Bunter Advent:Mit Flöten und Hörnern

Bunter Advent - Katarina Stegemann Flötistin

Die Tschechin Katharina Stegemann aus Grafing ist Flötistin, der Rest ihrer Familie musiziert ebenfalls.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei Katharina Stegemann aus Grafing wird Musik großgeschrieben, so wie bereits in ihrer Heimat Tschechien. Den Advent allerdings hat sie erst in Deutschland wirklich kennengelernt.

Von Anja Blum, Grafing

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem 1. Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Fest steht: Bei den Stegemanns wird es an Weihnachten musikalisch. Wie könnte es auch anders sein, denn Mama Katharina ist Flötistin, Papa Gerald Hornist. Und so spielen auch die Kinder alle Instrumente, Tochter Barbara ist sogar professionelle Oboistin geworden. Doch nicht nur viel geblasen wird bei der Grafinger Familie, sondern auch gesungen. "Das sind meine tschechischen Wurzeln", erklärt Katharina Stegemann, die in der Nähe von Prag aufgewachsen ist. Und mittlerweile störe die viele Musik den Familienfrieden unter dem Baum auch kein bisschen mehr: "Früher wurden die Kinder beim Anblick der Geschenke immer ungeduldig und zappelig, aber heute sind sie erwachsen und zögern selbst die Zeit der Bescherung gerne noch ein bisschen hinaus." Da habe die Tradition also erfolgreich durchgeschlagen, konstatiert die Mutter und lacht.

Andererseits habe sie in Deutschland viel dazugelernt, was den Advent angehe, erklärt Katharina Stegemann. Da damals in Tschechien die Religion vom System untersagt worden sei, habe ihr als Kind nämlich der ganze inhaltliche Zusammenhang eigentlich gefehlt. "Die Kirchen waren größtenteils zu, und in der Schule hat niemand mit uns über diese Themen gesprochen." Nur die Großeltern hätten versucht, dem Nachwuchs den Sinn des weihnachtlichen Geschehens ein bisschen zu vermitteln. Aber den Advent als Vorbereitungsphase der Ruhe und inneren Einkehr habe sie erst in Deutschland kennengelernt, so die Flötistin, die 1988 von Prag an die Musikhochschule in München wechselte und heute unter anderem an der Musikschule Vaterstetten unterrichtet. Doch Weihnachten "gänzlich auszurotten", das sei auch in Tschechien nicht gelungen. "Wir haben oft Konzerte besucht, in denen Adventslieder gespielt wurden, und selbst Schmuck für zuhause gebastelt, aus Pappe oder Zuckereiweiß." Eine ganz feste Tradition sei in ihrer Heimat auch das Mahl am Heiligen Abend: Karpfen, Fischsuppe und Kartoffelsalat. Das habe sie auch ihrer jetzigen Familie schon öfter kredenzt.

Allerdings, und das ist Katharina Stegemann sehr wichtig, lasse sie sich auch sehr gerne von anderen Kulturen inspirieren, nicht nur von der deutschen. "Man bringt etwas Eigenes mit und nimmt zugleich etwas Neues an - das ist doch schön!" Mit Freude lasse sie sich überraschen, zum Beispiel habe sie dank eines Freundes der Tochter mal ein georgisches Weihnachtsfest erlebt: "Das war eines unserer schönsten." Und überhaupt: Worauf es ankomme an Weihnachten, sei doch die Gemeinschaft und das Sinnliche. "Die Lichter, die Düfte, der Schmuck!"

Dieses Fest sei eine wunderbare Gelegenheit, so die Grafingerin, gerade auch mit Blick auf Corona, einmal Bilanz zu ziehen und vermeintlich selbstverständliche Dinge wieder schätzen zu lernen. "Und dafür muss doch gar nicht so viel geputzt werden", sagt Katharina Stegemann und lacht. Viel wichtiger sei es, sich in diesen Tagen nicht stressen zu lassen. "Weihnachten erleben zu dürfen, ist doch immer wieder ein großes Glück!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: