Ebersberg:Alles andere als eine Kurzschlusshandlung

Zum zweiten Mal ist die Elektrotankstelle in Ebersberg zerstört worden - ob sie nun wieder aufgebaut wird, ist unklar.

Anja Blum

Ich bin sehr traurig und wütend", sagt Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer. In der Kreisstadt nämlich scheint gerade ein Modellprojekt zu scheitern: Die Aufladestation für Elektroautos am Volksfestplatz ist innerhalb kürzester Zeit zweimal völlig zerstört worden. Der Betreiber erwägt nun, die demolierte Anlage nicht durch eine neue zu ersetzen.

Besonders bitter: Die Ebersberger Elektrotankstelle war die erste, die von Eon in der Modellregion München aufgestellt wurde, das war im Dezember 2010. Durch das Projekt, das vom Bundesverkehrsministerium gefördert wird, soll eine flächendeckende Ladeinfrastruktur aufgebaut und das Verhalten der Nutzer von Elektroautos analysiert werden. Das Aufladen kostet nichts, wird aber per persönlicher Magnetkarte registriert. Im Landkreis gibt es neben Ebersberg derzeit in Vaterstetten und Poing Elektrotankstellen, in Grafing wird demnächst eine solche eröffnet. Im gesamten Münchner Umland beläuft sich die Zahl der Zapfsäulen auf 17, geplant ist laut Eon, diese auf 30 zu erhöhen.

Nun könnte man meinen, dass immer wieder einmal eine der zahlreichen Ladestationen demoliert wird, doch dies ist offenbar nicht der Fall: "Ebersberg ist eine unrühmliche Ausnahme", sagt Peter Wendler von Eon. Erst am Osterwochende habe man in der Kreisstadt einen "Totalschaden" hinnehmen müssen - und jetzt schon wieder.

Vergangene Woche wurde die Anlage erneut aus der Verankerung gerissen und laut Polizeibericht später in Gsprait aufgefunden. Am Volksfestplatz ragt nur noch ein dickes Kabel aus dem losen Betonsockel. Laut Eon entstand in beiden Fällen ein Sachschaden von rund 10000 Euro. Der Betreiber hat jeweils Anzeige erstattet und für Hinweise, die zur Identifizierung des Täters führen, eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt. Wer Angaben zu der Sache machen will, kann sich an die Polizeidienststelle in Ebersberg werden.

"Um eine solche Anlage zu zerstören und zu transportieren, braucht es mindestens drei Täter", sagt Wendler. Eine Elektrozapfsäule sei schließlich zwei Meter hoch, wiege knapp hundert Kilogramm und sei mit sehr starken Metalldübeln an einem extra gegossenen Betonfundament befestigt. "Es geht kaum stabiler", ist sich der Eon-Sprecher sicher. Über die Gründe für den gehäuften Vandalismus in Ebersberg aber kann er nichts sagen. "Das ist einfach kriminell."

Ob Eon das Projekt Elektrotankstelle in Ebersberg jetzt als gescheitert ansieht oder nicht, muss laut Wendler erst noch geklärt werden. "Da sind einige Partner dabei, mit denen wir erst sprechen müssen." Geht es nach Ebersbergs Bürgermeister, soll die Kreisstadt freilich wieder eine Ladestation für Elektroautos bekommen. "Alles andere wäre sehr schade", sagt Brilmayer. Allerdings, so meint er, müsse man eventuell über einen anderen Standort nachdenken. "Wir glaubten eigentlich, der Volksfestplatz wäre praktisch. Dort können Pendler in Ruhe ihr Auto aufladen, es gibt genügend Platz und niemanden, der sich gestört fühlen könnte." Doch offenbar habe man sich getäuscht: Der Platz am östlichen Ortsrand sei über Nacht unbeaufsichtigt - und wahrscheinlich deswegen anfällig für Vandalismus.

In Vaterstetten zum Beispiel ist die Zapfsäule für Elektroautos im Parkhaus am Bahnhof, das von einem privaten Security-Dienst bewacht wird, sicher untergebracht. Auch in Poing, wo sich die Elektrotankstelle ebenfalls im Inneren eines bewachten Park-and-Ride-Gebäudes befindet, gibt es laut Bürgermeister Albert Hingerl keine Probleme.

Etwas besorgt zeigt sich Grafings Bürgermeister Rudolf Heiler, der am 22. Juni eine Aufladestation in Grafing-Bahnhof eröffnen wird. "Ich hoffe sehr, dass sich das nicht zu einem größeren Problem entwickelt - denn dafür hätte ich auch keine Patentlösung", gesteht er. Schließlich müssten die Elektrozapfsäulen öffentlich zugänglich sein, stünden aber eben in der Regel an unbewachten Orten. "Und wenn dann wegen Vandalismus die Kosten in die Höhe schnellen, habe ich schon Verständnis für die Betreiber, die sich zurückziehen", so Heiler, "auch wenn man mit dem Angebot eigentlich neue Nutzer gewinnen möchte." Vielleicht sei das Prinzip einfach noch nicht genug ausgereift.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: