Ebersberg:Afrobeat ist das Herzstück

Ebersberg: Egal, welcher Stil: Biboul Darouiche ist in vielen Kulturen zu Hause. Ihn interessiert vor allem der Groove.

Egal, welcher Stil: Biboul Darouiche ist in vielen Kulturen zu Hause. Ihn interessiert vor allem der Groove.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jazzige Weltmusik mit Biboul Darouiche und "Soleil Bantu"

Von Anna Weininger, Ebersberg

Mit einem kleinen quadratischen Gameboyartigen Holzkasten in der Hand eröffnet Biboul Darouiche am Freitag im Rahmen des Jazzfestivals in Ebersberg sein Konzert mit der Combo Soleil Bantu. Seine Finger drehen auf dem afrikanischen Instrument Kreise und entlocken ihm exotische Klänge. "Ich bin Biboul Darouiche und wir machen Weltmusik", verkündet der gebürtige Kameruner lässig, dann gibt er seinen Jungs auf der Bühne im Alten Kino das Startsignal.

Das Herzstück der Percussion-Band Soleil Bantu ist der Afrobeat, die Wurzeln liegen in der afrikanischen Volksmusik. Biboul beschwört sie herauf, mal an der Bongo, mal an den Congas oder an anderen Schlagwerken. Dazu singt er auf Ewondo, einer kamerunischen Stammessprache. Seine Bandmitglieder kreisen ihn ein, greifen die Afro-Rythmen auf und mischen auf charmante Art und Weise diverse Genres unter. Was anfangs nach traditioneller Folklore klingt, wird zu einer angenehmen Melange aus Jazz, Funk und Rock.

Tendenziell wird in jeder Nummer der Grundbeat immer schneller. Miko Watanabe hämmert in rhythmischer Perfektion auf die Holzschlitztrommel und treibt sie an, die anderen - immer hitziger. Das Ganze mündet in einen Wettstreit mit seinem Kollegen Christian Lettner, der am Schlagzeug auf den Afro-Rhythmus reagiert und ihn umwandelt in einen selbstbewussten Schlagzeug-Groove. Abwechselnd legen Michael Hornek am Keyboard, Martin Scales an der E-Gitarre und Igor Klujic am Bass beeindruckende Soli hin, ganz in jazziger Manier. Die Instrumente verselbständigen sich improvisatorisch und entwickeln eine breite Akustik, in der plötzlich alle Kulturen daheim sind. Dann holt Biboul seine Jungs wieder zusammen - durch ein Handzeichen, während er mit der anderen Hand weiter die Congas trommelt, "back to the roots", zurück zum Afrobeat.

Das Projekt Soleil Bantu zeigt, wie mitreißend Ethno-Jazz sein kann. In dem Stück "Dance" holt Biboul die Leute auf die Tanzfläche und lässt sie von nun an zappeln. Es fällt schwer, die Füße still zu halten. Fast unmerklich spielen die Musiker in ihren Stücken mit dem Rhythmus, wechseln gerne mal mit jedem Motiv den Takt und hieven sich darin fortwährend in Extase. "No matter the style, I'm caleidoscoping the groove" singt Biboul und damit beschreibt er in einem Satz dieses musikalisch einzigartige Ergebnis.

Biboul hat mit Soleil Bantu seine eigene Geschichte porträtiert. Der Musiker, der im Stamm der Bantu groß wurde und als Percussionist später in vielen Ländern der Welt sein Profil schliff, skizziert in seinem Ensemble aus renommierten Jazzmusikern seinen eigenen Werdegang von der traditionellen Volksmusik zum Jazz. Die Musiker von Soleil Bantu spielen mit dieser Geschichte, lösen traditionelle Elemente heraus und mischen feurig tanzbare Beats unter, so dass am Ende selbst so manch ein Hockenbleiber noch auf der Tanzfläche endet.

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