlich auch: aufräumen. "Es gibt wirklich vieles, wozu wir in den vergangenen Monaten einfach nicht gekommen sind", erklärt Bachmeier. Nach einem großen Umbau im Backstagebereich stünden überall noch unausgepackte Kisten und allerhand Dinge, die noch keinen festen Platz gefunden hätten.

Außerdem spuken dem Kulturchef freilich schon wieder jede Menge Ideen im Kopf herum. Mit den Schauspielern Alexander Liegl, Michael Altinger und Constanze Lindner, die alle drei sozusagen zum Ebersberger Inventar gehören, soll deren neuester Coup, eine Boulevardkomödie mit dem Titel "Die wahre Geschichte von Bonnie & Clyde", auf der Bühne des Alten Kinos verfilmt werden. "Das ist sehr, sehr lustig und turbulent, viele schnelle Wechsel durch zahllose Türen", erklärt Bachmeier - "und deswegen eine Herausforderung für jeden Kameramann". Zu sehen sein soll die Aufzeichnung dann auf Altes-Kino-TV, einer neuen Mediathek. Ebenfalls schon fest eingeplant ist eine Showreihe mit Gaston alias Florian Reinhold. Der Magier, Moderator und Verwandlungskünstler hatte das Ebersberger Publikum zuletzt mit seinem Projekt "Jacqueline singt" verzaubert. Die Pilotsendung des neuen Formats soll im März über die Bühne gehen.

Ebenfalls im März ist das österreichische Kabarettduo Blözinger zu Gast - und wenn es nach Bachmeier geht, soll das auch so bleiben. Nur dass es keine öffentliche Vorstellung geben wird, sondern eine etwas experimentelle Aufzeichnung. "Wenn man den beiden beim Soundcheck zuhört, ist das fast besser als ihr eigentliches Programm", sagt der Bühnenchef über Robert Blöchl und Roland Penzinger. "Und genau diesen Drive hätte ich gerne!" Corona, so scheint es, lässt den Kulturschaffenden keine andere Wahl, als sich einzulassen auf neue Formate und Geschichten. Wie gut, dass sie so kreativ sind.

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