Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Altersarmut steigt auch im Landkreis

Immer mehr Menschen im Landkreis sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Unterstützung angewiesen. Die Zahl der Empfänger von "Alters-Hartz-IV" stieg binnen zehn Jahren um 38 Prozent. Diese Zahlen nennt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer aktuellen Pressemeldung. Demnach gab es im Kreis Ebersberg 2008 noch 569 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, im vergangenen Jahr dagegen 786. Die NGG beruft sich auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Bayern zuletzt rund 125 000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung - 43 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Tim Lünnemann, Geschäftsführer der NGG-Region München, fordert eine "rentenpolitische Kurskorrektur". Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern. Ausschlaggebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigkeitsprüfung gebe. "Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück", sagt Lünnemann.

"Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs", erklärt Gewerkschafter Lünnemann.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2019 / SZ
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