Corona-Krise:Zornedinger Vereinschef: Corona-Tests sind "Missbrauch von Kindern"

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Kinder sollen künftig vor dem Training per Nasenabstrich auf Corona getestet werden. Das lehnt der Vorsitzende des TSV Zorneding ab.

(Foto: dpa)

Bohdan Kalwarowskyj vom TSV Zorneding übt scharfe Kritik an den Corona-Maßnahmen des Landkreises. Nun steht der Vereinschef selbst unter Beschuss.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Wie an die ungeliebte Auswechselbank gekettet dürften sich derzeit viele Kinder und Jugendliche im Landkreis Ebersberg fühlen. Sehnsüchtig warten sie darauf, bis sie wieder das Trikot überstreifen und ihren Sport ausüben können. Das Landratsamt will die Vereine nun mit einer Testoffensive unterstützen. So sollen Trainerinnen und Trainer nach einer Schulung bei ihren Schützlingen selbst Corona-Abstriche machen dürfen, um das Sporteln mit deutlich weniger Risiko wieder zu ermöglichen. Was zunächst nach einem vernünftigen Plan klingt, stößt einem Vereinsvorstand im Landkreis allerdings sauer auf: Bohdan Kalwarowskyj vom TSV Zorneding kritisiert die Tests als einen "Missbrauch von Schutzbefohlenen".

Konkret stört sich der TSV-Chef an den sogenannten nasalen Testungen, also jenen Abstrichen, die über die Nase durchgeführt werden. Würden diese nicht durch medizinisches Fachpersonal abgenommen, sei das Verletzungsrisiko viel zu hoch und könne den Kindern nicht zugemutet werden, so Kalwarowskyj. "Ich wüsste bei uns keinen Trainer, der Arzt ist", sagt der Vorsitzende, der sich nun auch in einer Rundmail an die rund 1400 Vereinsmitglieder gegen die Testung via Nasenabstrich ausspricht - und selbst juristische Schritte gegen seine Trainer nicht ausschließen will. Solange es keine gültigen Gesetze gebe, sei eine nasale Testung der "gleiche Sachverhalt, wie wenn sich ein Übungsleiter an den Kindern vergreift", sagt Kalwarowskyj. Es sei eben seine Aufgabe als Vorstand, solchen Verstößen nachzugehen. Der TSV-Chef betont aber, dass es ihm rein um die Abstriche in der Nase gehe, mit alternativen Methoden, wie etwa einem Spucktest, könne er durchaus leben. "Wir wollen ja alle, dass der Sport wieder startet", so Kalwarowskyj.

Wegen seiner Ansichten steht der Vereinsvorstand jedoch durchaus selbst unter Beschuss. In der Gemeinde werden bereits Rücktrittsforderungen gegen 59-jährigen Steuerberater laut, einige TSV-Mitglieder würden ihren Chef am liebsten sofort loswerden. So auch manche Zornedinger Gemeinderäte, die Kalwarowskyj bereits aufgefordert haben, sein Amt niederzulegen. Der wiederum beklagt, dass er immer häufiger auch persönlich wegen seiner Haltung zur Corona-Politik angegriffen werde. Hintergrund ist, dass der Vereinschef bereits in der Vergangenheit immer wieder die Maßnahmen der Regierung und die Sinnhaftigkeit von Schutzmasken in Frage gestellt hatte. Gegenüber der SZ Ebersberg distanziert er sich nun jedoch von der sogenannten Querdenker-Szene und anderen Corona-Leugnern. Das sei doch alles "Scheißdreck", so der TSV-Vorstand. Er habe zwar bereits bei entsprechenden Demos teilgenommen, mit den radikalen Ansichten mancher Gruppierungen wolle er aber nichts zu tun haben. "Mein Anliegen sind die Freiheitsrechte", sagt Kalwarowskyj.

Damit zumindest Kinder und Jugendliche diese so schnell wie möglich wieder erlangen, hat der Zornedinger nun ein Kinderschutzverfahren beim Ebersberger Amtsgericht angestoßen und ein 76-seitiges Schreiben eingereicht. "Mein Ziel ist es, dass die Sportstätten für Kinder und Jugendliche wieder öffnen. Und zwar uneingeschränkt, also ohne Abstand und Masken", so Kalwarowskyj. Kinder seien schließlich nicht die Treiber der Pandemie, behauptet der TSV-Vorstand.

Dass er mit seiner juristischen Intervention Erfolg hat, scheint dennoch unwahrscheinlich. Zumal die Inzidenzzahlen im Landkreis weiter hoch sind. Am Dienstagnachmittag meldete das Landratsamt einen Wert von 113,28. Lockerungen der geltenden Beschränkungen wird es vorerst also keine geben.

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