Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Landkreis Ebersberg: 150 Impfungen jeden Tag

Der Routinebetrieb im früheren Sparkassengebäude soll an diesem Mittwoch anlaufen. Weil die Nachfrage groß ist, war die Hotline zeitweise nicht erreichbar.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wolfgang Jonda macht sich keine Illusionen. Der Brucker ist 82 Jahre alt, hat Asthma, Bluthochdruck und Diabetes. "Wenn ich das krieg', bin ich tot", sagt er über das Coronavirus. In den vergangenen Monaten hat er sich so gut es ging geschützt, isoliert, von anderen ferngehalten. "Aber ich habe sechs süße kleine Enkel, es ist momentan sehr schwierig, die zu sehen", sagt er mit Bedauern in der Stimme. Für ihn ist es deshalb keine Frage, dass er sich gegen das Virus impfen lassen wird, sobald es geht. Doch bisher hat er keinen Termin ergattern können - die Hotline des Impfzentrums war dem Andrang in den vergangenen Tagen schlicht nicht gewachsen.

Am Samstag sei er noch durchgekommen, erzählt Wolfgang Jonda, und habe dabei die Auskunft erhalten, dass momentan noch zu wenig Impfstoff vorhanden sei, um schon Termine im Impfzentrum am früheren Sparkassengebäude am Ebersberger Bahnhof zu vergeben. Am Montag habe er es nochmals versucht, mindestens zehnmal, doch sei dann nicht mal mehr zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin durchgekommen, sondern direkt wieder aus der Leitung geflogen. "Klick - und weg", so beschreibt der Brucker das Geräusch.

Tatsächlich habe es technische Probleme bei der Weiterleitung der Anrufe gegeben, bestätigt Liam Klages, der Leiter des Impfzentrums. Daher habe man jetzt die Kapazitäten erhöht, statt 25 seien nun 50 Gespräche parallel möglich. Allein am Montag gingen laut Klages an der Hotline zwischen 6 und 22 Uhr 1268 Anrufe ein, nicht alle, die durchkamen, wollten aber direkt einen Termin vereinbaren. "Das war ganz durchwachsen", sagt Klages, es habe auch viele allgemeine Anfragen gegeben, beispielsweise zum Ablauf im Impfzentrum oder ob man eine Begleitperson mitbringen dürfe.

Doch nun hat die Terminvergabe begonnen und auch der Betrieb im Impfzentrum läuft langsam an. Für diesen Mittwoch wurden laut Klages bereits 150 Termine angesetzt, ähnlich wird es auch in den nächsten Tagen bis einschließlich Sonntag weitergehen. Parallel werden 50 Dosen des Vakzins täglich durch mobile Teams in den Seniorenheimen verimpft. Stand Dienstagnachmittag waren alle verfügbaren Termine im Impfzentrum für Mittwoch und Donnerstag bereits ausgebucht, für 1., 2. und 3. Januar war laut Klages etwa die Hälfte der Termine vergeben.

Zwar will das Ministerium im Januar nochmals alle Senioren per Post über die Impfung und das Prozedere informieren, doch auf diesen Brief brauchen diejenigen, die über 80 sind und sich gerne gleich impfen lassen möchten, nicht warten. Für eine Terminvereinbarung genügt ein Anruf bei der Hotline, erläutert Klages, dabei wird zunächst das Alter abgefragt und ob sich der oder die Betreffende in den vergangenen zwei Wochen gegen eine andere Krankheit impfen hat lassen. Dies gelte dann nämlich als 100-prozentiges Ausschlusskriterium, erläutert Klages. Ins Detail geht es dann erst, wenn die Impfwilligen zu ihrem Termin ins Impfzentrum am Bahnhof kommen. Dann wird unter anderem nach Vorerkrankungen und Medikamenten gefragt, die einer Impfungen entgegenstehen könnten. In einem Arztgespräch werden die Impflinge außerdem über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt, bevor dann endgültig die Spritze aufgezogen wird.

Ältere Menschen haben bei den Impfungen Vorrang, weil bei ihnen die Gefahr, dass eine Infektion schlimm verläuft, besonders hoch ist. Das zeigen auch aktuelle Entwicklungen im Landkreis: Weitere drei Menschen sind nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, ihre Geburtsjahre lagen laut Landratsamt in den 1930er und 1940er Jahren. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Corona steigt seit Beginn der Pandemie somit auf 69.

Außer über 80-Jährige werden momentan auch Menschen geimpft, bei denen das Risiko eines schweren Verlaufs hoch ist sowie Menschen mit einer hohen Ansteckungsgefahr aus beruflichen Gründen. Dazu gehören Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Betreute und Bewohner in stationären und teilstationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Pflegepersonal der stationären Alten- und Behindertenpflege, medizinisches Fachpersonal in bestimmten stationären Einrichtungen, insbesondere Intensivstationen und Notaufnahmen, bei Rettungsdiensten und den Corona-Impfzentren, wie das Landratsamt informiert.

Die Hotline des Impfzentrums ist täglich von 6 bis 22 Uhr unter der Telefonnummer (08092) 86 31 40 für Terminvereinbarungen und Auskünfte zur Impfung erreichbar. Unter der Nummer der Bürger-Hotline (08092) 85 16 16 finden beispielsweise diejenigen den richtigen Ansprechpartner, die Kontakt mit einem Infizierten hatten und sich nun über das weitere Vorgehen informieren wollen.

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SZ vom 30.12.2020/aju
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