Dioxin-Skandal:Angst fördert den Umsatz

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Die Angst vor dem giftigen Dioxin in Frühstücksei und Hühnerkeule geht um: Profiteure sind die Bioläden. Sie können sich über viele neue Kunden freuen.

Rita Baedeker

Zu Beginn eines jeden Jahres verzeichnet Matthias Korn, Besitzer der Biomärkte Grafing und Ebersberg, ein deutliches Umsatzplus. "Grund sind meist die guten Vorsätze, sich gesünder zu ernähren", sagt Korn. In diesem Jahr allerdings wird seine Bilanz deutlich günstiger ausfallen.

Ist das Frühstücksei wirklich frei von Dioxin? Immer mehr Menschen kaufen beim Bioladen ein. (Foto: dpa)

Aus Angst vor dem giftigen Dioxin in Frühstücksei und Hühnerkeule kauften die Kunden mehr denn je in Bioläden ein. Matthias Korn bezieht die Ware bei zwei Lieferanten. Der eine besitze das "Naturland"-Zertifikat. Dieses Siegel garantiere, dass für die Futtermittelproduktion nur ökologisch erzeugte Pflanzenöle aus Soja, Raps oder Sonnenblumen eingesetzt werden dürften und keine Fette wie es bei konventionell erzeugten Futtermitteln der Fall sei. Fettsäuren, die als Abfallstoff bei der Biodieselproduktion entstehen, sind eigentlich nur für technische Zwecke zugelassen, wurden aber trotzdem in den Herstellungsprozess des Futters eingeschleust.

"Futtermittel in Biobetrieben bestehen dagegen ausschließlich aus Getreide, Hülsenfrüchten sowie ein bis zwei Prozent Bio-Öl als Bindemittel für trockene Bestandteile", sagt Korn. Der zweite Zulieferer, ein Demeterbetrieb in Starnberg, sei noch strenger geführt. "Den Besitzer und den Betrieb kenne ich gut, da besteht ein enges Vertrauensverhältnis", sagt Korn. Mittlerweile werden die Eier knapp. "Frei laufende Hühner legen im Winter nicht so viele Eier wie im Sommer".

Auch Perikles Dimopoulos und seine Frau Karin vom Lebensmittelmarkt Biomopoulos in Zorneding freuen sich über neue Kundschaft. "Leute, die noch nie Bio im Mund hatten, kaufen jetzt Eier und Geflügel bei uns", sagt Dimopoulos, der die Eier vom Bodensee und aus anderen streng überwachten Bio-Betrieben in Bayern bezieht, unter anderem bei Demeter und Bioland. "Diese Verbandsbetriebe produzieren das Futter größtenteils selbst", sagt Dimopoulos.

Mindestens ein mal jährlich werde kontrolliert - auch unangemeldet -, außerdem mache der "Bundesverband für Naturkost und Naturwaren" (BNN) regelmäßig Stichproben und Labortests, erklärt Karin Dimopoulos. "Wenn die was finden, dann fliegt der betreffende Hersteller sofort raus."

Perikles Dimopoulos, dessen Vater Oliven, Gemüse und Früchte anbaut, kennt den Teufelskreis der industriellen Lebensmittelproduktion und ist daher immer wieder erstaunt darüber, wie wenig die Menschen über das Essen nachdenken, das sie kaufen und verzehren. "Was die Leute beim Einkauf sparen, müssen sie später für Medikamente ausgeben", sagt seine Frau Karin und empfiehlt den Kunden, kritisch zu sein und immer wieder Fragen zu stellen. "Warum will eigentlich niemand wissen, wie es sein kann, dass ein Hähnchen, das - wenn es mit rechten Dingen zugeht -, artgerecht aufgezogen und gefüttert wurde, um die drei Euro kostet?" Der Verbraucher sollte sich an regional erzeugte Lebensmittel halten, da seien die Produktionskreise klein und überschaubar.

© SZ vom 15.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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