Umweltverschmutzung in Ebersberg:Acht Säcke Müll in sieben Minuten

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An der Böschung der Grafinger Ostumfahrung ist alles zu finden, was eigentlich in der Mülltonne landen sollte. Für die Bauhöfe der Gemeinden bedeutet das einiges an Mehrarbeit. Wer beim Vermüllen der Landschaft erwischt wird, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Landkreis Ebersberg halten Pfandflaschen und Hausmüll die Straßenreinigung auf Trab. In manchen Gemeinden setzt man beim Aufräumen auch auf Ehrenamtliche.

Von Valentin Tischer, Ebersberg

Einen "Wednesday for future" hat Elisabeth Hamel, Rentnerin aus Ebersberg, gemacht. Mit einem Müllgreifer bewaffnet hat sie sich auf eine Abfallsammeltour durch die Kreisstadt begeben - vom Amtsgericht über den Bahnhof und das Landratsamt und die Heinrich-Vogel-Straße. Überall hat sie die Hinterlassenschaften von anderen aufgesammelt, ob Zigarettenkippen, Metallringe oder Plastikverpackungen.

Zusammengekommen ist so eine Tüte mit ungefähr einem halben Kilo Müll, alles vom Straßenrand aufgesammelt. "Das ist fast so wie Schwammerl suchen", erzählt sie. Durch eine Aktion einer Schulklasse im Rahmen von Fridays for Future sei sie auf die Idee gekommen, erklärt Hamel. Jeden Mittwoch will sie nun durch die Stadt ziehen und Müll einsammeln.

Der Müll ist auf den Ortschaftes des Landkreises allgegenwärtig. "Die Vermüllung ist ein allgemeines Problem", sagt Erich Waldleitner vom Bauhof in Kirchseeon. "Die Leute schmeißen einfach weg", sagt Gerd Jansen, Waldleitners Kollege aus Vaterstetten.

Straßenränder sind für manche der faulste Weg zur Müllentsorgung: Hier an der B304 bei Zorneding, wo sich offenbar jemand den Weg zum Altglascontainer gespart hat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass man, wenn man danach sucht, sehr viel Müll in den Ortschaften an den Straßen findet, bestätigt die Jugendreferentin Ruth Mühlberger von der Katholischen Jugendstelle in Ebersberg. Unter dem Hashtag "#Fastensammeln" haben sie und die Jugendstelle junge Menschen zum Müllsammeln aufgerufen. Im Rahmen dieser Aktion haben sich 20 Jugendliche für die "7:20-Sammlung" gefunden, erzählt Mühlberger. Also in sieben Minuten und zwanzig Sekunden Müllaufsammeln , dabei seien acht Müllsäcke gefüllt worden. Vor allem Bierflaschen, Einwegverpackungen und Plastik würden viel herumliegen, erzählt Mühlberger. "Je näher man an den Boden kommt, umso mehr Müll sieht man", sagt sie.

Für die Straßenreinigung heißt der Müll natürlich mehr Arbeit. Dramatisch sei das Problem allerdings nicht, sagt Erich Waldleitner für Kirchseeon. "Dann müssen wir halt öfter fahren", erklärt er. Die Straßenreiniger fänden vor allem Einwegverpackungen und Flaschen an den Straßenrändern. "Alles, was man auch im Hausmüll findet", so Waldleitner. Seine Kollegen aus anderen Gemeinden bestätigen seine Beobachtung.

Deutlich größer ist das Problem in Vaterstetten. Ein Mitarbeiter der Gemeinde sei jeden Tag unterwegs nur um Müll einzusammeln, erklärt Bauhofleiter Gerd Jansen. Ein besonderes Problem sind die Wertstoffinseln. Dort wird viel Müll einfach nicht fachgerecht entsorgt, sagt Wolfgang Kuhn, der Leiter des Umweltamtes. Ein großes Ärgernis ist der Abfall, der neben die Container gestellt wird. "Man kann den Müll nicht einfach daneben schmeißen", so Kuhn.

Gerade an windigen Tagen wird der Abfall dann durch die Gemeinde verteilt - was von den meisten als nicht sonderlich schön empfunden wird, erklärt er. Die Kommune hat in letzter Zeit relativ viele Strafbescheide gegen Müllsünder ausgestellt. Diese können von einem Bußgeld von 30 Euro bis zu vierstelligen Beträgen und zusätzlichen Entsorgungskosten reichen. Gerade dann wenn Sperrmüll, wie Matratzen oder Fernseher an den Wertstoffinseln abgelegt wird, kann es teuer werden, erklärt Kuhn. Diese Probleme sind schon lange bekannt. "Man kann sie aber nur schwer in den Griff bekommen", sagt der Umweltamtsleiter.

Die Gemeinde beobachtet seit letztem Herbst die Inseln genauer. Zudem wurden viele der Sammelstellen eingehaust, also mit einem Zaun umgeben. Kuhn erklärt zudem, dass die Gemeinde mit der Entsorgerfirma einen häufigeren Leerungsrhythmus der Inseln vereinbart habe und diese auch besser kontrollieren möchte. Mit zusätzlichen Containern und Wertstoffinseln würde dann auch die Entschuldigung vieler, die Wertstoffinsel sei schon voll gewesen und sie hätten deshalb den Müll daneben stellen müssen, nicht mehr gelten, sagt Kuhn.

In Poing kommen pro Arbeitstag etwa 125 Kilo Müll zusammen, erklärt der Geschäftsführer der Gemeinde Thomas Stark. Die Gemeinde lege sehr großen Wert auf Sauberkeit, nicht nur der Straßen, erklärt er. "Ein Mitarbeiter des Baubetriebshofes ist von Montag bis Freitag, ein weiterer zusätzlich noch am Montag, Mittwoch und Freitag eingeteilt, um die aufgestellten Abfalleimer, Hundetoiletten und das Umfeld sowie Grünanlagen und Wege zu säubern", so Stark. Zu einem größeren Problem wird die Müllmenge, aber nur an Wochenenden mit gutem Wetter. Dann würden sich viele auf Parkflächen und Spielplätzen aufhalten und die Mülleimer überfüllen, heißt es von der Gemeinde.

Gerade der Plastikmüll ist gefährlich für die Umwelt, heißt es vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. Das Plastik wird durch äußere Einflüsse wie Regen oder darüberfahrende Autos zerkleinert und gelangt als Mikroplastik ins Grundwasser.

Um solche Schäden zu verhindern, finden im Landkreis immer wieder "Ramadama"-Aktionen statt. Ehrenamtliche Helfer gehen durch die Ortschaften und sammeln den Müll ein. Beispielsweise in Poing waren heuer 270 Helfer zusammengekommen, um zu entmüllen. Auch Elisabeth Hamel will ihre Aktion weiterführen und sagt: "Wenn andere noch mitmachen wollen, ist das natürlich toll."

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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