Die Siedler von Ebersberg:Raus aufs Land

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Die Siedler von Aßling: Spatenstich zur Erweiterung des dortigen Gewerbegebiets im Oktober 2018. (Foto: Christian Endt)

Der Bauboom erreicht mittlerweile auch die kleineren Gemeinden im Kreis Ebersberg. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes ist dort der Zuwachs bei Wohngebieten besonders groß

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Landkreis wird das Land immer weniger. Das geht aus nun veröffentlichten Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik hervor. Dieses hat die Art der Flächennutzung in den bayerischen Kommunen der Jahre 2014 bis 2017 ausgewertet. Wenig überraschend hat im Landkreis die Zahl der Wohn- und Gewerbegebiete weiter zugenommen. Interessant ist allerdings, dass dieses Wachstum in den kleineren Gemeinden proportional besonders hoch ist. Ganz offenbar findet hier eine Ausweichbewegung vor den hohen Preisen der S-Bahn-Kommunen statt.

Entgegen oft geäußerter Kritik, die Siedlungsentwicklung gehe zulasten der Landwirtschaft, ist auch die Fläche, die als Ackerland genutzt wird, gewachsen. Gut 15 352,5 Hektar war diese Ende 2017 groß, vier Jahre zuvor waren es noch 19,5 Hektar weniger. Auch die Waldfläche im Landkreis ist gewachsen, um rund 28 Hektar im Jahr 2014 auf nun 20 072,5 Hektar. Als "Gehölz" klassifizierte Gebiete haben sogar um 52,5 Hektar auf nun 478 Hektar zugenommen. Weniger geworden ist in den betrachteten vier Jahren dagegen das Grünland, 2017 nahm es 10 923 Hektar ein und damit 146 weniger als 2014. Ebenfalls einen Rückgang gibt es beim sogenannten "Unland", das sind vegetationslose und unbesiedelten Flächen. Von diesen gab es im Landkreis 2014 noch 610 Hektar, vier Jahre darauf waren es nur noch 546 Hektar.

Ein Teil davon ist vermutlich mittlerweile bebaut, denn im gleichen Zeitraum nahm die Siedlungsfläche im Landkreis um rund 117 auf nun insgesamt 4668 Hektar zu. Die größten Siedlungsarten sind Wohngebiete mit 1926,5 Hektar, plus 28 im Vergleich zu 2014, Industrie- und Gewerbegebiete mit 329 Hektar, ein Zuwachs von gut 19 Hektar, sowie Flächen für Handel und Dienstleistung, diese machten Ende 2017 insgesamt 207,5 Hektar aus und damit 7,5 mehr als vier Jahre zuvor.

Die stärkste Zunahme an besiedelter Fläche gab es in den vergangenen vier Jahren in Vaterstetten, Poing und Ebersberg. Galten in Vaterstetten Ende 2014 noch 611 Hektar als besiedelt, waren es Ende 2017 bereits 629,5 Hektar. Interessanterweise ist die Fläche, auf der in Vaterstetten gewohnt wird, in dem Zeitraum mit 376 Hektar konstant geblieben, was auch daran liegt, dass die neuen Wohngebiete im Norden der Gemeinde erst in diesem Jahr komplett bezogen werden. Einen kräftigen Zuwachs um 7,5 auf rund 27 Hektar gab es dagegen bei Gewerbeflächen und bei solchen für Handel und Dienstleistung, hier gibt es aktuell 61 Hektar, gut fünf mehr als vor vier Jahren. Beides dürfte dem Gewerbegebiet Parsdorf II geschuldet sein. Die letzten Parzellen des insgesamt 30 Hektar großen Areals wurden im Zeitraum, den die Statistiker aktuell untersuchten, besiedelt.

Ähnlich stellt sich die Situation in Poing dar, wo die Siedlungsfläche in den vergangenen vier Jahren um gut 13 auf 668,5 Hektar gestiegen ist. Die Wohnfläche bleibt auch in der Wachstumsgemeinde mit 130,5 Hektar weitgehend konstant. Wie bei den Nachbarn bildet die Statistik den Zeitraum zwischen dem Bezug großer Wohngebiete ab. Genau in diese Zeit fällt aber die Erschließung des neuen Gewerbegebietes in Grub, damit haben die Poinger rund 83 Hektar Gewerbe- und Handelsflächen, was einen Zuwachs von etwa zehn Hektar bedeutet.

In Ebersberg gibt es dagegen in den vergangenen vier Jahren bei den kommerziell genutzten Flächen lediglich eine Umschichtung. Gewerbe geht etwas zurück zugunsten von Handel und Dienstleistung, insgesamt bleibt es aber bei etwa 44 Hektar. Knapp ein Hektar mehr an Wohngebieten entstand in den vier Jahren, 2017 waren es rund 161 Hektar. Dass in der Kreisstadt das Siedlungsgebiet trotzdem um gut 10,5 auf nun 396 Hektar gestiegen ist, liegt vor allem am Zuwachs bei den "Flächen besonderer funktionaler Prägung", von denen es Ende 2017 knapp 20 Hektar gab, gut fünf mehr als noch 2014. Ein großer Teil davon entfällt auf den neuen Wertstoffhof in Langwied, auch die BRK-Zentrale am westlichen Stadtrand und diverse Erweiterungen der Kreisklinik sind in dieser Rechnung enthalten.

Platz vier bei der Siedlungsentwicklung geht nach Glonn, wo 2017 189,5 Hektar als besiedelt galten, gut 7,5 mehr als vier Jahre zuvor. Knapp einen Hektar Zuwachs gab es bei Handels- und Gewerbeflächen, knapp darunter liegt die Erweiterung des Sportplatzes. Mehr als drei Hektar hat dagegen die Wohnbebauung zugenommen, bei 73,5 Hektar im Jahr 2014 entspricht dies einem Zuwachs von rund vier Prozent. Zum Vergleich: Um diesen Wert zu erreichen, müsste Vaterstetten 15, Ebersberg 6,5 und Poing immerhin fünf Hektar neue Wohngebiete ausweisen. Der Landkreisdurchschnitt liegt hier zwischen 2014 und 2017 bei 1,5 Prozent Zuwachs.

Ebenfalls deutlich darüber, mit zwar nur einem Hektar mehr Wohngebieten, aber bei einer Ausgangsgröße von 26 Hektar immerhin vier Prozent Wachstum, liegt Baiern. Der gleiche Wert errechnet sich für Frauenneuharting mit einem zusätzlichen Hektar fürs Wohnen, insgesamt waren es dann 25 Hektar. Knapp darunter liegt Hohenlinden, hier wuchs die Wohnbaufläche um zwei auf jetzt 54 Hektar, also um etwas mehr als 3,8 Prozent. Sogar 4,6 Prozent sind es in Oberpframmern, wo 2017 auf 46 Hektar gewohnt wurde, zwei mehr als noch Ende 2014.

In zwei Gemeinden ist das prozentuale Wachstum sogar doppelt so hoch: Moosach hatte Ende 2017 knapp 32,5 Hektar Wohnbauflächen, 30 waren es vier Jahre zuvor, was einen Zuwachs von 8,3 Prozent ergibt. In Bruck gab es Ende 2017 20,5 Hektar Wohnbaufläche, ein Plus von knapp 8,5 Prozent im Vergleich zu 2014.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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