Bunter Advent:Ein Festmahl aus Knödel und Fufu

Bunter Advent

Marco Manuel de Adguiar Quiambata an seinem Arbeitsplatz in der Kirchseeoner Bäckerei.

(Foto: Mohamad Alkhalaf)

Marco Manuel de Adguiar Quiambata lässt in Kirchseeon angolanische mit bayerischen Bräuchen verschmelzen.

Von Mohamad Alkhalaf, Kirchseeon

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem 1. Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Er trägt weiße Kleidung, eine weiße Mütze und backt Plätzchen und Stollen mit Puderzucker. In diesen Tagen fertigt er auch Gewürzkuchen an. Ein bayerischer Zuckerbäcker, wie man ihn sich vorstellt. Willkommen in der Backstube von Marco Manuel de Adguiar Quiambata.

Quiambata ist 20 Jahre alt und arbeitet in der Bäckerei des Berufsbildungswerks St. Zeno in Kirchseeon. 2012 kam er mit seiner Familie hier her. Plätzchenbacken habe er in Bayern gelernt, sagt Quiambata. "In Angola machen wir das nicht." Das Bayernland hat Einfluss auf seine Backkünste. Umgekehrt bringt er in der Weihnachtszeit Dinge mit ein, die man sonst nur in Angola kennt.

In Angola feierte er mit seiner Familie am Weihnachtsvorabend die "Messe des Hahns". In Kirchseeon mischt er die Tradition aus der früheren Heimat mit bayerischer Weihnachtsstimmung: Am 23. Dezember gibt es ein Festmahl aus Kabeljau oder Truthahn flankiert von angolanischem Gemüse, Maniok, Reis und Hühnchen.

"Wir tanzen zu afrikanischer Afro-Rap-Musik, der Baum ist geschmückt."

Die Weihnachtszeit, erzählt Quiambata, die verbringe er mit seinen Freunden. "Wir tanzen zu afrikanischer Afro-Rap-Musik, der Baum ist geschmückt." In der feierlichen Atmosphäre wird angolanischer Sangria und bayerischer Punsch serviert. Am Heiligabend wird Ente mit Knödel und Fufu serviert, eine bayerisch-angolanische Spezialität. Die Musik ist portugiesisch, aber die Sänger haben einen angolanischen Akzent. Die Männer tragen ein feierliches offizielles Gewand und die Frauen schmücken ihre Haare, manche tragen gar eine festliche Perücke.

Seine Familie kam vor neun Jahren nach Deutschland, weil Angola ein sehr armes Land ist und seine Eltern eine gute Zukunft für ihn erreichen wollen. Viele arme christliche Angolaner können sich keinen Weihnachtsbaum leisten. Deswegen nehmen sie nur einen Zweig in ihr Haus mit und feiern damit - oder einen winzigen Plastikbaum. Lediglich reiche Angolaner kaufen einen ganzen echten Weihnachtsbaum aus Holz.

Wenn Quiambata in diesen Tagen in Ebersberg spazieren geht, genießt er den Anblick der Schaufenster, den Schmuck und die Lichter, sagt er. Auch das hiesige Silvester-Feuerwerk schätze er ungemein. "Das ist um einiges besser als in Angola, wo die Leute mit echten Waffen schießen."

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