Dialogprozess beginnt:Die Bahn will mit den Anliegergemeinden über Lärmschutz sprechen

Brennerzulauf - Güterverkehr

Ein Güterzug bei Aßling auf der Strecke zwischen München und Rosenheim, die durch den Landkreis Ebersberg verläuft.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Im November soll es dazu zwei Treffen mit Landräten und Bürgermeistern geben

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In die Debatte um Lärmschutz an der Bahnstrecke München-Rosenheim kommt Bewegung. Seit Jahren fordern die Anliegerkommunen einen Ausbau, wenn der Verkehr vom und zum Brenner-Basistunnel dort fahren wird. Die Deutsche Bahn will nun Anfang November mit den Kommunen ein sogenanntes Dialogverfahren beginnen, dies haben die beiden CSU-Abgeordneten in Bund und Land, Andreas Lenz und Thomas Huber, bekannt gegeben.

Das Dialogverfahren soll mit zwei Veranstaltungen starten, die sich jeweils mit einer der in der Region geplanten Ausbaustrecken beschäftigen. So wird es am 6. November im Landratsamt Ebersberg um den Streckenabschnitt zwischen Grafing und Trudering gehen. Zehn Tage später ist der südlichere Teil zwischen Großkarolinenfeld und Grafing das Thema, dort findet das Treffen auch statt. Geladen sind jeweils die Vertreter der Landkreise, Städte und Gemeinden, über deren Gebiet die Strecke verläuft. Die meisten haben bereits Resolutionen an Bund, Freistaat und Bahn verabschiedet, in denen gefordert wird, die Strecke wie einen Neubau zu behandeln. Dadurch müssten strengere Grenzwerte beim Lärm eingehalten und mehr Schallschutz errichtet werden.

Erst am Donnerstagabend gab es eine Veranstaltung der SPD-Landtagsabgeordneten Doris Rauscher und ihres Bundestagskollegen Martin Burkert. In Kirchseeon diskutierten sie mit Bürgern - deren Erwartungen fasste Susanne Höpler vom Arbeitskreis Bahnlärm zusammen: "Die Strecke Grafing-Trudering muss beim Thema Lärmschutz wie eine Neubaustrecke behandelt werden." Ins gleiche Horn stößt Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne). Ebenfalls am Donnerstag verschickte sie einen Protestbrief des Stadtrats an Bahn, Bund und Land gegen die "unzulänglichen angekündigten Schallschutzmaßnahmen".

Genau das werde sie auch den Bahnvertretern sagen, so Obermayr. Grafing fordert, "dass auch Grafing-Bahnhof und Nettelkofen Lärmschutz bekommen". Dieser solle außerdem in Oberelkofen und Schammach verlängert werden. Darüber, dass die Bahn nun mit den Kommunen sprechen will, "bin ich sehr erfreut", so Obermayr, auch wenn sich die Bürgermeisterin bewusst ist: "Das wird ein komplizierter Prozess werden." Den man aber nur unterstützen könne, findet auch Obermayrs Amtskollege in Vaterstetten Georg Reitsberger (FW). In seiner Gemeinde hat die Bahn zwar schon den Lärmschutz verbessert. Es wurden Gleise geschliffen, Schienenstegdämpfer eingebaut und versichert, "dass die alten rumpelnden Güterwaggons verboten werden", so Reitsberger. Trotzdem gebe es noch einiges zu tun, "wir wollen das Optimale für die Anwohner herausholen", und das bedeutet eben, Lärmschutz wie an der Neubaustrecke.

Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) begrüßt, dass die Bahn anbietet, die vom Ausbau betroffenen Kommunen direkt zu informieren, "nur so, im direkten und offenen Dialog, kann eine für alle Seiten tragfähige Lösung zum Schutz der Bürger realisiert werden". Dabei ist klar, dass der Landkreis seine Lärmschutzforderungen einbringen wird. Gemäß des einstimmigen Beschlusses im Umweltausschuss unterstütze er alle Initiativen, die einen wirkungsvollen Lärmschutz erreichen möchten. Zudem solle eine Petition dazu angestrengt werden, dass die Ertüchtigung des Lärmschutzes an der Bahnlinie Trudering-Rosenheim gemäß dem Neubaustandard erfolgen soll.

Robert Niedergesäß

"Nur im direkten und offenen Dialog kann eine für alle Seiten tragfähige Lösung zum Schutz der Bürger realisiert werden."

Thomas Huber sieht in dem angekündigten Dialogverfahren den ersten Schritt dahin. Dialog heiße ja, "dass keine Gespräche stattfinden, die nur einseitig sind", er erwarte, dass auch die Kommunen "Themen setzen" - "und es wird auch Zeit". Während in Österreich schon gebaut werde, "pressiert es laut Angaben der DB überhaupt nicht", kritisiert Huber.

Das scheint man bei der Bahn aber anders zu sehen, auf Nachfrage teilt der Schienenkonzern mit, bis 2022 soll die Trassenauswahl zumindest bis Grafing abgeschlossen sein - "unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger", wie man betont. Und zumindest für diesen Abschnitt "ist grundsätzlich Lärmschutz gemäß der Lärmvorsorge umzusetzen", da dort zwei zusätzliche Gleise gebaut werden sollen. Ob auch zwischen Grafing und Trudering, wo zwar eine Taktverdichtung, aber keine neuen Gleise geplant sind, "Lärmschutzmaßnahmen wie bei Neubaustrecken umzusetzen sind und welchen Umfang diese hätten, ist Ergebnis detaillierter fachlicher Planungen", denen man nicht vorgreifen könne.

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