Der Brenner-Basis-Tunnel:"Größtes Bahnprojekt der nächsten 20 Jahre"

SPD-Abgeordnete klären erstmals bei einer Veranstaltung im Landkreis über Details der geplanten Brenner-Zulaufstrecke auf

Barbara Mooser

Als im Frühjahr erste Details über das Projekt bekannt wurden, ließen diese im Landkreis niemanden groß aufhorchen. Man werde dem Thema wohl in nächster Zeit nicht allzu viel Aufmerksamkeit widmen müssen, prophezeite Grafings Bürgermeister Rudolf Heiler damals. Inzwischen hat er seine Meinung geändert - denn wie es aussieht, soll tatsächlich in Kürze mit der Planung für die Bahnzulaufstrecke zum Brenner-Basistunnel begonnen werden, die auch durch den Landkreis führt. In den Anliegerkommunen fürchten bereits jetzt viele, dass es am Lärmschutz hapern wird. Die Fakten, die bisher über das Projekt bekannt sind, klingen dürftig: 2,6 Milliarden wird das Projekt nach ersten Schätzungen mindestens kosten, von Trudering bis Grafing sollen die neuen Gleise im Tunnel verlaufen. Doch gerade in den betroffenen Gemeinden entlang der Strecke sind die Menschen begierig darauf, mehr zu erfahren - was der Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer zum Anlass genommen hat, in Grafing zu diesem Thema eine Informationsveranstaltung zu organisieren. Für Schurer selbst ist es inzwischen keine Frage mehr, dass die neue Bahnstrecke kommt: "Es ist eines der größten Bahnprojekte in den nächsten zehn bis 20 Jahren", prophezeit er. Dass dieses Projekt auf die Region zurolle, habe sich aber selbst in München noch nicht so richtig herumgesprochen. Auch Martin Burkert, Bahnbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, sowie Thomas Beyer, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, machten deutlich, dass es wohl keine Alternative zum "Planfall 36" geben wird, wie die Strecke im Bundesverkehrswegeplan genannt wird. Denn der Brenner-Basistunnel wird gebaut, in Österreich stehen auch schon größtenteils die Zulaufstrecken. "Bloß bei uns hat man's verpennt", sagte Beyer. Schurer und seine Kollegen unterstrichen, ihr Ziel sei es, so viel Druck auf Bahn und Regierung auszuüben, dass eine möglichst frühzeitige Bürgerbeteiligung möglich wäre. Bei der Veranstaltung am Donnerstag konnten die SPD-Verkehrsexperten freilich nicht mit vielen Neuigkeiten zur Zulaufstrecke aufwarten. Es gebe derzeit schlicht und einfach weder zur Trassenführung noch zur Finanzierung oder zu flankierenden Maßnahmen irgendwelche genaueren Details, unterstrichen sie. Aus dem Verkehrsministerium hat Burkert immerhin erfahren, dass noch im Herbst Bundesverkehrminister Peter Ramsauer und seine österreichische Amtskollegin Doris Bures eine Ressortvereinbarung unterzeichnen wollen, die das Vorgehen und die Abstimmung bei Planung und Bau der Strecke behandelt. Danach werden die DB Netz AG und die ÖBB-Infrastruktur AG mit der gemeinsamen Planung beginnen. Auch einen "transparenten Planungsprozess" kündigt das Ministerium an. Darauf hoffen auch die Menschen in der Region. Denn selbst den dürftigen Informationen zur Neubaustrecke, die es bereits jetzt gibt, trauen sie nicht so recht - unter anderem der Aussage, dass die Strecke bis Grafing im Tunnel verläuft. Wenn dem tatsächlich so wäre, sagte Bürgermeister Rudolf Heiler, könnte er sich ja theoretisch entspannt zurücklehnen. "Aber ich glaube das nicht", so Heiler. Statt dessen hege er die Befürchtung, dass aufgrund der immensen Gesamtkosten und der Mittelknappheit im Bundeshaushalt auch an der Strecke gespart werde - beispielsweise beim Lärmschutz.

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