Debatte um Kinderbetreuung:"Jedes Kind hat einen Platz"

Pöringer Eltern sind weiter unzufrieden mit Hort-Situation

Das Geschachere um die Hortsituation in Pöring kommt langsam zum Ende - aber nicht alle Eltern zur Ruhe. Obwohl sich genau das die Zornedinger Verwaltung wünschen würde: "Jedes Kind hat einen Platz", verkündete Rathauschef Piet Mayr (CSU) in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend und kündigte in Zukunft zudem unabhängig vom Tag der offenen Tür ein zentrales Vergabesystem für die Kitas an.

Die Pöringer Kinder ohne Hortplatz sollen mit einem Bus zur Mittagsbetreuung nach Zorneding gebracht werden. Es sei zugesichert, dass jedes Kind ohne Hortplatz in die Mittagsbetreuung aufgenommen werde - dort haben bis zu 100 Kinder Platz. Grundsätzlich eine gute Nachricht für so manche Eltern - würde die Betreuung dort nicht mit den Schulferien unterbrochen werden und werktags normalerweise um 16 Uhr enden. Details wollte auch Gemeinderat Werner Hintze (SPD) erfahren - und bekam eine wage Antwort: Bis 16.30 Uhr sei die Betreuung zurzeit gesichert, so Mayr.

Helmut Obermaier (Grüne) sprach ein Thema an, das in Pöring schon seit Monaten Bohai macht: Was ist mit den "Mini-Mäusen", also der privaten Pöringer Großtagespflege, die angeboten hatte, zehn Hortkinder in den Pöringer Schulräumen zu betreuen? Mayr entgegnete, der Begriff "Hort" sei hier "keine richtige Verwendung", weil das Konzept nicht dem bayerischen Kinder-, Bildungs und Betreuungsgesetz entspreche. Da nur Platz für zehn Kinder sei, "wäre es für sie ein wirtschaftlicher Rückschritt".

Der nun sowieso eintritt: Wie Katharina Willenberg von den Minimäusen am Freitag erklärte, werde man "aus Solidarität" zwei Grundschulkinder aufnehmen, was wegen der Vergütung nach Stunden monatliche Einbußen von etwa 1000 Euro bedeute. Wie andere Pöringer stört sich Willenberg an dem Definitionsgeplänkel: "Ich betreue auch Krippenkinder, ohne eine Krippe zu sein", so Willenberg. Mit einer 5:1-Betreuung könne man die gleiche Arbeit wie ein Hort machen, "oder sogar mehr".

In den vergangenen Monaten hatte es ein Hin- und her zur Frage gegeben, ob die "Minimäuse" Schulkinder in den Pöringer Schulräumen betreuen könnten; dafür wollten die beiden Leiterinnen zwei weitere Betreuer einstellen. Doch soweit kam es nicht: Anfang Mai erhielten sie eine Absage von der Schule. Das Argument: Im Pöringer Schulhaus gebe es keine Räumlichkeiten. Klassenzimmer müssten nachmittags für die Lehrer zur Verfügung stehen, der Mehrzweckraum sei durch Religions-, Handarbeits- und Schachunterricht belegt. Die Turnhalle sei ebenfalls nachmittags immer wieder belegt. Außerdem gebe es eine Absprache mit der Gemeinde, dass eine Vergabe von Räumlichkeiten nur an bestimmte Institutionen wie die VHS zulässig sei.

Eine Entscheidung, die Eltern missfällt. "Man hat keine Wahlfreiheit", moniert Mariella Welke vom Pöringer Elternbeirat. Die Minimäuse seien kleiner und familiärer als die Zornedinger Mittagsbetreuung. "Ärgerlich" sei es, "dass die Bedenken der Eltern abgebügelt werden". Diese verwirft Mayr auch am Freitag. Mayr betont, dass die einen Schulräume ausgebucht seien und der Keller zwecks Fluchtweg nicht für Kinder geeignet. Er betont: "Es gibt keinen Rechtsanspruch auf einen Hortplatz." Wenn Kinder nun zwischen Pöring und Zorneding mit dem Bus fahren, sei das "ein Komfortproblem".

Sind die Pöringer also schlichtweg zu anspruchsvoll? "Dass meine Bürger Ansprüche haben, ist mir durchaus bewusst", so Mayr.

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