Der Sport im Ort:Umwerfend

Grafing Judo Special Olympics

Sachs betreut Judoka bei den Special Olympics Bayern.

(Foto: oh)

Grafing lädt geistig behinderte Sportler zum Judo-Training ein

Interview von Jonas Wengert, Grafing

Sport tut gut, deswegen gibt es entsprechende Angebote für Menschen mit geistiger Behinderung. Unter dem Namen "Special Olympics" kommen einmal im Jahr die talentiertesten geistig behinderten Sportler Deutschlands zusammen. Vorab werden Sportveranstaltungen organisiert, wie demnächst im Landkreis Ebersberg. Am Freitag, 19. Oktober, dreht sich in Grafing alles um die Sportart Judo. In Kooperation mit dem ortsansässigen TSV findet ein Aktivtag mit Training für Neueinsteiger und erfahrene Athleten statt. Florian Sachs, 39, ist Koordinator für den Bereich Judo bei Special Olympics Bayern und selbst aktiver Judoka.

SZ: Herr Sachs, was und vor allem wen wollen Sie mit den Aktivtagen erreichen?

Florian Sachs: Wir machen die Aktivtage seit 2013 und bieten dabei verschiedenste Disziplinen an. Unser Ziel ist zum einen, Randsportarten wie Judo mehr in die Breite zu tragen. Zum anderen wollen wir Berührungsängste abbauen, deshalb richtet sich das Angebot sowohl an Menschen mit Behinderung als auch an Trainer, Betreuer und interessierte Kooperationspartner. Im Idealfall kann der Behindertensport später an die normale Vereinstätigkeit angeschlossen werden.

Was ist das Besondere, wenn Sie einen Schnuppertag für Menschen mit geistiger Einschränkung abhalten?

Tatsächlich läuft das nicht anders ab als mit Nichtbehinderten. Wenn die sich das erste Mal mit Judo beschäftigen, haben die in der Regel wenig Ahnung. Nach dem Aufwärmen werden die einzelnen Schritte und auch die Rituale, die zum Judo gehören, erklärt. Es kann sein, dass man mal ein bisschen länger dauert, inhaltlich ist das aber dasselbe. Auf der Matte wird dann erst einmal geübt, wie man richtig fällt und sich verletzungsfrei abrollt, bevor es dann später in den Zweikampf geht.

Also überhaupt kein Unterschied?

Es gibt eine Regeländerung. Beim olympischen Judo kann entweder gewonnen werden, indem man den Gegner auf den Rücken dreht und dort hält, oder indem man ihn durch das Überdehnen von Gelenken oder einen Angriff auf die Luftzufuhr zur Aufgabe zwingt. Letzteres ist beim Training von geistig Behinderten ausgeschlossen.

Haben Sie erlebt, dass Einsteiger sich vor dem Kämpfen fürchten oder es einfach nicht in ihrer Natur liegt?

Das gibt es natürlich, aber das hängt nicht mit einer Behinderung zusammen. Bei Anfängern muss man immer auf die individuellen Eigenheiten und Ängste Rücksicht nehmen. Judo ist kein wilder Kampfsport, sondern bringt aus seinem Ursprung in Japan einen hohen zeremoniellen Gedanken mit. Die rituelle Begrüßung und Verabschiedung mit Verbeugungen, der gegenseitige Respekt, der Gegner wird mehr als Partner verstanden. Da steckt auch eine Art Erziehungsgedanke dahinter.

Können Sie das genauer erklären?

Ich habe einmal einen Jugendlichen trainiert, den man als schwierig und auffällig beschreiben kann, verbunden mit teils hohem Aggressionspotenzial. Beim Judo hat er gelernt, sich auszupowern und trotzdem an Regeln zu halten. Auf einem Turnier in Slowenien musste er gegen einen blinden und körperlich deutlich unterlegenen Gegner antreten. Wir haben von außen angefeuert, aber er kämpfte nicht wirklich. Als wir ihn später gefragt haben was los war, meinte er: "Na ich kann doch nicht den Blinden umhauen."

Welche Events stehen im Bereich der Special Olympics demnächst an?

Im Mai waren erst die Deutschen Meisterschaften in Kiel. Nächstes Jahr finden wieder Weltspiele statt, diesmal in Abu Dhabi. Im Judo haben wir aktuell fünf Judoka aus Bayern in der Nationalmannschaft.

Anmeldeschluss für den Aktivtag in der Christian-Sebald-Halle in Grafing ist am 12. Oktober. Die Teilnahme ist kostenlos. Der Anmeldebogen steht auf www.specialolympics.de/bayern

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: