Süddeutsche Zeitung

Drei Unternehmen ausgezeichnet:Leuchttürme und Darknet

Beim vierten Wirtschaftsempfang von Landkreis und IHK stehen beispielhafte Firmen aus der Region im Mittelpunkt. Auf amüsante Weise werden die Unternehmer auch über Internetkriminalität aufgeklärt

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Passwörter knacken, Shoppen im Darknet, Computerviren erfolgreich tarnen: Soll mal einer sagen, beim Wirtschaftsempfang des Landkreises und der IHK könnte man nichts Spannendes lernen. Dennoch ist freilich eher nicht davon auszugehen, dass die etwa 350 Vertreter von Unternehmen und Handwerk, Schulen, Behörden und Politik nun sofort einen Berufswechsel Richtung Computerkriminalität anstreben - bei der sehr unterhaltsamen Show von IT-Comedian Tobias Schrödel ging es vielmehr darum, eben nicht auf Hacker und sonstige Kriminelle hereinzufallen. So manches Computerpasswort dürfte im Anschluss an die Veranstaltung jedenfalls geändert worden sein.

Außer Unterhaltung, Austausch und delikaten Häppchen standen aber vor allem drei Unternehmen im Mittelpunkt des Abends im Alten Speicher: die Link Protect GmbH, ein IT-Systemhaus aus Kirchseeon, die Mediacomplex GmbH aus Eglharting, die sich auf Werbetechnik spezialisiert hat, und die Regenbogen Arbeit GmbH Frischkost aus Landsham-Pliening. Für besondere Leistungen im Bereich Integration und Inklusion wurden sie mit dem mit je 500 Euro dotierten Unternehmerpreis ausgezeichnet.

Insgesamt hatten sich fünf Unternehmen beworben, ausgewählt hatte die Preisträger eine Jury, bestehend aus Vertretern der Agentur für Arbeit, der Unternehmerfrauen im Handwerk, der IHK, der Kreishandwerkerschaft, der Wirtschaftsförderung des Landkreises und des DGB. Ihrer Ansicht nach verbindet eines alle Preisträger: Sie zeichnen sich durch bewusste, vielfalts- und ressourcenorientierte sowie nachhaltige Unternehmensführung aus. Bei der Mediacomplex GmbH äußert sich das unter anderem dadurch, dass zum Team nun ein aus Syrien stammender Mediengestalter gehört. Hundertprozentig zuverlässig, sehr gewissenhaft und eine große Unterstützung in der Firma - so beschrieben ihn in einem Filmbeitrag, der bei der Verleihung gezeigt wurde, die Chefs. "Die Firma ist meine kleine Familie", sagte er dazu. Auch die Firma Link Protect ist ein kleines bisschen internationaler geworden, hier ist eine neue Kollegin aus Litauen eingestiegen. Sie hat Technische Informatik in Vilnius studiert und fühlt sich nun in Oberbayern sehr wohl und gut aufgenommen, wie sie im Film betonte.

Bei der Firma Regenbogen Arbeit Frischkost, die mit dem Sonderpreis Inklusion ausgezeichnet wurde, bekommen seit 30 Jahren auch Menschen mit einer Behinderung eine Möglichkeit, am Arbeitsmarkt teilzunehmen - und gleichzeitig gemeinsam mit den Kollegen viel Spaß zu haben, wie im Film deutlich wurde. Dabei erfüllt das Unternehmen nicht nur einen sozialen Auftrag, sondern ist auch wirtschaftlich erfolgreich, das unterstrich Geschäftsführerin Elke Seyband in dem Beitrag.

Dass aber nicht nur einzelne Unternehmen Besonderes leisten, sondern auch die ganze Region wirtschaftsstark ist, hatten eingangs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Sonja Ziegltrum-Teubner, die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Ebersberg, als Gastgeber des Abends beleuchtet. Dabei dürften den meisten Gästen bereits bekannt gewesen sein, dass der Landkreis Ebersberg die "Idylle mit Wumms" ist, wie es die Zeitschrift Focus Money vor einigen Jahren ausgedrückt hat - schließlich darf das Zitat seitdem in fast keiner Rede des Landrats fehlen. Damals hatte das Magazin den Landkreis in seinem Ranking der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands ganz an die Spitze gestellt, ebenso wie 2018, diesmal unter dem Titel "Die Power der Provinz". Dies sei eine große Motivation, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen und sich für die Region einzusetzen, sagte der Landrat, der allen politischen Parteien im Kreistag ein großes Lob zollte: Gemeinsam und in großer Einigkeit widme man sich Herausforderungen wie der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, dem Ausbau des ÖPNV und der Energiewende, sagte er.

Dass die 11 000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung einen großen Beitrag zum Erfolg des Landkreises leisten, unterstrich Sonja Ziegltrum-Teubner. Außer Lob gab es von der Vorsitzenden des IHK-Regionalausschusses aber auch etwas Kritik - nämlich an einigen Rahmenbedingungen für die Arbeit der Unternehmer. Insbesondere langsames Internet und schlechte Mobilfunkverbindungen machten vielen zu schaffen und schränkten Expansionspläne ein. Es sei zwar erfreulich, dass der Ausbau der Netze nun in Angriff genommen werde, aber dass dies teilweise erst 2025 und später geschehen solle, sei "sehr unbefriedigend", sagte Ziegltrum-Teubner. Ein weiteres Problem, das den Unternehmern sehr zu schaffen mache, sei der Fachkräftemangel. Ihr persönlich sei nicht ein einziger Unternehmer bekannt, der nicht sofort neue Mitarbeiter einstellen würde - wenn es sie denn gäbe. Der Zuzug von Fachkräften werde daher immer wichtiger, die IHK spreche sich daher für ein Zuwanderungsgesetz aus, sagte Ziegltrum-Teubner.

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SZ vom 24.05.2019
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