Ebersberg:Alternativen zum Mais

Ebersberg: Die Nachfrage nach Sonnenblumenkernen, Soja, Linsen und Quinoa auf dem Markt ist gestiegen.

Die Nachfrage nach Sonnenblumenkernen, Soja, Linsen und Quinoa auf dem Markt ist gestiegen.

(Foto: Christian Endt)

Der Anbau von Bio-Sonderkulturen gewinnt zunehmend auch im Landkreis an Relevanz

Von Julian Carlos Betz, Ebersberg

Wer bei Fahrten durch den Landkreis aufmerksam ist, kann immer wieder kleinere Flächen ausmachen, auf denen sich neben gewöhnlichen Feldpflanzen wie Mais oder Weizen auch weniger verbreitete Gewächse befinden: Sonnenblumen, Lupinen, Sojabohnen oder Buchweizen. Hierbei handelt es sich häufig um sogenannte Sonderkulturen. Ihr Anbau ist zeit- und kostenintensiver als der der üblichen Feldfrüchte, sie stellen auch besondere Ansprüche an Boden und Klima. Dafür lassen sich für die Sonderkulturen meist auch höhere Preise erzielen.

Laut einer Statistik des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten werden heute beispielsweise deutlich mehr Flächen für den ökologischen Sojaanbau genutzt als noch vor einigen Jahren: Zwischen 2012 und 2016 betrug die Steigerung 168 Prozent. Bei den Sonnenblumen haben sich die Flächen in der gleichen Zeit von 34 auf 60 Hektar vergrößert. Während der konventionelle Anbau von Sonderkulturen zur Verarbeitung in der Lebensmittelindustrie jedoch im globalen Wettbewerb und aufgrund des teils geringen Ertrags in Deutschland eher nicht lohnt, wird der ökologische Anbau durchaus geschätzt, so Anika Wirsig vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Laut einer aktuellen Pressemitteilung (PDF) der deutschlandweit größten Bio-Erzeuger-Vereinigung "Marktgesellschaft der Naturland Bauern" wenden sich nicht nur verarbeitende Betriebe der Lebensmittelindustrie aufgrund der steigenden Nachfrage von Verbraucherseite zunehmend an Bio-Hersteller. Auch wegen der Unabhängigkeit von der internationalen Konkurrenz entstehe ein regelrechter Nischenmarkt für Bio-Sonderkulturen. Für diesen Markt, insbesondere unter anderem Sonnenblumen, Soja, Linsen und Quinoa, bestehe großes Potenzial. Wichtig sei dabei aber, "mit Fingerspitzengefühl" vorzugehen, so Liane Regner von der Naturland-Marktgesellschaft. Nachdem es sich um kleinere Nachfragemengen handle, die von einzelnen verarbeitenden Betrieben ausgingen, empfiehlt sie grundsätzlich den Vertragsanbau. So könne auch ein stabiler Preis garantiert werden, da nicht unkontrolliert große Mengen produziert würden.

In Zorneding hat sich Franz Lenz junior an ökologischem Buchweizen versucht. Das mache er jetzt seit etwa drei Jahren, berichtet er und klingt dabei sehr zufrieden. Das sei "sehr rar in der Gegend", wer sich für so etwas entscheide, brauche schon "einen gewissen Pioniergeist", fügt er lachend hinzu. Doch nachdem Lenz eine Vereinbarung mit einem Erdinger Landwirt hat, für den er diese besondere Weizenart anbaut, kann er sich auch nicht beklagen. So bestehen keine Absatzprobleme.

Im Grunde sei er ohnehin ein "Fan von langsamer Entwicklung", sagt Lenz. Mit dem festen Absatz als Grundlage könne man sehen, wie es so weitergeht. Für die eigene Verarbeitung, in diesem Fall das aufwendige Schälen, bräuchte man teure Maschinen. In so etwas gleich voll einzusteigen, macht aus Lenz' Sicht wenig Sinn. Stattdessen findet er es gut, eine kleine Fläche zu bearbeiten und zu akzeptieren, dass es eben "auch mal wieder vorbei" sein kann. Nämlich dann, wenn die ohnehin spezielle Nachfrage vielleicht wieder einbricht. Denn wie Wirsig erklärt, gelte für alle "Sondersachen" ein besonders hohes Risiko von Preis und Nachfrage. Da der Markt nicht sehr breit sei, müsse man sich auch darauf einstellen, dass die kleine Nachfrage wieder zurückgehe.

Einen anderen Vorteil habe der Anbau von Buchweizen aber auch noch, merkt Lenz an: Da diese Sorte das ganze Jahr über blühe, tue man damit Bienen und anderen Insekten einen Gefallen. Auch Sonnenblumen sind bei Bienen beliebt, jedenfalls wenn sie nicht zu den nektarfreien Sorten zählen. Und nebenbei sehen sie auch noch gut aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: