Der Sport im Ort:Markt Schwabens Gold-Hoffnung

Marina Rappold

Bei der Deutschen Meisterschaft über 10 000 Meter holte sich Marina Rappold aus Markt Schwaben (rechts) den zweiten Platz der U 23-Konkurrenz. Im Bild steht sie neben Sabrina Mockenhaupt aus Hamburg.

(Foto: privat)

Die 19-Jährige Marina Rappold ist eine der erfolgreichsten Nachwuchs-Läuferinnen Deutschlands. Nach viermonatiger Verletzungspause könnte sie sich nun über 5000 Meter den deutschen Meistertitel schnappen.

Von Viviane Rückner, Markt Schwaben

Fast wäre alles ganz anders gekommen und Marina Rappold wäre jetzt keine erfolgreiche Leichtathletin im Langstreckenlauf sondern Fußballerin. Denn als ihre Eltern sie in der ersten Klasse zum Leichtathletikverein LG Sempt in Markt Schwaben brachten, da wollte Marina eigentlich viel lieber einem Ball hinterherlaufen. Doch ihre Mutter hielt sie entschieden davon ab, sie sei doch viel zu klein und würde von den anderen nur umgerannt werden, erklärte ihre Mutter damals.

Das muss zwar nicht unbedingt so sein, wahrscheinlich hatten ihre Eltern aber dennoch den richtigen Riecher. Dass es die richtige Entscheidung war, beim Laufen zu bleiben, hat Marina Rappold allemal bewiesen. Mit nur 18 Jahren schaffte sie es im vergangenen Jahr, deutsche Vizemeisterin über 5000 Meter zu werden, dabei ist sie sogar in der U 23-Konkurrenz gestartet, also bei den Unter-23-Jährigen, wofür sie eigentlich noch zu jung war. Mittlerweile ist sie 19 und hat nun auch noch den Titel als Deutsche U-23-Vizemeisterin über die 10 000-Meter-Distanz geholt.

"Es hat sich schon sehr früh gezeigt, dass Werfen und Springen nicht so meins ist", erklärt Rappold und lacht. Von der fünften Klasse an widmete sie sich also ganz dem Langstreckenlaufen. Dabei wird sie bis heute von ihrem Manager Markus Gützlaff begleitet. Fußball war dann also keine Option mehr? "In der Schule mussten wir mal Volleyball spielen, dabei habe ich mir dann einen Kapselriss zugezogen, danach war das Thema Ballsportarten für mich irgendwie erledigt", sagt Rappold.

Hinter dem großen Erfolg steckt viel harte Arbeit: Die 19-Jährige hat sechsmal die Woche Lauftraining, je ein bis zwei Stunden, und trainiert dann noch ein bis zwei Mal die Woche im Fitnessstudio, um Muskeln zur Stabilität aufzubauen. Wohl schwer vorstellbar für die meisten Freizeitsportler, so viel Zeit täglich aufzubringen. "Es erfordert schon Disziplin und eine gute Struktur, aber wenn man den Tag vorher plant, geht das", sagt Rappold.

Über 10.000 Meter wurde sie Zweite - folgt nun der Deutsche Meistertitel?

Bei so viel Training, bleibt da überhaupt noch Zeit für etwas anderes? Marina Rappold studiert nebenher an der LMU in München, was manchmal gar nicht so einfach unter einen Hut zu bekommen ist. Erst vergangenes Jahr hat sie ihr Abi gemacht, nun studiert sie Grundschullehramt im zweiten Semester - und läuft um Meistertitel. "Im dritten Semester kommt dann auch endlich Sport dazu", sagt sie begeistert. Ihren Schwerpunkt hat sie im Studium aber auf Biologie gelegt.

In der Lage zu sein das Training und das Studium zu stemmen, verdanke sie vor allem der Unterstützung ihrer Eltern und Freunde sowie ihrem festen Freund, sagt sie. "Das weiß ich wirklich zu schätzen und bin auch sehr glücklich darüber, denn alleine kann man das sonst gar nicht schaffen", erklärt sie. "Ich habe wirklich die besten Eltern überhaupt, denn sie fahren mich auch immer zu all meinen Wettkämpfen.".

Bekanntlich kann Sport auch eine Belastung sein, so steigt bei so häufigem und hartem Training etwa die Verletzungsgefahr. Gerade Entzündungen und Zerrungen lassen sich schwer vermeiden. Erst 2016 musste die Markt Schwabenerin im Herbst für vier Monate aussetzen, "wegen einer entzündeten Sehne am rechten Knie", erzählt sie.

Erst nach der Physiotherapie konnte sie im Januar wieder voll einsteigen. Ihrem Erfolg tat das aber keinen Abbruch - im Gegenteil: Anfang des Monats wurde sie mit ihrer neuen Bestzeit von 36.07 Minuten Vizemeisterin über 10 000 Meter. Zurücklehnen konnte sie sich während der vier Pausemonate allerdings nicht, Physiotherapie und Übungen im Schwimmbecken standen wöchentlich auf dem Programm. Ins Fitnessstudio zu gehen, sagt sie, das sei schon ganz akzeptabel, genau wie schwimmen gehen. "Aber mit dem Laufen können diese Sachen nicht mithalten", sagt sie.

Jeden Tag genug Motivation zu haben, um Sport zu treiben, das bedarf oft einer Inspirationsquelle. Ihre sportlichen Vorbilder, sagt sie, sind Gesa Felicitas Krause, Inhaberin des Deutschen Rekords über 3000 Meter im Hindernislauf, sowie "so ungefähr alle internationalen Langstreckenläuferinnen". Doch wie geht es in Zukunft für Marina Rappold weiter? Leichtathletik oder Studium? Oder beides? "Ich gebe auf jeden Fall auch mein bestes im Studium und stehe da dahinter, weil mir das wirklich Spaß macht", sagt sie.

Und dann ist da noch der Sport. Rappold möchte sich alle Möglichkeiten offenhalten im späteren Leben. Leichtathletik wird die nächsten Jahre weiterhin eine große Rolle spielen, solange es ihr Spaß macht und es ihr körperlich gut geht, sagt sie. Das nächstes Ziel ist der 5000-Meter-Lauf bei der Deutschen Meisterschaft an diesem Samstag, bei dem sie ihren Titel vom letzten Jahr verteidigen will. Vielleicht kommt bei der Speedy Gonzales aus Markt Schwaben ja gleich am Wochenende noch ein weiteres Edelmetall dazu. Ein Glück, dass ihre Eltern sie damals von einer Fußballkarriere abgehalten haben, möchte man meinen. Aber wer weiß, vielleicht wäre sie auch hier erfolgreich gewesen - als weiblicher noch viel schnellerer Thomas Müller von Markt Schwaben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: