Denkmalschutz:Vaterstetten: Scheckenhoferhaus ist fertig renoviert

Denkmalschutz: Der Eigentümer der Scheckenhofer-Villa, Herbert Meier, lädt die Vaterstettener Bürgermeister und die Mitglieder des Bauausschusses zur Besichtigung des renovierten Baudenkmals ein.

Der Eigentümer der Scheckenhofer-Villa, Herbert Meier, lädt die Vaterstettener Bürgermeister und die Mitglieder des Bauausschusses zur Besichtigung des renovierten Baudenkmals ein.

(Foto: Christian Endt)

Nach jahrelanger Arbeit sieht das Gebäude nun fast wieder so aus wie vor 111 Jahren - mit kleinen Veränderungen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wer ein neues Häuschen sein Eigen nennt, lädt oft zur Besichtigung desselben ein. Dass die Besucher aber alle drei Vaterstettener Bürgermeister und fast der halbe Gemeinderat sind, ist dann doch eher ungewöhnlich - und insofern passend für dieses Haus. Denn es wirkt zwar wie gerade erst gebaut, ist in Wirklichkeit aber mehr als hundert Jahre alt: die Scheckenhofer-Villa, errichtet im Jahr 1907.

Dem Haus ist eine bewegte Geschichte zu eigen, die eigentlich so gar nicht zu seiner ursprünglichen Bestimmung passt: Es sollte einst der Entspannung dienen. Vor 111 Jahren wurde es als Wochenendhäuschen im damals noch kaum bebauten Vaterstetten errichtet. Mehr als ein Jahrhundert lang blieb es auch sehr ruhig und entspannt um das Häuschen - das sich den Beinamen Villa nicht durch seine Größe, sondern durch seine an herrschaftliche Fassaden erinnernde Front erworben hat. Diese, und das doch schon gesetzte Alter, waren der Grund, warum das Haus vor sieben Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde - und damit kam Bewegung in seine Geschichte.

Vaterstetten: Scheckenhofer-Villa, Scheckenhofervilla, Scheckenhofer Villa, Dorfstraße, Innenansicht

Sogar die Türen und die Fußbodenbretter sind original.

(Foto: Privat)

Denn die Gemeinde Vaterstetten und der neue Eigentümer gerieten über die Zukunft des alten Hauses in Streit. Während die Gemeinde dem Eigentümer einen zu sorglosen Umgang mit einem wichtigen Stück Ortsgeschichte vorwarf, beklagte sich dieser über zu große Hürden für die Instandsetzung des Gebäudes. Doch auch dieser Streit ist inzwischen Geschichte, am Dienstagabend folgten die Mitglieder des Vaterstettener Bauausschusses der Einladung von Eigentümer Herbert Meier zur Besichtigung seines neuen alten Hauses.

Bereits von außen macht die renovierte "Villa" ihrem Namen alle Ehre, nachdem sie jahrelang eine Baustelle war, ist sie nun wieder ein echter Hingucker. Und das ganz wörtlich, sagt Meier, er hat beobachtet, dass mancher "ganz langsam und in der Mitte der Straße vorbei radelt", um sich das Häuschen genauer anzusehen.

"So viele Denkmäler haben wir in Vaterstetten ja nicht."

"Die ganze Gemeinde hat ein Auge drauf geworfen", sagt Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), genau wie er selbst, mit eindeutigem Ergebnis: "Das Haus ist wunderschön geworden, ich kann mich nur bedanken." Auch sein Stellvertreter Martin Wagner (CSU) zeigt sich erfreut über den guten Ausgang der Haus-Geschichte: "So viele Denkmäler haben wir in Vaterstetten ja nicht." Und schon gar nicht, wie FDP-Gemeinderätin Renate Will lobte, ein solches "Schmuckstück".

Dieses aufzupolieren, war allerdings durchaus mit einigem Aufwand verbunden, wie Meier beim Rundgang erläuterte. Ein Problem war der schlechte Zustand des Hauses, das Dach musste beispielsweise komplett neu gemacht werden, auch die Dielen im Erdgeschoss konnten nicht erhalten werden. Der Ersatz - Tanne natur - musste darum so ausfallen, wie jene Bodenbretter, die 1907 eingebaut worden waren. Zum Vergleich dienen die aufgearbeiteten Bodenbretter im Obergeschoss. Gerettet werden konnten die Türen, inklusive der Messingbeschläge, auch die meisten Fenster sind original, moderne gibt es lediglich im Dachgeschoss.

Bei der Wandbemalung gingen die Handwerker unter Leitung von Architekt Christoph Wollmann genauso vor, wie es die Maler vor 111 Jahren getan hatten - als es Farbe noch nicht in großen Eimern vom Baumarkt gab. Meier zeigt kleine Döschen mit farbigem Pulver - Pigmente, die in Wasser oder Terpentin angerührt werden müssen. Aufgetragen werden sie entweder mit dem Malerquast - einer Art Bürste - oder, für die Ornamente, mit einem feinen Pinsel.

Ursprünglich gab es kein Bad, die Heizung ist komplett neu

Dabei entstehen überraschend kräftige Farben, wie sie allerdings in der Zeit des Jugendstils sehr beliebt waren, erklärt der Hausherr. Zum Beleg haben die Handwerker Reste der Originalfarben an einigen Stellen freigelegt. Auch an der abgebeizten und noch holzfarbenen Treppe ist ein Streifen der kräftigen dunklen Ölfarbe als Vorlage für die Wiederbemalung erhalten.

Neben der Wiederherstellung ging es auch darum, das Haus auf einen Stand zu bringen, der heutigen Wohnmaßstäben angemessen ist, sagt Meier. So gab es ursprünglich kein Bad, die Heizung ist komplett neu. Nun wird, statt mit einem Kohleofen, per Fernwärmeanschluss geheizt. Ob es funktioniert, muss der kommende Winter zeigen, sagt der Hausherr und künftige Bewohner, und bittet seine Besucher, bei der nächsten Kältewelle vielleicht zu überprüfen, dass niemand am Erfrieren ist.

Gefährlich als die Kälte sind die tiefen Decken, das merken die Besucher schnell, zumindest jene, die sich irgendwo irgendwas anzuhauen. "Es ist alles etwas kleiner, als man es gewohnt ist", warnt der Hausherr, an manchen Stellen des rund 95 Quadratmeter großen Häuschens muss man den Kopf einziehen. Im Wohnzimmer, in dem die Tour schließlich endet, ist dann aber wieder genügend Platz, dass die Gäste mit dem Gastgeber anstoßen können - auf die nächsten hundert Jahre Scheckenhofer-Villa. Und damit diese Geschichte auch der Nachwelt erhalten bleibt, gibt es vom Bürgermeister das passende Geschenk: ein Schreibzeug mit Gemeindewappen.

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