Der Sport im Ort:Von Egmating nach Indien

Tanja Eberl, Badmintonspielerin aus Egmating

Wegen einer Arthrose hatte Tanja Eberl ihre Badmintonleidenschaft mit 32 so gut wie aufgegeben. Jetzt ist sie 50 - und zweifache Deutsche Senioren-Meisterin.

(Foto: privat)

Tanja Eberl wäre fast im Rollstuhl gelandet. Nun ist die Badmintonspielerin genesen und fährt zur Weltmeisterschaft

Von Viviane Rückner, Egmating

Arthrose im Knie. Das war eine ernüchternde Diagnose für die Badmintonspielerin Tanja Eberl. Das war noch im alten Jahrtausend, und Eberl, damals 32, wurde kurz darauf operiert. Mit dem Sport schien es das gewesen sein, die Egmatingerin hörte auf, 13 Jahre lag der Schläger im Keller. Dann, vor fünf Jahren, wagte sie noch mal einen Versuch. Erst schien alles gut zu gehen, doch der nächste Schock. Plötzlich waren die Schmerzen im Knie wieder da: Mit der Aussage, wenn sie nicht aufhöre zu spielen, würde sie im Rollstuhl landen, rüttelten sie die Ärzte damals wach.

Die Geschichte ist inzwischen drei Jahre her. Und wer Eberl kennt, für den muss es umso unwirklicher erscheinen, dass die 50-Jährige in ihrer Altersklasse gerade erst zwei Deutsche-Meister-Titel gewonnen hat. Durch den Erfolg hat sie sich die Teilnahme an der Senioren-Weltmeisterschaft in Indien gesichert. Das große sportliche Ziel nach einer langen Leidenszeit.

Doch wie ist das möglich, wenn es schon vor vielen Jahren hieß, sie müsse ihren Traum als Leistungssportlerin aufgeben? "Die Ärzte haben mich wachgerüttelt: Ich habe meine komplette Ernährung umgestellt und viel am Muskelaufbau gearbeitet", sagt sie. Keine leichte Umstellung, doch es habe sich gelohnt. "Ich habe keine Schmerzen mehr und kann spielen."

Nach der Operation ließ sie für längere Zeit die Finger vom Schläger, versuchte andere Hobbys zu finden, probierte Kampfsportarten wie Karate aus. Erst als ihr Sohn Badminton anfangen wollte, wagte sie sich wieder an ihren Lieblingssport. "Ich habe das Badmintonspielen einfach immer vermisst und wollte unbedingt wieder damit anfangen", erzählt sie. Erst hat sie den Trainerschein gemacht. Inzwischen spielt sie vier- bis fünfmal in der Woche in der Halle, trainiert drei- bis viermal im Fitnessstudio und macht Thai Chi, dabei geht es um fließende Bewegungen. "Man muss einen Bewegungsfluss herstellen, es ist eine Art des Kampfsports", sagt sie. "Es ist gut für mein Knie und hilft mir beim Spielen weiter."

Sportlich war Eberl schon als Kind: Sie machte Leichtathletik und spielte Fußball in einer Jungenmannschaft. "Mädchenteams im Fußball gab es damals nicht.", sagt sie. Ihr Herz schlug dennoch immer für Badminton. Wie sie damals erstmals auf diese Sportart kam, ist eine lustige Geschichte: "Ich habe als Kind nach einem Turnier einen Badmintonschläger gewonnen, und das war der Auslöser, ich wollte den dann unbedingt benutzen und habe mich für Badmintontraining angemeldet." Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Stuttgart, erst zum Studium kam sie nach München und zog später mit ihrem Mann in den Landkreis Ebersberg nach Egmating.

Lang ist es nicht mehr hin bis zur WM. Von 11. bis 17. September steigen die Wettkämpfe n Kochi im Süden Indiens. Die Egmating misst sich mit den Weltbesten ihrer Altersklasse, dabei war es als Kind und Jugendliche eigentlich nie ihr Traum, Sportlerin zu werden, ganz im Gegenteil "ich wollte immer Schriftstellerin werden", erzählt sie. Aus diesem Wunsch entstand eine ganz besondere Fächerkombination. "Ich habe meine Fächerkombination gewählt ohne zu wissen, was dabei rauskommt und es war das Richtige".

Fürs Studium wählte sie schließlich Germanistik, Japanologie und Ethnologie. "Die Geschichte Japans hat mich einfach immer schon interessiert", sagt sie. Nicht etwa, weil auch in der Badminton-Szene viele Sportler aus dem asiatischem Raum kommen. Heute arbeitet sie als Sportjournalistin. "Das ist wie ein Traum, dass sich mein ganzes Leben um Sport dreht", erzählt Eberl glücklich. Neben ihrem Beruf als Sportjournalistin ist sie zudem Badminton-Trainerin beim TSV Neubiberg-Ottobrunn, sie trainiert Kindergruppen und eine Frauengruppe in Frauenneuharting.

Hinter ihrem Können steckt unter anderem ihr Trainer Eggert Zschau, der eine bewegende Geschichte hat. Er war Vizeeuropameister und hat früher in der Bundesliga gespielt. Vor ein paar Monaten dann die erschütternde Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Trotzdem ist er in den Pausen der Chemotherapie weiter ihr Trainer und trainiert auch ihre Kinder. "Er klagt nie, das gibt einem Kraft, selber stark zu sein. Er ist Trainer durch und durch und dafür bewundere ich ihn einfach unglaublich", sagt Eberl. Mit großer Willenskraft hat sie es geschafft, ihren Traum als Badmintonspielerin zu verwirklichen. Bei der Senioren-WM in Indien geht dieser Traum weiter.

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