Süddeutsche Zeitung

Durchwachsene Bilanz:Schöne Bescherung

Einzelhändler im Landkreis sind mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden. Die Konkurrenz im Internet macht es ihnen aber immer schwerer

Sascha Bolder

- Die Geschäftsleute im Landkreis ziehen ein nüchternes Fazit des diesjährigen Weihnachtsgeschäfts. Die Umsätze im Einzelhandel seien in den letzten beiden Monaten weder schlecht noch berauschend gewesen, so die Sprecher der Einzelhändler in der Region. Laut Walter Koppitz, dem Grafinger Ortsvorsitzenden des Handelsverbands Bayern, habe die Kauflaune der Kunden in den Monaten November und Dezember zuletzt spürbar nachgelassen. Dabei sei der Start der Saison noch sehr vielversprechend gewesen. Auch Bernd Ohlmann, Pressesprecher des Bayerischen Handelsverbands, sieht angesichts der Umsätze der vergangenen beiden Monate keinen Grund zur Euphorie. "Im Großen und Ganzen war es ein ganz normales Weihnachtsgeschäft", sagt er. "Wir wollen nicht jammern, aber es gibt auch keinen Grund, uns auf die Schultern zu klopfen."

Insgesamt hätten die rund 1700 Einzelhändler im Landkreis in den vergangenen beiden Monaten etwa 180 Millionen Euro umgesetzt. Das sei in etwa die gleiche Summe, die auch im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres umgesetzt wurde. Große Hoffnungen setzte der Handelsverband auf das letzte Adventswochenende und den Heiligen Abend. Denn traditionell kaufen viele Kunden ihre Geschenke erst kurz vor dem Fest, sodass der Umsatz kurz vor Weihnachten noch einmal spürbar anzieht. Ganz beendet sei das Weihnachtsgeschäft aber auch nach den Feiertagen noch nicht, sagt Ohlmann: "Viele Kunden bekommen zu Weihnachten Gutscheine oder Geld geschenkt. Das zieht auch nach dem Fest noch viele Kunden in die Läden und sorgt bei den Einzelhändlern für ein gutes Geschäft." Den Grund für das eher durchschnittliche Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr sieht Ohlmann vor allem im Internet. Die Konkurrenz im Netz mache es vielen Geschäftsleuten und Einzelhändlern schwer.

Auch Franz Kellner vom Einzelhandelsverband Ebersberg sieht im Internethandel eine immer stärker werdende Konkurrenz. Er stellt aber fest, dass viele Kunden inzwischen die Vorteile des lokalen Einzelhandels wiederentdecken. "Im Internet bekommen sie keine Beratung und sie können die Produkte vor dem Kauf nicht in die Hand nehmen", erklärt Kellner. Außerdem sei die Qualität der Ware oft minderwertig und der Umtausch komplizierter als im Geschäft um die Ecke. Insgesamt zeigt sich Kellner mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft zufrieden. "Die Bäume wachsen bei uns nicht in den Himmel, aber so richtig klagen kann auch keiner", sagt der Kreisvorsitzende des Einzelhandelsverbands.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Georg Reischl, der Vorsitzende der Industrie und Handelskammer für den Landkreis Ebersberg. Zwar lägen für die Monate November und Dezember noch keine offiziellen Erhebungen vor, er geht aber davon aus, dass sich die Kauflaune der Verbraucher seit Oktober nicht erheblich verbessert habe. Die Zurückhaltung der Kunden führt Reischl vor allem auf die schlechte wirtschaftliche Gesamtlage zurück, die viele verunsichere.

Neben den klassischen Weihnachtsgeschenken wie Spielzeug, Büchern, Unterhaltungselektronik und Parfüm haben in diesem Jahr vor allem Wintersportartikel und Winterkleidung unter dem Tannenbaum gelegen. Traditionell ist das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel die wichtigste Zeit des Jahres. Ein Fünftel des Jahresumsatzes erwirtschaften die Händler im Landkreis in den letzten beiden Monaten. Dabei gibt es je nach Branche erhebliche Unterschiede. Während der Umsatz im Lebensmittelhandel über das Jahr gesehen relativ konstant ist, sind andere Branchen sehr stark vom Weihnachtsgeschäft abhängig. So entfällt im Buchhandel etwa ein Viertel des Jahresumsatzes auf die letzten beiden Monate des Jahres. Im Spielwarenhandel ist es sogar ein knappes Drittel.

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SZ vom 27.12.2012
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