Süddeutsche Zeitung

"Die Grüne Hausnummer":Botschaft an der Hauswand

Oberpframmern zeichnet energiebewusste Bürger aus

Von Christoph Jänsch, Oberpframmern

"Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen", sagt Bärbel Zankl, die Vorsitzende des Arbeitskreises Energie in Oberpframmern, und lächelt zufrieden in die Runde. Mit so vielen Bewerbungen hätte Zankl nicht gerechnet. Es sei aber "ein gutes Zeichen, dass in der Gemeinde auf ein hohes Energiebewusstsein Wert gelegt wird", ergänzt Andreas Lutz (CSU), der Oberpframmerner Bürgermeister. Lutz und der Arbeitskreis Energie haben am Dienstagabend 31 Hausbesitzer mit der "Grünen Hausnummer" ausgezeichnet. Mit der bedruckten Alutafel wurden zum ersten Mal diejenigen ortsansässigen Gebäudeeigentümer gekürt, die besonders energieeffizient gebaut oder saniert haben.

Dass dabei nicht nur Neubauten berücksichtigt werden, beweist die Tatsache, dass knapp die Hälfte der prämierten Häuser sanierte Altbauten sind. Besonders bemerkenswert ist ein bereits 20 Jahre altes Haus, das seinerzeit so nachhaltig gebaut wurde, dass es heute die grüne Plakette verdient hat. Um die "Grüne Hausnummer" können sich auch weiterhin jene Besitzer eines Eigenheims oder Geschäftsgebäudes bewerben, die aus dem vom Arbeitskreis ausgearbeiteten Kriterienkatalog mit zehn Merkmalen mindestens drei Punkte erfüllen.

Die erste Bewerbung ging im vergangenen Herbst, noch vor Bekanntgabe der Initiative, von Christof Bachmeier ein. Bachmeier, der selbst ein Unterstützer des etwa 15-köpfigen Energie-Gremiums ist, wusste frühzeitig über die Planungen Bescheid und konnte sein Holzblockhaus so bewerben. "Ich war schon immer von der Holzbauweise überzeugt", sagt er. Weil die Bauweise aus Massivholz von Natur aus exzellent isoliert, kann er auf zusätzliche Dämmmaterialien verzichten. "Das Raumklima ist einfach sensationell. Es ist immer ausgeglichen, nie zu warm oder zu kalt", so Bachmeier weiter. Inspiriert wurde er von der Holzbauweise in Kanada: "Ich war begeistert, wie das funktioniert." Zusätzlich hat Bachmeier eine Solarthermieheizung mit Pufferspeicher und möchte in Kürze noch eine Fotovoltaikanlage nachrüsten.

Zur Beantwortung der Frage, ob er die Plakette an seinem Haus sichtbar anbringen werde, kommt er nicht. Seine Frau Carmen Bachmeier reagiert spontan: "Na logo!", entgegnet sie stolz. Es sei eine Auszeichnung, die einen mit anderen ins Gespräch bringe und einen konstruktiven Austausch unter Nachbarn fördern könne. So sieht es auch Bürgermeister Lutz. Die Plakette sei nicht nur "ein Zeichen der Anerkennung" für die Gekürten, sondern solle "ebenfalls eine Ermutigung für weitere Gemeindemitglieder" sein, energiebewusst zu bauen.

Der Arbeitskreis Energie trifft sich in vier- bis sechswöchigem Abstand und berät über Maßnahmen, die man im Ort umsetzen kann, um Energie und Schadstoffemissionen einzusparen. Die Gruppe hat seit Beginn ihrer Arbeit im Herbst 2013 schon einige Ideen verwirklichen können. So etwa die Umrüstung mehrerer öffentlicher Einrichtungen auf LED-Raumbeleuchtung oder die Aufrüstung eines örtlichen Supermarktdaches um eine Fotovoltaikanlage.

Darüber hinaus hat der Arbeitskreis eine zentrale Rezeptsammelstelle eingerichtet, damit die Oberpframmerner nicht einzeln zur mindestens sechs Kilometer entfernten Apotheke fahren müssen. Damit konnte die Gemeinde 2015 den mit Preisgeld prämierten dritten Platz beim Energiepreis des Landkreises Ebersberg belegen, wovon nun auch der Druck der Grünen Hausnummer bezahlt wird.

Da das ehrgeizige Ziel des Landkreises ist, sich bis 2030 selbst mit erneuerbaren Energien zu versorgen, möchte das Team um Zankl einen Beitrag leisten. Bei ihren Vorhaben werden sie nicht nur, aber auch finanziell tatkräftig von der Gemeinde unterstützt, lobt Zankl den anwesenden Bürgermeister.

Reinhold Pelz, ein Mitglied des Ausschusses, erklärt, dass es enorm sei, "wie gut sich das Team ergänzt". Sie hätten Experten aus vielen verschiedenen Bereichen im Team. Doch seien sie auch immer "offen für weiteren Zuwachs", wirbt Zankl. Und Unterstützung können sie für ihre anstehenden Vorhaben sicher gebrauchen. Denn auch 2018 sollen wieder viele Projekte angegangen werden: zum Beispiel die Planung einer geeigneten Radnetzanbindung des Ortes.

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Quelle:
SZ vom 18.01.2018
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