Mitten im Sport:Die Spitzen der Schlägertypen

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Peter Wright and Michael Smith nach dem Darts-WM-Finale am Montagabend im Alexandra Palace, London, England. (Foto: Shaun Brooks/imago images/Action Plus)

Eishockeyteams und Darts-Spieler weisen erhebliche Ähnlichkeiten auf. Der Unterschied: Nur in einer von beiden Sportarten gewinnt der mit dem grimmigsten Namen.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Die Sportarten Darts und Eishockey sind sich unverkennbar ähnlich. Nicht nur weil es sich bei den Teilnehmern häufig um ziemliche Prackl handelt. Die körperliche Präsenz verschmilzt mit der Wucht eines einschüchternden Spitznamen. Der schillernde Dartsspieler Peter Wright etwa lässt sich von seinen Fans "Snakebite" rufen - und wurde diese Woche prompt zum zweiten Mal Darts-Weltmeister. Und "Schlangenbiss" wäre sicher auch auf dem Eishockeyfeld ein klangvoller Name, würde Wrights imposanter Irokesen-Haarschnitt nur unter den Schutzhelm hineinpassen.

Die Helmträger hierzulande sind nicht selten in den Eisstadien der Bayernliga anzutreffen. 15 Teams treten dort im Kampf um den Drittliga-Aufstieg gegeneinander an - und auch hier lässt sich die starke Neigung zu Spitznamen erkennen. Die "Icehogs" Pfaffenhofen (Zweiter von hinten) haben etwa ein Tier im Logo, das gut und gerne als jähzorniger Zwillingsbruder von Pumbaa dem König-der-Löwen-Warzenschwein herhalten könnte. Etwas weniger brachial kommen die "River Rats" aus Geretsried (Vierter von hinten) daher, wobei es aus zoologischer Sicht interessant ist, dieses Tier mal zu Gesicht zu bekommen. Doppelt vertreten ist hier ein Raubtier, das normalerweise nicht dazu neigt, Artgenossen zu attackieren. Im Eishockey aber geht das: Die "Wild Lions" Amberg und die "Löwen Waldkraiburg" sind Gegner.

In der oberen Tabellenhälfte werden die Werkzeuge der Bayernliga-Tiere größer und gefährlicher: Zu den Wildkatzen gesellen sich zähnefletschende Haie aus Kempten und grimmige Mammuts aus Schongau. Die Stoßzähne des Urviechs sind spitz wie Dartpfeile - nur deutlich länger. Und so darf nicht vernachlässigt werden, dass die Betätigungsfelder Puckschlag und Pfeilwurf einen entscheidenden Unterschied aufweisen: Im Darts gewinnt der mit dem gefährlichsten Spitznamen. In der Bayernliga nicht. Beweis: An der Tabellenspitze steht dort der EHC Klostersee aus Grafing vor dem TEV Miesbach aus Miesbach. Die einzigen beiden Ligaklubs ohne Spitznamen liegen weit vorn.

Die Analyse ergibt, dass ein beängstigender Name als Sieggarant im Sport nicht restlos taugt. Das bekam am Montagabend auch der britische Dartsspieler Michael Smith zu spüren, als er gegen den "Schlangenbiss" zum zweiten Mal in seiner Karriere ein WM-Finale verlor. Man möge dem von vielen respektvoll "Bully Boy" genannten Smith beim nächsten Endspiel einen Eishackler-Schutzhelm aufsetzen. Übersetzt heißt Bully Boy nämlich so viel wie Schlägertyp.

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