Ebersberg:Landrat fordert: Acht Jahre bis zum zweiten Gleis

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Hier auf Höhe des Bahnübergangs Wiesham könnte ein Ausweichgleis für die S-Bahn entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Robert Niedergesäß stellt den Anspruch, dass die Ausweichstrecke der S-Bahn zwischen Grafing und Ebersberg 2028 fertig sein soll.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Bahnstrecke zwischen der Kreisstadt und Grafing-Bahnhof ist eingleisig und damit ein Nadelöhr. Und das soll bis 2028 verschwinden. Diese Zielvorgabe hat nun Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher der MVV-Landkreise ist, genannt. Hintergrund ist, dass in etwa acht Jahren die zweite Stammstrecke der S-Bahn in Betrieb gehen soll, spätestens dann müsse es auf der bislang eingleisigen Strecke zwischen den letzten drei Stationen der S4/S6 ein Ausweichgleis geben.

Dies hat mit der im Zusammenhang mit der neuen Stammstrecke geplanten Taktumstellung zu tun. Statt wie jetzt alle 20 Minuten, sollen die Züge dann im 15-Minuten Rhythmus verkehren. Vorbild ist der Stuttgarter Nahverkehr. Was sich zunächst wie eine Verbesserung anhört, wird mancherorts aber eine schlechtere Anbindung nach München bringen. Etwa in den Stoßzeiten, wo es etwa ab Zorneding aktuell einen Zehn-Minuten-Takt gibt.

Ausgeglichen werden soll dies zwar mit einer Express-S-Bahn, die aber ausgerechnet an den beiden Stationen mit den größten Ansiedlungen - Baldham und Vaterstetten - nicht halten soll, genauso wenig wie in Berg am Laim, am Leuchtenbergring und den meisten Stationen der Innenstadt. In anderen MVV-Landkreisen gibt es ähnliche Bedenken, die Niedergesäß mit den Worten zusammen fasst: "Es darf durch die zweite Stammstrecke keine Verschlechterung geben."

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Und hier kommt das Ausweichgleis ins Spiel. Bereits im aktuellen 20/40-Minuten-Verkehr ist die Strecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg oft nicht ausreichend. Hat eine S-Bahn aus München zu viel Verspätung, ist das Gleis bereits durch den Gegenzug oder den Filzenexpress belegt. Um nicht noch mehr Verspätung auflaufen zu lassen, kehrt der Zug in Grafing-Bahnhof um, dann entfallen die letzten beiden Stationen Grafing-Stadt und Ebersberg, die Passagiere müssen in Grafing-Bahnhof auf die nächste Mitfahrgelegenheit Richtung Osten warten.

Bei einem 15/30-Minuten-Takt wäre das eine Gleis vermutlich noch öfter vom Gegenzug belegt und die Wartezeiten für die rausgeworfenen Fahrgäste würden unter Umständen noch länger. Was der Attraktivität der S-Bahn wohl abträglich wäre, befürchtet der Landrat, dabei habe man doch gerade eine Tarifreform umgesetzt, die sehr gut ankomme - "aber das hilft nichts, wenn dann die Bahn nicht kommt".

Niedergesäß ist aber zumindest ein bisschen optimistisch, dass das Ausweichgleis in den kommenden Jahren gebaut werden kann, "es tut sich was, es ist schon so weit, dass man erkannt hat, ohne den Ausbau ist keine Verbesserung möglich." Man ist in dem Fall der "Projektbegleitende Beirat" der derzeit 20 Projekte an Bahnstrecken im Großraum München untersucht. Mitte Oktober sei das nächste Treffen geplant, so Niedergesäß, der dem Beirat als Sprecher der MVV-Landkreise ebenfalls angehört.

Den Wunsch nach einem zweigleisigen Ausbau oder einem Ausweichgleis zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg gibt es schon seit Jahren. Im Kommunal-Wahlkampf hatte die Ebersberger SPD diesen um den Vorschlag eines weiteren Bahnhofes im Westen der Kreisstadt erweitert. Ob dies machbar und sinnvoll ist, werde ebenfalls untersucht, so Niedergesäß, aber grundsätzlich "bin ich der Überzeugung, dass der Ausbau kommen muss, ob mit oder ohne Bahnhof.

© SZ vom 05.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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