Süddeutsche Zeitung

Feuerwehreinsatz:Höheres Bußgeld bei Fehlmeldungen

Immer häufiger muss die Feuerwehr zu unnötigen Einsätzen. Die Strafen für Verursacher werden deshalb in Ebersberg teurer.

Von Christian Endt, Ebersberg

Das Feuerwehrfahrzeug biegt von der Feuerwache in die Eberhard-straße ein und fährt mit Blaulicht und Sirene Richtung Norden. Bei einem IT-Unternehmen im Gewerbegebiet am Forst ist ein Brand gemeldet. Es ist früher Nachmittag, wenig Verkehr. Nach wenigen Minuten sind die Feuerwehrmänner am Einsatzort. Die Mitarbeiter stehen vor dem Gebäude. Feuer und Rauch sind nicht zu sehen. Das liegt daran, dass es gar nicht brennt. Falscher Alarm, ausgelöst durch eine automatische Brandmeldeanlage.

Der Einsatz am Mittwochnachmittag war der 49. Fehlalarm in diesem Jahr allein für die Freiwillige Feuerwehr Ebersberg - mehr als einer pro Woche. Nicht erst jetzt reicht es den Feuerwehrleuten. Auf ihren Wunsch beschloss der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Stadtrats am Dienstag, für solche Fehleinsätze künftig eine Gebühr von 500 Euro zu erheben.

Weniger als hundert Euro Bußgeld kostet ein Fehleinsatz bisher

Schon heute bekommen die Verursacher solcher Fehlalarmierungen einen Kostenbescheid, erläuterte Geschäftsleiter Erik Ipsen dem Gremium. Bisher rechne man stundenbasiert gemäß eines Kostenverzeichnisses ab, meist kämen weniger als hundert Euro heraus. Die tatsächlichen Kosten lägen jedoch höher. Wenn Feuerwehrleute für Einsätze beispielsweise ihren Arbeitsplatz verließen, hat der Arbeitgeber einen Anspruch auf Entschädigung für den Ausfall.

Ebersbergs Feuerwehrkommandant Ulrich Proske sieht noch andere Probleme. Jede Einsatzfahrt bringe ein Unfallrisiko mit sich. Vor allem aber: "Wenn es Brandmeldeanlage heißt, kommt die Hälfte der Mannschaft nicht mehr." Als echt hat sich ein solcher Alarm heuer kein einziges Mal heraus gestellt. Die Kollegen könnten nicht ständig wegen Fehlalarmen die Arbeit liegen lassen. Eine Stunde vergehe dabei leicht, über das Jahr fehlt dadurch einer mehr als eine ganze Arbeitswoche. Mitten in der Nacht umsonst aufstehen ist auch nicht beliebt. Das Problem: "Wenn es wirklich brennt, haben wir zu wenig Leute." Dann stehe er in der Verantwortung, sagt Proske.

Die Gründe für irrtümliche Alarmierungen sind vielfältig. Ein angebranntes Essen, Staub von Bauarbeiten, eine Zigarette. Bei dem Einsatz am Mittwoch ist ein Thermoschrank schuld, in dem die Firma Bauteile testet. Heiße Luft ist ausgetreten und hat einen Wärmesensor der Brandmeldeanlage ausgelöst. Als die Feuerwehr ankommt, wissen die Mitarbeiter längst, dass es kein Feuer gibt. "Sobald wir alarmiert sind, müssen wir auch ausrücken", sagt allerdings Kommandant Proske, das sei so Vorschrift. "Nur die Feuerwehr darf dann feststellen, ob ein Brand vorliegt."

Auch die Unternehmen stehen in der Pflicht

Es gebe allerdings inzwischen technische Möglichkeiten, mit denen sich das Problem lösen ließe. Eines hat sich Proske bereits angeschaut: Im Falle eines Auslösens der Brandmeldeanlage werden zuerst nur Mitarbeiter des betroffenen Unternehmens benachrichtigt. Diese müssen dann innerhalb von 30 Sekunden den Alarm bestätigen. Via Smartphone erhalten sie die genaue Position des betroffenen Feuermelders und haben weitere drei Minuten Zeit, den Alarm zu überprüfen. Nur wenn sich kein Mitarbeiter meldet oder dieser ein Feuer feststellt, wird die Leitstelle alarmiert.

Proske sieht die Unternehmen in der Pflicht, ihre Brandmeldeanlagen nachzurüsten. "Aber wenn die Firmen nicht gezwungen werden, nehmen die kein Geld in die Hand." Um Druck auszuüben, haben die Feuerwehrler die Stadtverwaltung um den Gebührenerlass gebeten. Der Finanz- und Verwaltungsausschuss stimmte der Vorlage einstimmig zu. "Die Feuerwehrleute werden missbraucht", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) in der Sitzung. Jetzt entscheidet der Stadtrat.

Einsatzorte der Fehlalarmierungen sind nicht immer private Unternehmen, sondern häufig auch öffentliche Einrichtungen. Besonders oft werden die Feuerwehrmänner zur Kreisklinik gerufen - zuletzt am vergangenen Montag. Ulrich Proske schmierte gerade die Pausenbrote für seine Kinder, als der Alarm reinkam. "Damit muss jetzt Schluss sein", sagt der Feuerwehrkommandant.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2015/moje
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