Debatte in Kirchseeon:Entspannt euch

Debatte in Kirchseeon: Auf der Fläche hinter dem Kirchseeoner Gymnasium kann sich die CSU-Fraktion ein Naherholungsgebiet vorstellen.

Auf der Fläche hinter dem Kirchseeoner Gymnasium kann sich die CSU-Fraktion ein Naherholungsgebiet vorstellen.

(Foto: Christian Endt)

Obwohl alle die Idee gut finden, schiebt der Gemeinderat einem CSU-Antrag für ein Naherholungsgebiet am Gymnasium den Riegel vor. Endgültig vom Tisch dürfte das Thema damit aber noch nicht sein

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Dass es bei Anträgen an den Gemeinderat nicht nur auf den richtigen Inhalt, sondern auch auf das richtige Timing ankommt, musste nun die Kirchseeoner CSU-Fraktion schmerzlich erfahren. Diese war in der jüngsten Sitzung mit dem Wunsch an das Gremium herangetreten, in der Marktgemeinde ein Naherholungsgebiet zu errichten - ein Vorschlag, der grundsätzlich auf Gegenliebe bei den übrigen Gemeinderäten stieß. Allerdings störten sich so ziemlich alle, die es nicht mit den Christsozialen halten, am Zeitpunkt der Bekanntgabe in der Woche vor den Kommunalwahlen - und daran, dass der Antrag derzeit nicht so wirkliche Relevanz habe. Damit ist das gewünschte Freizeitgelände vorerst vom Tisch.

Tatsächlich kann man dem Gremium seine Haltung nicht komplett verübeln, zumindest dann, wenn man die Gemeindepolitik der vergangenen Wochen verfolgt hat und vor diesem Hintergrund einen genaueren Blick auf das Schreiben der CSU wirft. Dort steht im Wortlaut Folgendes geschrieben: "Für den Fall, dass sich der Marktgemeinderat dazu entschließt, einer Umsiedelung der Firma BMW Wagner auf das Grundstück am Spannleitenberg zuzustimmen, wird die Verwaltung beauftragt, die Voraussetzungen für die Errichtung eines Naherholungsgebietes auf den gemeindlichen Grundstücken hinter dem Gymnasium Kirchseeon zu prüfen und umzusetzen, in dem sowohl der jetzige Dirtpark, als auch der Bolzplatz vom Spannleitenberg integriert werden."

Selbst CSU-Fraktionsvorsitzender Paul Hörl musste im Rahmen der Sitzung zugeben, dass der Inhalt des Schreibens nicht mehr ganz auf Höhe der Zeit ist. Stand vor einigen Wochen noch zur Debatte, dass das Autohaus Wagner seinen Firmensitz vom Ortszentrum aus an den Spannleitenberg verlegt, ist dieses Szenario inzwischen überholt. Stattdessen wird das Kirchseeoner Unternehmen aller Voraussicht nach eine Teilfläche des ehemaligen Bundeswehrgeländes von der Gemeinde abkaufen und auf diese Weise seinen Standort erweitern.

Dennoch wollte man bei dem Christsozialen an der Grundidee des Antrags festhalten. Der Marktgemeinderat habe schließlich entschieden, dass man sich am Spannleitenberg eine Bebauung vorstellen könne, so Hörl. "Falls es so kommt, wollen wir eine Möglichkeit haben, die dortigen Freizeitanlagen umzusiedeln." Entstehen soll schließlich eine Naherholungsfläche nach Vorbild des Waldspielplatzes im Zornedinger Ortsteil Pöring. "Egal ob Wagner oder jemand anderes kommt. Die Jugend hätte dann einen neuen Platz", sagte Hörl.

Das war für Klaus Seidinger (UWG) dann doch etwas zu viel Konjunktiv. "Ich habe kein Problem damit, dem Antrag zuzustimmen, sehe dafür im Moment aber keinen Grund." Auch bei der SPD wolle man sich nicht gegen ein Naherholungsgebiet sperren, wie Barbara Bittner sagte, "allerdings ist dem Antrag die Grundlage entzogen". Bei den Sozialdemokraten würde man es daher mehr begrüßen, wenn das bereits vorhandene Areal am Spannleitenberg aufgewertet würde, etwa indem man den dortigen Bolzplatz einzäunt. "Auch aus finanziellen Gründen sollten wir eher überlegen, was man mit dem bereits bestehenden Gelände machen kann", so Bittner. Eine sinnvolle Idee, allerdings ohne Dringlichkeit, attestierte auch Rüdiger Za (Grüne) dem CSU-Vorhaben.

Zwischen den Zeilen war bei allen Wortmeldung der leise Vorwurf zu vernehmen, es handle sich um eine PR-Aktion zu Wahlkampfzwecken - und tatsächlich musste auch Siegfried Seidinger (CSU) zugeben, dass der Zeitpunkt des Antrags vielleicht nicht ganz glücklich gewählt war. Dennoch wolle man das Vorhaben nicht aus den Augen verlieren, schließlich sei der Spannleitenberg die einzige Fläche in der Gemeinde, auf der man noch etwas entwickeln könne. Seidinger dachte dabei etwa an ein neues Feuerwehrhaus, das der Markt früher oder später ohnehin bauen müsse.

Am Ende war alles gute Zureden umsonst. Das Gremium lehnte den Vorstoß mit elf zu neun Stimmen ab. Dennoch dürfte das Naherholungsgebiet in der Marktgemeinde damit nicht endgültig gestorben sein. Gut möglich, dass das Thema in den Monaten nach der Wahl erneut zur Sprache kommt - dann aber ohne Gefahr zu laufen, als taktisches Kalkül abgestempelt zu werden.

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