Drama über den Dächern:Auf Leben und Tod

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Ein fremder Storch greift den Markt Schwabener Horst an und kommt dabei selbst ums Leben. In der Tierwelt ist das allerdings ein ganz normaler Vorgang

Von Karin Kampwerth

Ums Leben gekommen ist dieser Storch, der in Markt Schwaben gefunden wurde, wohl dabei, als er den Horst auf dem alten Schulhaus angegriffen hat. (Foto: privat)

Aufregende Stunden haben die Markt Schwabener mit ihrem Storchenpaar am Montagabend erlebt. Fast schien es, als sei einer der Störche bei einem dramatischen Unfall in einem Baum ums Leben gekommen. Das hätte wohl das Aus für die diesjährige Brut bedeutet, denn die Störchin hat bereits vier Eier im Nest auf dem alten Schulhaus abgelegt. Horstbetreuer Richard Straub konnte jedoch noch vor Mitternacht Entwarnung geben. Die Infrarotkamera, die Bilder aus dem Horst als Livestream rund um die Uhr sendet, zeigte das Paar wohlauf. Den toten Storch, der mithilfe von 15 Einsatzkräften der Markt Schwabener Feuerwehr aus einer Buche in der Schulgasse geborgen wurde, war ein junges Weibchen, das offenbar die Absicht hatte, den Horst feindlich einzunehmen. Zunächst aber stellte sich die Situation anders dar.

Da darf man sich schon einmal in Ruhe das Gefieder putzen: Das Markt Schwabener Storchenpaar hat seinen Horst und die vier Eier gegen die Attacken eines fremden Storches erfolgreich verteidigt. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Gegen 21 Uhr entdeckten Passanten einen schwerverletzten Storch in einer Buche nahe des alten Schulhauses. Sofort informierten diese Richard Straub und Rainer Förderreuther von der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). "Zuerst dachten wir, der Vogel hat sich an einem abgebrochenen Ast verletzt", erzählt Straub. Der ganze Brustkorb sei aufgerissen gewesen, er habe nicht mehr gerettet werden können. Natürlich hätten alle Beteiligten sofort an das Markt Schwabener Storchenpaar gedacht - bis ein Bekannter Straubs im Internet auf die Seite www.storch-in-bayern.de geschaut hat, die den Horst filmt. Beide Tiere seien anwesend gewesen. Straub fürchtete nun allerdings, dass es sich bei dem toten Storch um einen Vogel des Forstinninger Paares gehandelt haben könnte, denn auch dort ist der Horst wieder besetzt.

"Gleich in der Früh habe ich Bürgermeister Arnold Schmidt angerufen", sagt Straub. Der sei sofort losgefahren, um nach dem Rechten zu sehen und konnte wenig später Entwarnung geben. Auch seine Störche erfreuten sich bester Gesundheit. Dabei sei Straub eingefallen, dass er noch am Sonntag, als er Fotos von den Forstinninger Störchen gemacht hatte, einen Fremdstorch über dem Horst kreisen gesehen habe. Nun vermutet er, dass es sich dabei um den Storch gehandelt hat, der sich wenig später bei einem Angriff auf den Markt Schwabener Horst seine tödliche Verletzung zugezogen hat. "Das muss ein Schnabelhieb gewesen sein", sagt Straub, der den toten Vogel an sich genommen hat, bis geklärt ist, ob die LBV-Zentrale in Hilpoltstein den Kadaver für weitere Untersuchungen benötigt. "Sonst vergrabe ich ihn in mindestens 50 Zentimetern Tiefe", sagt Straub. Darüber habe er sich im Ebersberger Landratsamt informiert.

"Horstkämpfe sind ganz normal", sagt Straub, der sich seit 1984 für den Storchenschutz engagiert. Wenn es einen Brutstorch getroffen hätte, wäre es tragischer gewesen, da ein Vogel alleine die Eier nicht ausbrüten kann. Eine Chance auf ein erfolgreiches Storchenjahr hätten die Markt Schwabener dennoch gehabt. "Es ist noch Storchenzug", so Straub. Vielleicht wäre es dem Männchen gelungen, ein vorüberziehendes Jung-Weibchen "heranzuklappern", wie das Storchenwerben in der Fachsprache heißt. Dann hätten sie die vorhandene Brut aus dem Nest geschmissen und neue Eier gelegt, erklärt Straub.

© SZ vom 17.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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