Chris Potter:Cool und intensiv

Weltklasse-Solist Chris Potter wird beim Jazzfestival Ebersberg im Trio spielen.

Der amerikanische Jazz-Saxofonist Chris Potter zählt zu den führenden Musikern seiner Generation. Kritiker scheuen auch die euphorische Behauptung nicht, er sei einer der größten Profi-Saxofonisten weltweit. Geboren ist er am Neujahrstag des Jahres 1971 in Chicago. Seine Familie zieht nach Columbia in South Carolina, als er drei Jahre alt ist. Und dann geht es schnell: Er lernt Gitarre und Klavier, bevor er als Zehnjähriger das Saxofon entdeckt. Mit 13 hat er seinen ersten Auftritt. Als 18-Jähriger erobert er New York, protegiert von Bebop-Ikone Red Rodney. Zwanzig Jahre später urteilt Potter: "Ich hatte das Glück, von allen Bandleadern, mit denen ich arbeitete, etwas zu lernen. Jeder vermittelte mir eine andere Sicht auf die Art und Weise, wie man eine Band aufbaut, wie man sich profiliert. Das alles hat mich gelehrt, dass jeder Weg funktionieren kann, wenn man eine klare Vorstellung von dem hat, was man will."

15 Alben hat Potter als Bandleader und Sideman herausgebracht, an 100 Alben wirkte er mit. Er ist Grammy-Gewinner, spielte mit Herbie Hancock, Dave Holland, John Scofield und anderen. Potters Karriere entwickelt sich mehrgleisig als Instrumentalist, Komponist und Arrangeur. Er überschreitet Grenzen hin zur Elektronik, erforscht neues Territorium.

Jazz-Rezensionen zufolge musiziert Chris Potter unfassbar kreativ und intensiv, virtuos, rhythmisch stringent, sein Spiel ist von hoher musikalischer Komplexität und gleichzeitig amerikanisch cool. Der Ton seines Saxofons glühe, findet ein Kritiker. Makellose Technik, spielerische Intelligenz und Temperament zeichneten ihn aus, heißt es. In seiner Suite "Imaginary Cities" etwa, aufgenommen mit dem elfköpfigen Underground Quartet samt Streichquartett, zwei Bassisten und Vibrafonist, klingen arabische und indische Elemente und die Musik Bela Bartóks an. Es ist die Vision einer Stadt der Zukunft, geboren aus dem Geist der Musik.

Saxofonist Chris Potter

Er ist einer der internationalen Stars des Ebersberger Jazzfestivals: der amerikanische Saxofonist Chris Potter.

(Foto: Imnworld/oh)

Bei seinem Gastspiel am Donnerstag, 15. Oktober, im Alten Speicher in Ebersberg, das der Bayerische Rundfunk mitschneiden wird, kommt Potter mit seinem Trio, bestehend aus dem Bassisten Larry Grenadier und Drummer Eric Harland. Grenadier spielt Bassgitarre und Kontrabass. Er studiert englische Literatur, ist aber schon als Collegeschüler emsig im Jazz unterwegs. Nachdem er nach New York City gezogen ist, wird er 1995 Mitglied des Trios von Brad Mehldau. 1997 gehört er dem Trio des berühmten Gitarristen Pat Metheny an. Die Technik gut zu beherrschen sei nützlich, um sich musikalisch optimal ausdrücken zu können, sagt Grenadier einmal in einem Interview. Doch Musik sei mehr als Intuition und Gefühl. Auch Leidenschaft, Kraft, Beweglichkeit und Stehvermögen seien wichtige Qualitäten, wenn man Musik mache. "Aber die wichtigste ist die Fähigkeit, zuhören zu können. Die Art von Einverständnis und Intuition, die es gerade im Jazz gibt, erinnert uns daran, wozu wir fähig sind, in der Musik und außerhalb davon."

Drummer Eric Du'sean Harland stammt aus Houston, Texas. Nach seiner Ausbildung wird der amerikanische Jazztrompeter Wynton Marsalis auf ihn aufmerksam, daraufhin bekommt er ein Stipendium an der New Yorker Manhattan School of Music. Danach studiert er Theologie an der Houston Baptist University und wird Pfarrer. Auch zahlreiche Filmmusiken hat er aufgenommen. Die New York Times urteilte, "er lege den Rhythmus fest für die Zukunft des Jazz".

Chris Potter: Foto: Peter Hinz-Rosin

Foto: Peter Hinz-Rosin

Der Saxofonist Chris Potter spielt am Donnerstag, 15. Oktober, zusammen mit dem Bassisten Larry Grenadier und Drummer Eric Harland im Alten Speicher in Ebersberg. Es ist dies ein Doppelkonzert mit der Formation Tango Transit, die noch in einem eigenen Beitrag vorgestellt wird. Der BR zeichnet das Konzert auf. Beginn ist um 19 Uhr. Karten zu 16 bis 28 Euro, an der Abendkasse 17 bis 29 Euro, gibt es im Internet unter ebe-jazz15.de oder von Montag an, 7. September, im Alten Speicher unter der Nummer (08092) 255 92 05. Fahrtzeiten und Haltestellen des Ebersberger Nachtexpress findet man unter der Webadresse nexeb.jimdo.com

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