Chöre, Big Band und Orchester:Nicht kurz, aber schön

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Eine der vielen Facetten eines reichen musischen Lebens am Kirchseeoner Gymnasium: Die Big Band mit ihrem "Boss" Daniel Kulzer beim Weihnachtskonzert. (Foto: Christian Endt)

Viel Applaus für Weihnachtskonzert des Gymnasiums Kirchseeon

Von Stella Vogl, Kirchseeon

"Wir wagen einen Rekordversuch - das wird das kürzeste Weihnachtskonzert", verkündet Musiklehrer Christoph Müller noch vor dem ersten Ton und in Hinblick auf die vergangenen Ausgaben in Überlänge. Das, was er augenzwinkernd verspricht, kann er zwar nicht halten, ein gelungenes Weihnachtskonzert wird der Abend am Kirchseeoner Gymnasium aber allemal.

Das "Entspannen im weihnachtlichen Rahmen" sei Ziel der Veranstaltung, so Müller. Doch es bleibt nicht nur bei Entspannen, denn das Repertoire der Chöre, der Big Band und des Orchesters bedient noch allerlei andere Gemütslagen, die rund um den ganzen Trubel der Weihnachtszeit aufkommen können. Denn wer träumt sich zwischen den letzten Einkäufen und Erledigungen nicht gerne ein Stück weit weg? Wer will Weihnachten nicht mal wieder von einer längst vergessenen, besinnlichen Seite kennenlernen? Jedenfalls fühlt es sich ein wenig wie eine Zeitreise, wie ein Film Noir an, wenn die Schülerin Saithan Ngamthongkam mit einer erstaunlich vollen und dramatischen Stimme "Merry Christmas to you" wünscht, indem sie den Klassiker "Chestnuts Roasting On An Open Fire" interpretiert. Da wünscht man sich als Zuhörer mit Blick durch die hochaufgeschlossenen Fenster hinter der Bühne tatsächlich nur noch, dass es - gemäß des Songs "Let it snow, let it snow, let it snow" - endlich wieder anfängt zu schneien. Auch mit "Seal Lullaby" kommt so einiges an Nostalgie und Emotionen hoch, wenn Schüler Sven Seso, der "Hahn im Korb", die Mädchen aus dem Oberstufenchor mit viel Fingerspitzengefühl am Klavier begleitet.

Wer nun aber einen Abend voller Gefühlsduselei befürchtet, der wird kurz darauf vom Gegenteil überzeugt, denn die Bandbreite der Weihnachtslieder dieses Konzerts ist durchaus vielseitig. Wo "A Vaughan Williams Christmas" noch lieblich und zart besaitet beginnt, wird wenige Taktschläge später die Festlichkeit der Weihnachtszeit in den Vordergrund gedrängt, und so endet das Stück in einem fulminanten, feierlichen Fortissimo - gefolgt von lang anhaltendem Applaus. Da kann man sogar beobachten, dass Leiterin Tanja Back ein wenig hin und her wippt, so überwältigend ist die Begeisterung im Publikum.

Die ganze emotionale Palette rund um Weihnachten in Lieder verpacken? Das scheint ein schwieriges Unterfangen - und gelingt dem "GymKi" womöglich unbeabsichtigt, aber wohl gerade deswegen mühelos. Das liegt auch daran, dass die Schüler nicht nur mit hoch konzentrierten Blicken ihren Noten folgen und sich gemeinsam einbringen, nein: Zahlreiche kleinere und größeren Soloeinlagen - ganz gleich, ob gesungen oder instrumental - setzen einzigartige Akzente, auch dann, wenn es sich nur um kurze Passagen handelt. So steht etwa der junge Schüler Samuel Cheikh Sarraf mitten im ersten Stück auf, um eine Solomelodie auf dem Saxofon zu spielen. Der kurzweilige Auftritt verhält sich dabei wie eine Anekdote zu dem Stück, das freilich auf dem Können der ganzen Big Band und ihres "Bosses" Daniel Kulzer, der diesen Titel stolz am Hut trägt, beruht.

Obwohl die musikalischen Darbietungen freilich der Kern der Veranstaltung sind, so steht schnell auch eine gewisse Detailverliebtheit im Verdacht, kräftig zum Applaus beizutragen: Ob mit roten oder gelben Krawatten, Zipfelmütze in der zweiten und Rentier-Hörnchen in der letzten Reihe - die Schüler sind nicht nur klangtechnisch, sondern auch äußerlich schön aufeinander abgestimmt. Etwas Koordinierungsschwierigkeiten ergeben sich lediglich bei den Verbeugungen. Doch die hervorragenden musikalischen Leistungen der Schüler lassen dies ganz schnell vergessen. Am Ende, da hat sich das Anliegen vom Beginn des Weihnachtskonzertes erfüllt: "Es hat einen entschleunigt", bedankt sich Schulleiterin Simone Voit und erntet dafür die volle Zustimmung der zahlreichen Zuhörer.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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