Der Landkreis als Reiseziel:Fast eine halbe Million

Die Übernachtungen im Landkreis Ebersberg sind in den vergangenen zehn Jahren um 35 Prozent auf 440 000 gestiegen. Touristen schätzen die Nähe zu München und zu den Bergen, entscheidend sind aber die Kurzzeitbesucher

Von Stella Vogl, Ebersberg

Als Urlaubsziel für Übernachtungsgäste wird der Landkreis Ebersberg immer beliebter. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes war 2018 das bisher beste Jahr für das Tourismusgewerbe zwischen Anzing und Aßling, Steinhöring und Pöring. Insgesamt 440 000 Übernachtungen wurden 2018 gezählt, verglichen mit dem Jahr 2008 ist das ein Zuwachs von 35 Prozent.

"Wir profitieren natürlich von der Nähe zur Münchner Messe", so lautet die Erklärung des Ebersberger Tourismusbeauftragten Augustinus Meusel aus dem Landratsamt. Da verwundert es wenig, dass "die Übernachtungszahlen zu einem großen Teil von Geschäftsreisenden generiert werden". Und anders als in der Großstadt sei es im Landkreis nun einmal "bisserl ruhiger und bisserl günstiger".

Dabei beurteilt Augustinus Meusel die aktive Rolle des Landkreises auf Tourismus- und Freizeitmessen als maßgeblich für die "überörtliche Präsenz": Mit diesen Aktivitäten "werden wir deutlich sichtbarer", damit folge Ebersberg dem allgemeinen Trend in Oberbayern, dass dort die Übernachtungszahlen steigen. Auch wenn Urlauber - mit Ausnahme der Oktoberfestbesucher - weniger ins Gewicht fallen, ist auch hier ein Trend nach oben zu bemerken. So stellt Meusel fest: "Urlauber nehmen von der Beobachtung her zu", spielten aber in der Summe noch "eine untergeordnete Rolle".

Der Landkreis als Reiseziel: Mehr Urlauber aus Norddeutschland, immer mehr Geschäftsreisende: Die Gästezahlen in der Region nehmen zu.

Mehr Urlauber aus Norddeutschland, immer mehr Geschäftsreisende: Die Gästezahlen in der Region nehmen zu.

(Foto: Christian Endt)

Diese Entwicklung bestätigt der Inhaber des Vaterstettener Hotels "Alter Hof" Christoph Hofherr: "Man hat in den letzten Jahren gemerkt, dass es mehr geworden sind." So kämen inzwischen auch vermehrt Urlauber aus Norddeutschland. Mögliche Gründe dafür sieht Hofherr weniger im Landkreis, als vielmehr "die Nähe zu München und zu den Bergen". Aufgefallen sei ihm diese Entwicklung auch daran, so Hofherr, dass es im August, dem "schwachen Monat bei den Geschäftsreisenden", dennoch zahlreiche Buchungen gab. Ähnliches berichtet Andreas Glonner vom "Neuwirt" in Zorneding, der unter seinen Übernachtungsgästen ebenfalls "viel mehr Urlauber" ausmacht als früher. Die meisten seien dabei "Kurzurlauber" oder Leute, die eine Rundreise machen. Dennoch befänden sich die Geschäftsleute mit "schätzungsweise 60 Prozent" unter seinen Gästen immer noch in der Mehrheit, so der Geschäftsführer und Inhaber.

Offenbar aber profitieren nicht alle Anbieter zwangsläufig gleich von den steigenden Gästezahlen im Landkreis. Der Vorsitzende des Tourismusvereins Grafing Wolfram Staude etwa verzeichnet für das Jahr 2018 insgesamt 10 000 Übernachtungen auf dem Portal zimmerliste.de, wo Privatleute seit vielen Jahren Unterkünfte anbieten - schon lange, bevor es Airbnb gab. Einen nennenswerten Ausschlag nach oben bemerkt er zwar nicht, aber immerhin: "Es hält sich stabil." Seiner Einschätzung nach wird der Landkreis immer weniger als zweckmäßige Ausweichmöglichkeit mit vorteilhafter Anbindung zur Messe genutzt, sondern auch für die Angebote vor Ort geschätzt. "Radlfahren, Wandern, Seen und München ist eine gute Kombination", so die Meinung von Staude.

Der Landkreis als Reiseziel: Die Ruhe und die günstigen Preise sieht Augustinus Meusel als Stärken des Landkreises.

Die Ruhe und die günstigen Preise sieht Augustinus Meusel als Stärken des Landkreises.

(Foto: Christian Endt)

Doch nicht nur Übernachtungsgäste spielen eine Rolle für die positive Entwicklung des Tourismus im Kreis Ebersberg. So ist sich der Tourismusbeauftragte Augustinus Meusel durchaus bewusst: "Tagesausflügler aus München oder dem Landkreis sind mindestens genauso wichtig." Diese werden insbesondere von der Natur und einer direkten Anbindung gelockt, so "kann der Münchner sein Radl mit in die S-Bahn nehmen und eine schöne Tour machen", so Meusel. Im Winter zieht es die Tagesausflügler vor allem zu den Skiliften und auf die Wanderwege, bei wärmeren Temperaturen sind Gewässer wie etwa der Kastensee in Glonn beliebte Ausflugsziele.

Auch der Vorsitzende des Ebersberger Fahrradklubs (ADFC) Hubert Uebel sieht das Potenzial eher in der Umgebung: "Ich glaube weniger, dass Touristen dabei sind", sagt er über das ADFC-Klientel. Denn "die Touren, die wir anbieten, werden vor allem vom Kreisverband Ebersberg und Mitgliedern aus München genutzt". Damit auch der ADFC von ferner Zugereisten profitiert, freut sich Hubert Uebel über eine neue Initiative: "Der ADFC hat deutschlandweit ein Tourenportal auf die Beine gestellt." Durch die Verbreitung des Angebots erhoffe man sich, dass künftig "der ein oder andere Tourist mitfährt".

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