Der Huberhof in Wiesham:Hochsaison im Hühnerstall

Auf dem Hof von Josef Kendlinger werden täglich etwa 6000 Eier gelegt, besonders zu Ostern ist die Nachfrage hoch - unter einer Bedingung

Von Andreas Junkmann, Grafing

Josef Kendlinger kniet auf dem zertrampelten Boden im Hühnergehege - und wartet. Es dauert nicht lange, bis ihn wie auf Kommando eine ganze Schar an Tieren umringt. Kendlinger greift sich eine der braunen Hennen heraus und nimmt sie auf den Arm. Er zeigt auf deren Ohrläppchen direkt hinter dem Auge. "Daran erkennt man, ob das Tier braune oder weiße Eier legt", sagt der 35-jährige Landwirt. Er kennt sich aus mit Hühnern und mit Eiern. Seit etwa sieben Jahren betreibt er zusammen mit seiner Frau Franziska auf dem Huberhof in Wiesham bei Grafing eine der größten Hühnerfarmen im Landkreis. Und gerade in der Zeit vor Ostern herrscht dort Hochbetrieb.

Die Tür zum Verkaufsraum der Kendlingers bleibt nie lange geschlossen. Alle paar Minuten kommen Kunden herein, die sich ihre Eier selbständig aus den großen Paletten in kleine Pappkartons packen. Bevor sie gehen, werfen sie noch Geld in eine Kasse am Ausgang. "Ja, unser Selbstbedienungs-Hofladen wird recht gut angenommen", sagt Kendlinger. Das Konzept ist ähnlich wie beim Erdbeerpflücken oder Blumenschneiden. Wer ganz früh dran ist, bekommt die Eier sogar direkt aus dem Stall. Hinter einer dünnen Holzwand befinden sich die Legeplätze der Hennen, die Eier rollen von dort aus durch eine Öffnung in den Verkaufsraum.

Woher kommen die Ostereier?

Der Hahn im Korb: Josef Kendlinger betreibt zusammen mit seiner Frau Franziska in Wiesham eine der größten Hühnerfarmen im Landkreis Ebersberg. Die Tiere haben viel Freifläche zum Auslauf.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kendlinger ist es wichtig, dass der Kunde einen Bezug zum Produkt hat. Er hat deswegen in seinem Laden Fenster einbauen lassen, durch die man einen Blick in den Hühnerstall werfen kann. "Gerade für Kinder ist das natürlich etwas Schönes", sagt er und lächelt. Am Huberhof leben derzeit zwischen 7000 und 8000 Legehennen. Jedes Tier hat mindestens vier Quadratmeter Freilauffläche zur Verfügung, auf der es sich nach Belieben bewegen kann. Neben regelmäßigen Kontrollgängen muss Josef Kendlinger vor allem schauen, dass es den Tieren nicht langweilig wird. "Wenn die Hühner nicht beschäftigt sind, dann besteht die Gefahr, dass sie sich gegenseitig verletzen", erklärt der Landwirt. Deshalb gibt es in den Wieshamer Gehegen neben Futterstationen auch Sandbäder oder Picksteine in verschiedenen Formen und Härtegraden. Eine Beschäftigungstherapie für Legehühner sozusagen.

Diesen luxuriösen Lebensstil danken die Tiere mit insgesamt etwa 6000 Eiern pro Tag - was statistisch gesehen rund 0,8 Eier pro Huhn entspricht, wie Kendlinger vorrechnet. Gerade um Ostern herum dürften es nach seinem Geschmack aber sogar fast noch ein bisschen mehr sein. "Das Geschäft konzentriert sich vor allem auf die zwei Wochen vor Ostern, wenn wirklich jeder Eier kauft. Danach lässt es wieder deutlich nach." Gerade in den warmen Sommermonaten sei die Nachfrage recht gering, zum Winter hin nehme der Absatz dagegen wieder spürbar zu. "Da wird dann ja auch wieder mehr gebacken. Aber im Vergleich zu Ostern ist es trotzdem deutlich entspannter", so Kendlinger.

Woher kommen die Ostereier?

Hat das Huhn ein rotes Ohrläppchen, legt es braune Eier.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In die Auffahrt zum Huberhof biegt ein schwerer Sattelschlepper ein und parkt vor dem Hofladen. Der Fahrer steigt aus, er ist ein bisschen zu spät dran. "Lots of traffic", sagt er und zuckt mit den Schultern. Auf seinem Anhänger hat er 17 Paletten mit leeren Eierkartons geladen - alles Nachschub für das Lager. In diese Kartons werden später diejenigen Eier verpackt, die die Familie nicht direkt vor Ort verkauft. Denn die Kendlingers haben auch Kooperationen mit mehreren Supermärkten in der Region. "Alle Eier bleiben aber in einem Umkreis von rund 15 Kilometern", sagt Kendlinger. Die Kunden würden schließlich vor allem die Regionalität der Produkte zu schätzen wissen.

Aber natürlich kommt es Josef Kendlinger auch auf die richtige Qualität an. Ein gutes Ei würden vor allem ein schöner dunkelgelber Dotter, die Frische und der Geschmack ausmachen. "Ein Ei darf aber ruhig ein paar Tage älter sein, bevor man es isst. Dann kann sich das volle Aroma erst so richtig entwickeln", sagt Kendlinger. Für eine gute Qualität sei das richtige Futter der Tiere entscheidend, oder wie der Grafinger Landwirt sagt: "Wenn vorne etwas Gescheites reinkommt, dann kommt hinten auch etwas Gescheites raus." Für den Huberhof hat er deshalb eine eigene Futtermischung kreiert. Weizen, Mais und Soja baut Kendlinger selbst an, weitere Bestandteile wie Hafer oder auch Kalk kauft er aus der Region zu. Letzterer sorgt vor allem für eine gute solide Schale der Eier.

Woher kommen die Ostereier?

Wird das Ei dann rot gefärbt, glänzt es schön.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Auge isst natürlich mit - umso mehr an Ostern. Deshalb bieten sie am Huberhof in dieser Zeit auch bereits gekochte und gefärbte Eier zum Verkauf an. Zum Färben seien die weißen Eier bei den Kunden grundsätzlich beliebter, so Kendlinger. "Die sind vor Ostern immer sofort vergriffen." Der Eier-Experte weiß aber, dass es gar nicht so sehr auf die Eier selbst, sondern vielmehr auf die Farben ankommt. "Rot wird zum Beispiel mit einem braunen Ei sogar schöner", sagt er, während er ein glänzend-weinrotes Osterei in der Hand hält.

Nun bleibt aber immer noch die Frage zu klären, wie es überhaupt zu braunen und weißen Eiern kommt. Das Huhn, das sich Kendlinger im Gehege gegriffen hat und das nun so ruhig auf seinem Arm sitzt, legt braune Eier. Denn der Bereich hinter seinen Augen - wo eben jene sogenannte Ohrscheibe sitzt - ist rot. Wäre dieser dagegen weiß, dann würde das Tier auch weiße Eier legen.

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