Süddeutsche Zeitung

Der Sport im Ort:Die "Eber" werden zum "Dino"

Der TSV Ebersberg sichert die zehnte Bezirksliga-Teilnahme in Serie. Gespräch mit einem, der jede Saison miterlebt hat

Interview von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Wenn es einen Meistertitel für Beständigkeit gäbe, die Fußballer des TSV Ebersberg hätten ihn sich verdient. Vergangenes Wochenende sicherte sich die Erste Mannschaft fünf Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt - und spielt damit kommendes Jahr die zehnte Saison hintereinander in der Bezirksliga. Den Verbleib in der siebhöchsten deutschen Spielklasse haben sie den anderen Ergebnissen des 26. Spieltags zu verdanken, wodurch der TSV rechnerisch nicht mehr in die Gefahrenzone rutschen kann. Ihr eigenes Heimspiel gegen Reichertsheim verloren die Ebersberger nämlich mit 0:3 - und durften danach trotzdem jubeln. Wie immer mit dabei: Der Sportliche Leiter Željko Prelčec. Der 34-Jährige hat die zehn Bezirksliga-Jahre des TSV in verschiedenen Funktionen miterlebt.

SZ: Gratulation, Herr Prelčec. Wie sehr haben Sie sich nach der höchsten Saisonniederlage über den Klassenerhalt gefreut?

Željko Prelčec: Wir werten dieses eine Spiel jetzt nicht so hoch. Ich sehe das große Ganze, dass wir das Saisonziel Klassenerhalt frühzeitig erreicht haben. Alles was wir mit unserem Trainer Heiko Baumgärtner besprochen haben, ist geschafft.

Der SV Reichertsheim liegt in der Tabelle weit hinter Ebersberg. Woran lag es, dass dieses Heimspiel so hoch verloren gegangen ist?

Die Jungs sind in den vorherigen Spielen extrem an ihre Belastungsgrenze gegangen, uns plagen Verletzungssorgen. In dem Spiel hat man gemerkt, dass die Anspannung bei uns ein, zwei Prozent weniger war und Reichertsheim ums Überleben in der Liga gekämpft.

Vielleicht sollte der TSV nach zehn Jahren in der Bezirksliga eine Änderung des Schlachtrufs erwägen. Von "Einmal Eber, immer Eber" zu "Früher Eber, jetzt Dino".

Unseren Spruch haben wir jetzt seit vier Jahren, da sehe ich noch nicht zwingend Änderungsbedarf. Außerdem hat es ein Dinosaurier auch nicht zwangsläufig leichter.

Zu sehen am berühmtesten Reptil im deutschen Fußball. Bis zum Abstieg vor einem Jahr war das der "Bundesliga-Dino" Hamburger SV. Sehen Sie Parallelen zwischen dem HSV und dem TSV?

Mit Tradition kann man sich nichts kaufen, auch nicht bei unserem Vereinsalter von 140 Jahren. Egal in welcher Liga, das Geschäft ist hart. Emotionen sind wichtig, am Ende zählt aber die Leistung.

Sie waren dabei, in den Jahren als der TSV von der Landesliga in die Kreisliga durchgereicht wurde - bis zum Wiederaufstieg in die Bezirksliga. In 17 Jahren waren Sie lange Mittelfeldspieler, dann Spielertrainer, nun sind Sie Funktionär. Welche Rolle gefällt Ihnen am besten?

Um nicht zu vergessen: das eine Jahr am Kioskstand. Eigentlich gefällt mir am besten die Position als Zuschauer, genau die Rolle, die mir nie gewährt wird.

Der TSV Ebersberg ist jetzt Tabellensechster von 16 Teams, knapp vor Forstinning, aber deutlich hinter dem SC Baldham-Vaterstetten, der noch um den Aufstieg in die Landesliga kämpft. Wie geht es Ihnen damit, dass der Landkreis-Konkurrent enteilt ist?

Damit war zu rechnen. Sie haben einen viel größeren Kader, sind besser aufgestellt. Wir sind in vielerlei Hinsicht weit auseinander. Der SC ist ein Klub zweier fusionierter Vereine, größer als wir und wirtschaftlich besser aufgestellt.

Ebersberg hat noch fünf Spiele und könnte in der Tabelle einige Plätze nach oben klettern. Dorfen aus dem Nachbarlandkreis Erding ist bei einem Spiel mehr nur zwei Punkte vorn, theoretisch ist es gar noch möglich, dass der TSV mit dem Zweitplatzierten Baldham-Vaterstetten gleichzieht. Wie gefräßig ist der Bezirksliga-Dino noch?

Baldham-Vaterstetten war für uns von Anfang an nicht der Gradmesser, sie haben sehr gute Chancen auf den Aufstieg, was ja für den Landkreis eine feine Sache wäre. Für uns wäre es schön, wenn wir den fünften Platz schaffen, das traue ich den Jungs auf jeden Fall zu. Wichtig ist, dass die Dino-Knochen heilen, und dass sich keiner mehr verletzt.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2019
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