Süddeutsche Zeitung

Pandemie:500 Corona-Tests pro Woche im Landkreis Ebersberg

Nach den Pfingstferien starten Reihenuntersuchungen in den Senioren- und Behinderteinrichtungen im Landkreis Ebersberg. Auch das Zentrum bleibt im Betrieb.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Einzelne Coronafälle in Alten- und Pflegeheimen sind in den vergangenen Monaten durchaus auch im Landkreis Ebersberg immer wieder vorgekommen. Von einem großen Ausbruch wie in vielen anderen Regionen ist Ebersberg aber bisher verschont geblieben. Damit das auch so bleibt, sollen nach den Pfingstferien die Tests deutlich ausgeweitet werden: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senioren- und Behinderteneinrichtungen können sich künftig einmal wöchentlich auf das Coronavirus testen lassen. 500 Tests pro Woche sollen bei diesen Reihenuntersuchungen möglich sein, erläuterten Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales und Bildung, bei einem Pressegespräch am Mittwoch.

"Testen, testen, testen", das sei die Devise, sagte Niedergesäß. "Kontrolliert wegzuschauen", wie dies mancherorts gehandhabt werde, komme nicht in Frage. Deshalb gibt es bis auf Weiteres auch keine Pläne, das Diagnostikzentrum im Kreissparkassengebäude aufzulösen. Im Gegenteil, so Keller, man werde die Tests eher ausweiten, um mögliche Hotspots schnell erkennen zu können - auch wenn die Zahl der Menschen, die aktuell noch infiziert sind, sehr niedrig ist. Stand Mittwoch waren noch 16 Infizierte im Landkreis registriert.

Diese niedrigen Zahlen machen es nun auch möglich, die Hilfsklinik in der Ebersberger Dreifachturnhalle wieder abzubauen, die nie genutzt wurde. 150 000 Euro hat der Umbau gekostet, Niedergesäß geht davon aus, dass mindestens 80 Prozent vom Freistaat erstattet werden. Das soll auch für laufende Kosten gelten. Für etwa 200 000 Euro hat der Landkreis Verbrauchsmaterial angeschafft, dieses könne aber in der Ebersberger Kreisklinik verwendet werden, so Keller.

Niedergesäß wie Keller gehen nicht davon aus, dass der Landkreis noch einmal eine Hilfsklinik einrichten muss - auch dann nicht, wenn die Infektionszahlen noch einmal stark ansteigen. Selbst die Kapazitäten in der Kreisklinik seien nie annähernd ausgereizt gewesen, so Niedergesäß. Er gehe daher nicht davon aus, dass zusätzliche Betten benötigt würden - und man könne den Ehrenamtlichen so einen Kraftakt schwerlich noch einmal zumuten. "Wenn alle Stricke reißen, wäre es aber auch wieder möglich", so der Landrat.

Aufgebaut werden muss das Personal noch im Coronateam im Landratsamt, wo man von einem normalen Betrieb noch weit entfernt ist. Einen solchen werde es erst geben, wenn die Ausrufung des Katastrophenfalls wieder aufgehoben wird - und wann das der Fall sein könnte, dazu wagen weder Niedergesäß noch Keller eine Prognose. Derzeit seien immer noch 180 Mitarbeiter der Behörde mit der Bewältigung der Coronakrise beschäftigt, erläuterte Keller, darunter auch viele, die sonst andere Aufgaben haben. Deshalb sei es wichtig, langfristig Mitarbeiter für die Contact-Tracing-Teams zu finden, die Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig machen und die Behörde über den Gesundheitszustand der Erkrankten auf dem Laufenden halten. Derzeit, so Keller, arbeite man hier viel mit Studenten und anderen Aushilfskräften, die aber oft nur sehr kurz im Einsatz seien. Daher benötige man viel Zeit, um immer neue Mitarbeiter anzulernen, dies müsse sich in nächster Zeit ändern.

Welche Auswirkungen die Coronakrise finanziell auf den Landkreis Ebersberg hat, dazu gibt es nach Auskunft des Landrats noch keine belastbaren Zahlen. Ob man sich beispielsweise die neuen Schulbaumaßnahmen trotz sinkender Einnahmen leisten kann, hängt laut Niedergesäß auch damit zusammen, inwieweit Investitionsförderprogramme der Bundesregierung für Schulbauprogramme aufgelegt werden. Niedergesäß geht davon aus, dass schon mehr Fakten und Zahlen bekannt sind, wenn sich der Kreistag nach der Sommerpause an die Haushaltsberatungen macht: "Dann wird sich das Puzzle langsam zusammenfügen."

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SZ vom 04.06.2020
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