Süddeutsche Zeitung

Debatte um Windkraft im Ebersberger Forst:Der holprige Weg zur Energiewende

Darf man in einem der größten Wälder Südbayerns Bäume fällen, um dafür Windräder zu bauen? Die Ansichten im Landkreis Ebersberg könnten unterschiedlicher kaum sein

Zu den Berichten und Leserbriefen über die mögliche Errichtung von Windrädern im Ebersberger Forst:

Freiherr von Feury betitelt in seinem Leserbrief vom 22. April die Windkraftanlagen als "Monsteranlagen", die "für die im Umfeld lebenden Landbewohner einen katastrophalen Eingriff in deren natürliche Lebenswelt darstellt". Im Folgenden antwortet eine sehr naturverbundene, hier aufgewachsene und seit Generationen ansässige Bürgerin, die sich mitnichten vor der Optik der "Giganten" ängstigt. Eher graut mir davor, wenn wir das Klimaziel zur Eindämmung der Erderwärmung nicht erreichen. Denn spätestens dann ist es mit der Romantik vorbei und der Forst wird aussehen, als ob viele dieser "naturverbundenen", gigantischen Maschinen zur Abholzung durchgefahren wären.

Was soll ich dann meinem Enkel antworten? Dass sich jemand an der Optik von Windrädern gestört hat?? Wenn der Autor des Leserbriefs von dem klimaschutzrelevanten Projekt von fünf Windrädern im Forst von "brutalsten optischen Natureingriffen" spricht, möchte ich auf den Braunkohleabbau am Hambacher Forst und die dafür nötigen Eingriffe hinweisen - das nenne ich eine katastrophale Entwicklung, auch hinsichtlich des CO₂-Ausstoßes! Aber das ist ja weit weg ... und übrigens gegenüber der Windkraft hochsubventioniert! Das zahlt die Gesellschaft, während sich Bürgerinnen und Bürger an den Windkraftanlagen beteiligen können, somit die Wertschöpfung im Landkreis Ebersberg bleibt!

Die fünf Windkraftanlagen sollen im Ebersberger Forst, der durchaus wirtschaftlich genutzt wird und kein Urwald ist, unter Berücksichtigung von 10H, außerhalb von FFH und Wasserschutzgebieten (deshalb stehen die Retter des Waldes so weit drinnen im Forst), außerhalb der Wildschutzzone und nördlich der Höhenlinie 545 NN (südlich davon ist es nämlich am romantischsten) aufgestellt werden. Wenn ich in "unserem" Forst spazieren gehe, werde ich die imposante Architektur nicht sehen oder ich stehe unmittelbar davor und werde mich wundern, wie wenig Fläche diese Ingenieurskunst für die Windausbeute, gerechnet fünf Anlagen, von 40 bis 45 Mio. kWh Strom (ca. 13 000 Haushalte) braucht und auch dies wird dem Wald und den Waldgenießern in vollem Umfang mit der Pflanzung von resistenteren Baumarten zurückgegeben! Das nenne ich einen Hoffnungsschimmer für alle Nachkommen! Barbara Weiß, Zorneding

Wir müssen schnell handeln

Ziemlich verblüfft hat mich die Vorstellung Freiherr von Feurys, er könne seinen Nachkommen einen ungetrübten Blick auf Bayern erhalten, wenn es ihm nur gelänge dieses Land und vor allem den Ebersberger Forst frei von Windrädern zu halten. Dazu beitragen soll auch die nur für Bayern gültige 10-H-Regel, die seit zwei Jahren jeglichen Zubau von Windrädern in Bayern verhindert. Nach dem bekannten St.-Florians-Prinzip solle der benötigte Strom - unabhängig von der Art seiner Erzeugung - von außerhalb Bayerns kommen.

Herr von Feury übersieht dabei, dass dies kaum möglich sein wird, werden doch sämtliche möglichen Stromtrassen von Scharen von Durchleitungsgegnern blockiert. Folglich müssen wir den Strom, den wir Menschen in Bayern verbrauchen, auch hier erzeugen. Dabei müssen wir schnellstens handeln, um den durch den Klimawandel verursachten Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen. Sollte die Temperatur nämlich über diesen Wert ansteigen, so wird sie sich durch verschiedenste Rückkopplungseffekte noch weiter erhöhen.

Schon jetzt sind durch den Klimawandel zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ausgestorben. Bei einer weiteren Erhöhung der Temperatur werden weitere Arten folgen. Dabei wird der Mensch aber nicht daneben stehen und diesen Arten beim Aussterben zusehen, er wird sich vielmehr mitten unter den vom Aussterben bedrohten Arten befinden. Im schlimmsten Fall werden auch Herrn von Feurys Nachkommen von unserem schönen Bayernland nur mehr die Graswurzeln von unten ansehen können. Die Natur im Ebersberger Forst aber - dann eine wohl völlig andere als heute - wird sich ungestört von den nicht mehr vorhandenen Menschen noch einige hundert Millionen Jahre weiterentwickeln können. Ulrich Erdmannsdorffer, Zorneding

Es wird neu aufgeforstet

Werter Herr von Feury, Windräder greifen nicht, wie bei der Öl-, Gas- und Kohlegewinnung, oder der Atomstromgewinnung zerstörend und großflächig in die Landschaft ein, sondern verändern lediglich ihr Erscheinungsbild. Ein "brutaler optischer Eingriff", wie Sie ihn vorhersagen, kann hierbei nicht nachvollzogen werden! Sie nennen die geplanten fünf Windkraftanlagen "solche Ungetüme"! Anscheinend haben Sie sich lediglich mittels der überdimensionierten, häufig realitätsfernen Darstellungen der Windkraftgegner einseitig informiert. Dazu, zehn Jahre nach Fukushima, 35 Jahre nach Tschernobyl noch über "Atomvarianten" nachzudenken: Geht's noch?

Alleine am Hambacher Forst wurde für den Kohleabbau ein 85 Quadratkilometer großer Krater mit bis zu 450 Metern Tiefe in die Landschaft gegraben. Der Ebersberger Forst umfasst eine Gesamtfläche von 90 Quadratkilometern. Die 0,02 Prozent dieser Fläche die für den Bau von fünf Windkraftanlagen benötigt werden, erscheinen dabei im Vergleich äußerst unbedeutend, zumal diese Flächen mittels an den Forst angrenzenden Ausgleichsflächen zukunftsfähig, das heißt klimaresistent, neu aufgeforstet werden müssen.

Nukleare Abfälle mit ihrer zum Teil Jahrtausende währenden Strahlungsintensität und Toxizität, können weder richtig entsorgt noch neutralisiert werden. Ein Windkraftwerk lässt sich hingegen in kürzester Zeit vollkommen zurückbauen und die eingesetzten Materialien können restlos wiederverwertet werden.

Mit einer fortgesetzten Verweigerungshaltung gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels, ist zu befürchten, dass wir geradewegs in eine weitere, diesmal aber unaufhaltsame Katastrophe schlittern. Ökologie und Ökonomie müssen endlich weltumspannend zusammenfinden, der schnelle Ausbau aller regenerativen Energiequellen zu einer nachhaltigen, dezentralen Energiewirtschaft führen. Dazu werden unter vielen anderen Dingen auch die fünf Windräder im Forst benötigt. Karl-Heinz König, AK Energiewende, Kirchseeon

Blauäugige Politiker

Über die Blauäugigkeit einer Vielzahl unserer Kreistagsmitglieder kann man sich nur wundern. Deren bedingungsloses "Ja" zu Windkraftanlagen im Forst bei weiterhin in allen Gemeinden gültiger 10-H-Regel bedeutet, dass zum Erreichen der Klimaziele des Landkreises erheblich mehr als nur fünf Windkraftanlagen im Ebersberger Forst errichtet werden müssen. Dass der Vertrags-Entwurf des Landratsamtes Ebersberg mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) keinerlei Garantie gegen mehr als fünf Windkraftanlagen im Ebersberger Forst bietet, ist jedem sofort klar, der über ein paar juristische Grundkenntnisse verfügt: 1. Eigentümer des Forstes ist der Freistaat Bayern und laut Staatsforstengesetz ausdrücklich nicht die den Staatsforst nur bewirtschaftende BaySF. Schlussendlich entscheidet immer nur der Eigentümer, was mit seinem Eigentum passiert. Genauso, wie zum Beispiel Mieter nicht das von ihnen bewohnte Haus verkaufen können. Einen Vertrag mit dem wahren Eigentümer gibt es jedoch nicht. 2. Die den bayerischen Staatsforst nur bewirtschaftende BaySF sind gegenüber dem wahren Eigentümer Freistaat Bayern zu 100 Prozent weisungsgebunden. 3. Jedwede Weisung dieses Eigentümers, des Ministerrats oder des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellt für die BaySF deshalb im rechtlichen Sinne einen wichtigen Grund dar, den angeblich so sicheren Vertrag kündigen zu können - besser gesagt: kündigen zu müssen! Ganz sicher nicht ohne Grund verweigert die BaySF deshalb eine dingliche Absicherung des Vertrags mittels Grunddienstbarkeit. 4. Der jetzt vorgelegte "Schutzvertrag" mit den BaySF, bezieht sich zudem nur auf einen bestimmten Projektentwickler. Aber auch hier gilt: Gleiches Recht für alle! Wer will gleichberechtigte Anträge weiterer Windkraftfirmen stoppen, wenn die Landschaftsschutzverordnung erst einmal aus dem Weg geräumt ist? Wer kann die BaySF dann noch hindern, Verträge mit weiteren Projektentwicklern zu machen? Nur der wirkliche Eigentümer und eine weiterhin unverändert gültige Landschaftsschutzverordnung können dies! 5. Die Zuverlässigkeit der BaySF spielt dabei keine Rolle: Sie ist die falsche Vertragspartnerin und kann keinen wirksamen Schutz vor mehr Windrädern garantieren.

Fazit: Entweder sind eine Vielzahl unserer Kreisräte und der Landrat naiv oder sie hoffen, dass es die Bevölkerung ist und sich von ihnen für dumm verkaufen lässt.

Wer dann auch noch, wie die Grünen-Fraktionssprecherin Waltraud Gruber es leider tut, Andersdenkenden "Trumpismus" vorwirft, der hat intellektuell und argumentativ die absolut unterste Schublade erreicht und ist zu demokratischem Diskurs offensichtlich unfähig. Gerhard Bock, Forstinning

Ganzheitlicher Plan nötig

Je näher die Entscheidung um die Debatte bezüglich der Windräder im Eberbergerforst rückt, umso klarer werden die Fronten. Das Projekt polarisiert. Nun kommt es zu einer Abstimmung durch den Souverän.

Ein über 40 Jahre alter Konsens zum Schutz des Forsts wird dem zwölf Jahre alten Prestigeprojekt des Landkreises geopfert. Ein Konsens der in der Bundesrepublik einmal beispielhaft für ein Umdenken in der offensiven Standortpolitik war.

Wer das globale CO₂-Problem auf Gemeindeebene lösen will, der leidet an Hybris. Es braucht ein Umdenken. Einen ganzheitlichen, einen europäischen Plan. Eine Planung in der jede Region je nach Standortfaktor wie Siedlungsdichte, Topologie, Schutzwürdigkeit differenziert und diversifiziert ihren besten Mix einbringt und in ein "Euro Grid" einspeist. Glaubt man den Beschlüssen in Brüssel so kommt dies in Fahrt. Dazu gehört eine massive Förderung der Energiespeicherungstechnologien. Diese hinkt der Windkraft hinterher, holt aber enorm auf (Wasserstoff, Salzwasserbatterien). Es braucht einen Ausbau der europäischen Energienetze. Weiter muss es ein Umdenken bezüglich Standortregeln für die Windkraft geben. Statt relativ starren Abstandsregeln wird eine Differenzierung benötigt. Diese muss Naturschutz- und Wohnzonen noch besser schützen, dafür Industriezonen und intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen als Standort fördern. Im Landkreis sind dies zum Beispiel die Flächen entlang der A99.

Das Beispiel der Ebersberger Windräder zeigt wie eine anfangs gut gemeinte Idee über die Jahre dogmatisch wird. Nur wer die "Fünf im Forst" befürwortet ist noch lösungsorientiert. Der einmal eingeschlagene Weg wird eingehalten, um jeden Preis. Die Form der einseitigen und polemisierenden Regionalberichterstattung der SZ machen einen zusätzlich nur noch fassungsloser. Kai Reichardt, Anzing

Ein Ja zum Diskurs

Beim Thema Energiewende geht gerade ein Ruck durch unseren Landkreis. Wir wollen endlich unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Dazu erst einmal ein großes Ja! Selbstverantwortung ist nicht selbstverständlich und dies ist bereits ein großes Verdienst der Initiative "Windpark Ebersberger Forst". Der anstehende Bürgerentscheid aktiviert sehr viele Menschen im Landkreis für das Thema Zukunftsgestaltung: Nicht mehr zusehen, sondern selbst entscheiden und mitgestalten. Dazu ein zweites großes Ja! Auch macht der Bürgerentscheid deutlich, wie komplex unsere Umwelt ist und wie sorgsam wir damit umgehen müssen. Windkraft ist nicht schön, verbraucht jede Menge Beton, gefährdet womöglich Wildtiere und Vögel und dennoch haben wir derzeit keine bessere Alternative. Unsere Zukunft hat auch ihren Preis und diese Zwickmühle erleben wir gerade. Diese Erkenntnis schmerzt uns, das wird an der hitzigen Auseinandersetzung deutlich, die derzeit geführt wird zwischen Befürwortern und Gegnern des geplanten Windparks.

Ich habe großen Respekt vor dieser Diskussion. Sie ist unbedingt notwendig, denn viele Argumente von Windpark-Befürwortern und -Gegnern sind berechtigt und sollten nicht einfach von der Gegenseite vom Tisch gefegt werden. Auch dazu ein großes Ja! für eine breite öffentlichen Abwägung von Für- und Wider-Argumenten. Wenn wir aktiv Zukunft gestalten wollen, müssen wir durch diese Kontroversen hindurch und dafür eine engagierte und konstruktive "Streit"kultur entwickeln. Ein gutes Miteinander-Umgehen bildet das zentrale Fundament, um aktiv gemeinsam Zukunft zu gestalten.

Ich persönlich halte die derzeitige Polarisierung "entweder Windkraft im Forst oder gar nichts" für mehr als unglücklich. Mir erscheint es widersinnig, Wald zu vernichten, um Natur und Klima zu retten. Es gibt für die insgesamt benötigten 30 Windräder mehr als genug Freiflächen in unserem Landkreis und genügend Bauern, die diese zur Verfügung stellen würden. Also: ein Ja! zur Windkraft ist auch ohne Windräder im Forst möglich.

Egal, wie der Bürgerentscheid ausgeht: Wenn es uns dabei gelingt, kontroverse Auseinandersetzungen künftig nicht mehr als Problem anzusehen, sondern als notwendige Voraussetzung dafür, gemeinsam Zukunft zu schaffen, Ja!, dann haben wir alle gewonnen. Roland Günther, Ebersberg

Noch ein Argument entkräftet

Nachdem bereits viele zentrale Anti-Windkraft-Argumente entkräftet wurden, stellt sich nun ein weiteres als purer Blödsinn dar - und zwar deshalb, weil eine Bundesbehörde offensichtlich nicht richtig rechnen konnte: Die gefürchtete Infraschall-Belastung durch Windräder ist in Wahrheit nicht existent. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat mittlerweile eingeräumt, dass ihr in der viel zitierten Studie "Der unhörbare Lärm von Windkraftanlagen" aus dem Jahr 2005 ein Rechenfehler unterlaufen ist - es handelt sich um einen Faktor von mindestens 1000. Stefan Holzheu von der Uni Bayreuth war bereits vergangenem Sommer durch eine Kampagne von Windkraftgegnern auf Unstimmigkeiten in der BGR-Studie aufmerksam geworden, doch im Bundeswirtschaftsministerium wurden seine Vorhaltungen abgeblockt. Die Diskussion um Gesundheitsschäden durch Windrad-Infraschall bezeichnet er als "völlig albern": Der Infraschall-Pegel in einem Pkw sei 1000 mal höher als im Nahbereich einer Windenergieanlage.

Angesichts der Bedeutung, die den BGR-Daten in der öffentlichen Debatte um Standorte für Windkraftanlagen beigemessen wurde, ist davon auszugehen, dass das sture Festhalten an den falschen Berechnungen schon eine ganze Reihe von Windrädern verhindert hat. Das darf im Landkreis Ebersberg nicht auch der Fall sein! Winfried Goldner, Ebersberg

Grüße von Sankt Florian

Es ist schon eine Luxusdiskussion, die wir hier führen. Vor einigen Jahren habe ich einen Landwirt in der Nähe von Kerpen besucht. Er war wegen des Braunkohle-Tagabbaus zwangsumgesiedelt worden. Sein Heimatdorf, in dem seine Familie über 500 Jahre ihren Hof mit 100 Hektar bewirtschaftete, wurde komplett abgerissen. Er erzählte es mir mit Tränen in den Augen. Die Kirche, in der er und seine Vorfahren getauft wurden, der Friedhof in dem seine Eltern, Großeltern, Urgroßeltern begraben wurden, sein Hof und der seiner Nachbarn, alles wurde für die Energieerzeugung dem Erdboden gleich gemacht. Auch für unseren Strombedarf!

Und da regen wir uns auf, weil in einem 9000 Hektar großen Wald etwa 1,5 Hektar für fünf Windräder benötigt werden? Als Waldbauern mussten wir bereits rund ein Hektar Wald für den Energiebedarf roden! Aber nicht zur Stromerzeugung für Windräder, sondern nur für Überland-Stromleitungen, die quer durch den Landkreis und auch durch unseren Wald gebaut wurden.

Wer von den Gegnern interessiert sich dafür, dass tausende Hektar Wald für Überland-Stromleitungen gerodet werden müssen, nur weil wir nicht willens und in der Lage sind, den Strom dort zu erzeugen, wo er auch gebraucht wird? Aus dem einzigen Grund, weil die sogenannten Waldschützer keine Windräder ansehen wollen. Wie verlogen ist das denn?

Es gibt keine Energieerzeugung, die man nicht sieht und die keine Nachteile hat! Was wollen wir in Bayern? Atomkraft? Nein, bei uns darf nicht einmal nach Standorten für den Atommüll gesucht werden. Freiflächen-PV? Nur um den Strom der fünf Windräder auf 1,5 Hektar zu erzeugen, würden rund 80 bis 100 Hektar landwirtschaftliche Flächen für Freiflächen-PV benötigt. Dann haben wir im Winter für die beliebten Wärmepumpen noch immer keinen Strom. Ich bring es auf den Punkt. Die Gegner der Windkraft wollen gar nichts! Der auch von ihnen benötigte Strom, der soll mal schön wo anders erzeugt werden. Viele Grüße von Sankt Florian! Martin Lechner, Straußdorf

Fuchs und Haselnuss

Viele Glanzprospekte, viele Worte und Zahlen, viele Menschenköpfe werden uns in diesen Wochen ins Haus geschickt und verkünden ihre Wahrheiten. Oft Mainstream-Wahrheiten, oft Teil-Wahrheiten, immer Menschen-Wahrheiten. Aber wer fragt den Fuchs, den Storch, die Haselnuss? Wer die Buche und die Fledermaus? Ich bin gern im Ebersberger Wald. Er ist das Herz unseres Landkreises, verbindet mit seinen Adern und seinem Pulsieren unseren Süden mit unserem Norden, Drinnerholzer und Draußerholzer. Ich mag und brauche seine Ruhe, seine Luft, sein Wasser, seine Bäume, seine Tiere. Ich bin auch gern in der Politik. Meinen Mund mache ich besonders gern auf, wenn ich mit meinen Worten den Kleinen und Sprachlosen nutzen und helfen kann. Oft gegen die Großen, oft gegen die Mächtigen, immer gegen die, die sich im Besitz der einzigen Wahrheit wähnen. Der Fuchs, der Storch, die Haselnuss ... sie sind klein und können nicht reden. Ich bin auf ihrer Seite und nicht auf der Seite der fünf Riesen aus Stahl und Beton. Bernhard Winter, Markt Schwaben

Wir haben eine Verpflichtung

Als Mutter und Großmutter habe ich eine Verpflichtung gegenüber meinen Kindern und Enkeln, ihnen die Lebensgrundlagen zu erhalten. Dazu gehören grüne Wälder und singende Vögel, dazu gehört alles, was uns in der Natur Freude bereitet. Ganz offenkundig sind diese Lebensgrundlagen gefährdet; das hat in der eben vergangenen Woche das Bundesverfassungsgericht unseren Regierenden und uns allen auch höchstrichterlich bestätigt. Die Verpflichtung gegenüber meinen Kindern und Enkeln bedeutet für mich, nicht auf andere zu zeigen - "Ihr müsst etwas tun", oder auch anderswo "muss etwas getan werden". Wir können nicht von anderen verlangen, wozu wir selbst nicht bereit sind. Nicht andere müssen das - wir müssen das. Und wir können das: Windräder im Forst könnten über ein Fünftel der Haushalte des Landkreises mit nachhaltig erzeugtem Strom versorgen. Es wäre fahrlässig gegenüber der nachwachsenden Generation, diese Chance zu versäumen. Renate Hellriegel, Glonn

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SZ vom 04.05.2021
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