Energiekrise und Weihnachten:Stille Nacht - dunkle Nacht?

Energiekrise und Weihnachten: An Weihnachten erstrahlt die Stadt Ebersberg traditionell in festlichem Glanz. Doch das dürfte heuer nicht ganz günstig werden.

An Weihnachten erstrahlt die Stadt Ebersberg traditionell in festlichem Glanz. Doch das dürfte heuer nicht ganz günstig werden.

(Foto: Christian Endt)

Auch die Gemeinden im Landkreis Ebersberg sind angesichts der hohen Preise zum Energiesparen gezwungen. Das führt an einigen Orten dazu, dass die Vorweihnachtszeit heuer etwas anders aussehen dürfte. Komplett auf Festtagsstimmung verzichten müssen die Bürger aber nirgends.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Die Tage vor Weihnachten gelten gemeinhin als die stade Zeit, angesichts der explodierenden Energiekosten könnte es heuer aber vor allem eine teure Zeit werden. Dann nämlich, wenn die zahlreichen Lichterketten in den Städten und Gemeinden wieder für wohlige Adventsstimmung sorgen - und der Stromzähler wild zu rotieren beginnt. In einigen großen Städten wie Berlin oder Bremen gibt deshalb bereits Bestrebungen, den Lichterzauber in diesem Jahr etwas zurückzufahren. Und auch im Landkreis Ebersberg könnte an dem ein oder anderen Ort die Beleuchtung spärlicher als gewohnt ausfallen. Ganz auf die Adventsstimmung verzichten will man aber nirgends - was auch mit der allgemeinen Krisenlage in der Welt zu tun hat.

"Ich halte es gesellschaftlich für wichtig", sagt etwa Poings Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) über den örtlichen Christkindlmarkt. Dieser habe ohnehin Corona-bedingt zwei Jahre lang nicht stattfinden können, den Budenzauber nun wegen der hohen Energiekosten abzusagen, hält Stark deshalb für falsch - zumal in den zwei Tagen auch wichtige Einnahmen für die Vereine generiert würden. Bei der Straßenbeleuchtung habe die Gemeinde ohnehin bereits auf stromsparende LED-Lampen umgestellt. Gänzlich auf die Lichter verzichten will der Poinger Bürgermeister deshalb nicht. "Natürlich könnte man damit ein Zeichen setzen. Das wäre heuer aber das falsche Zeichen", sagt Stark, der betont, dass vor dem Hintergrund der weltweiten Krisen eine schöne Vorweihnachtszeit in diesem Jahr besonders wichtig sei.

Poings Bürgermeister will auf die Beleuchtung der Rathausfenster heuer verzichten

Zwar sollen deshalb auch heuer die drei öffentlichen Christbäume in Poing sowie die Straßenlaternen mit Lichtern geschmückt werden, am Rathaus selbst will Stark die weihnachtliche Dekoration aber ein bisschen zurückfahren. Bisher waren dort auch nachts die Fenster festlich beleuchtet - allerdings mit herkömmlichen Glühbirnen. "Darauf verzichte ich gerne", so der Bürgermeister, der davon ausgeht, dass die Poinger trotz aller Krisen eine schöne Adventszeit haben werden.

Energiekrise und Weihnachten: Die Rathäuser im Landkreis haben bereits überwiegend auf stromsparende LED-Lampen umgestellt.

Die Rathäuser im Landkreis haben bereits überwiegend auf stromsparende LED-Lampen umgestellt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das dürfte auch auf die Bewohner der Großgemeinde Vaterstetten zutreffen, denn dort wird sich in der staden Zeit wenig ändern. "Mir wäre es lieber, wenn sich die Regierung allgemein um günstigere Energie kümmern würde, anstatt dass wir auf unsere Weihnachtsstimmung verzichten müssen", sagt Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Auch seine Gemeinde habe bereits überwiegend auf LED umgestellt, es spreche also nichts dagegen, auch heuer den Ort festlich zu schmücken. "Da würde es Maßnahmen geben, die deutlich mehr bringen, als an Weihnachten die Beleuchtung auszuschalten", so Spitzauer, der auch am Christkindlmarkt festhalten will. Vielleicht gebe es dort dann ein paar Dinge, die man mit Blick auf den Energieverbrauch optimieren könne.

"Bei 15 Grad in der Wohnung schadet ein warmer Glühwein nicht."

Optimieren ist auch das Stichwort in Zorneding. Dort hat die Rathausverwaltung bereits eine dreiseitige Liste zusammengestellt, in welchen Bereichen es Einsparpotenzial geben könnte. "Da steht Weihnachten natürlich auch mit drauf", sagt Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Eine Gemeinde habe schließlich eine gewisse Vorbildfunktion, so der Zornedinger Rathauschef, der wie viele seiner Kollegen bei der Beleuchtung ebenfalls auf LED umgerüstet hat. Man mache sich aber auch darüber hinaus Gedanken, wie sich in der Adventszeit Energie sparen lasse. Womöglich könne man das traditionelle Weihnachtssingen mit den örtlichen Verkaufsbuden verbinden, die dann eben nur an einem Tag geöffnet hätten, so Mayr. Gänzlich auf die weihnachtlichen Leckereien verzichten, müssen die Zornedinger jedoch keinesfalls: "Bei 15 Grad in der Wohnung schadet schließlich ein warmer Glühwein nicht", sagt der Bürgermeister nicht ganz ironiefrei mit Blick auf die hohen Heizkosten.

Energiekrise und Weihnachten: Zuletzt waren die Christkindlmärkte, wie hier in Ebersberg, Corona-bedingt ausgefallen. In diesem Jahr soll der Nikolaus aber wieder seine Geschenke verteilen.

Zuletzt waren die Christkindlmärkte, wie hier in Ebersberg, Corona-bedingt ausgefallen. In diesem Jahr soll der Nikolaus aber wieder seine Geschenke verteilen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Hohe Kosten zwischen 3000 und 4000 Euro hat in den vergangenen Jahren auch die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt Grafing verursacht. Seit der Umstellung auf LED-Lichter liegt der Betrag aber nur noch bei rund 1000 Euro, wie Bürgermeister Christian Bauer (CSU) sagt. "Das ist jetzt nicht der ganz große Posten." Deshalb soll es heuer auch keine Einschränkungen bei der Beleuchtung in der Bärenstadt geben, und auch der Christkindlmarkt soll wie gewohnt auf dem Marktplatz stattfinden. Für diesen zeichnet nicht die Gemeinde, sondern der örtliche Werbering verantwortlich. Erste Gespräche mit den Organisatoren habe es aber bereits gegeben, so Bauer, der deshalb fest mit der Veranstaltung rechnet.

Das tut auch Ebersbergers Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) mit Blick auf den Budenzauber in der Kreisstadt. Dieser wird zwar ebenfalls nicht vom Rathaus, sondern vom Bund der Selbständigen organisiert, Proske ist dennoch zuversichtlich, dass auch heuer Glühwein, Lebkuchen und Co. auf dem Marienplatz angeboten werden. Es dürfte allerdings interessant werden, ob sich der Verkauf angesichts der hohen Energiepreise überhaupt noch lohnt, so Proske, schließlich verbrauchten die Buden ja auch eine ganze Menge Strom und Gas. Über die Beleuchtung am Rathaus und in der Stadt habe man sich derweil noch nicht im Detail unterhalten, er könne sich aber trotz der LED-Lichter vorstellen, die Leuchtdauer heuer etwas zu reduzieren, so der der Ebersberger Bürgermeister. "Vielleicht machen wir am Anfang etwas weniger und lassen sie zu Weihnachten hin dann länger brennen."

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