Süddeutsche Zeitung

Bürgerversammlung:Wenn der Bruckhof bebt

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200 Gäste, hitzige Diskussion: Die diesjährige Bürgerversammlung in Emmering steht ganz im Zeichen des emotional aufgeladenen Wahlkampfs in der kleinen Gemeinde.

Von Georg Reinthaler

Ein gehöriges Maß an Selbstlob, viele Fragen aus dem Publikum und teils hitzige Wortgefechte: Die diesjährige Bürgerversammlung in Emmering stand ganz im Zeichen des emotional aufgeladenen Wahlkampfs in der kleinen Gemeinde. Bürgermeister Max Maier (Bürger für Emmering) hatte die Veranstaltung entgegen seiner ursprünglichen Pläne nach massiven Protesten doch noch vor der Wahl abgehalten. Mit rund 200 interessierten Emmeringern waren deutlich mehr Besucher nach Bruckhof gekommen als in den Vorjahren. Sie erlebten einen Abend, an dem die üblichen Regularien mehrmals außer Kraft gesetzt wurden, etwa als Maiers Gegenkandidat Martin Killi (CSU) ebenfalls eine Stellungnahme abgeben durfte.

Ein Bürger aus dem Ortsteil Westerberg hatte sich beklagt, dass durch die Mobilfunk-Sendestation auf dem dortigen Wasserturm wenige Anwohner einer umso massiveren Strahlenbelastung ausgesetzt seien. Das nur, damit in der Gemeinde jeder mit einem Mobiltelefon telefonieren könne oder Zugriff auf mobile Internetdienste habe. "Hier übt ein Anbieter offensichtlich massiven Druck auf die Gemeinde aus ?, sagte Westerberger. "Ich erwarte mir deshalb heute eine Antwort von beiden Bürgermeisterkandidaten, wie es in Zukunft weitergehen soll."

Max Maier betonte, dass er einen Funkmast in den Wohnsiedlungen des Hauptorts verhindern wolle und alternative Standorte jenseits Westerbergs laut eines Gutachtens kaum bis gar nicht zu realisieren seien. "Der Wasserturm bildet hier eine Lösung, die für alle Bürger am erträglichsten ist." Sein Konkurrent Martin Killi nutzte das ihm überraschend eingeräumte Rederecht, um weitere Strahlenmessungen durch einen unabhängigen Gutachter zu fordern. Er vermute eine höhere Belastung als bislang bekannt und sehe sehr wohl die Möglichkeit, einen alternativen Standort zu finden. "Es darf nicht sein, dass ein Ortsteil für alle anderen bluten muss."

Im Anschluss hatte sich Max Maier zahlreichen weiteren Fragen aus dem Publikum zu stellen. Beim seit Jahren geplanten Gewerbegebiet in Bruckhof konnte er vom in Kürze abgeschlossen Grunderwerb berichten. Da die Abwasserwerte der Kläranlage durch teuere technische Maßnahmen verbessert werden müssten, sei das Gerücht von steigenden Kanalgebühren korrekt. Scharfe Kritik an den Entscheidungsträgern der Gemeinde gab es gleich von mehreren Besuchern, weil die Kommune viel zu wenig Bauland für Einheimische ausweise. Maier versprach, sich weiterhin für eine Realisierung des Baugebiets am Schmiedgarten in Schalldorf einzusetzen. Er vergaß auch nicht, mit Verweis auf die abgeschlossene Sanierung des Schulhauses oder dem Ausbau des Breitbandinternets die eigenen Erfolge hervorzuheben: "In diesen Bereichen sind wir jetzt für die Zukunft sehr gut aufgestellt."

Als einer der Gäste gegen Ende die zuletzt viel diskutierte Rechnungsprüfung in Emmering ansprach, platzte einer Besucherin der Kragen. Ein anderer fiel ihr scharf ins Wort und wies darauf hin, dass die Versammlung keine Wahlveranstaltung sei. Die Wogen glättete am Ende ein Emmeringer, der an den erfolgreichen Protest gegen die "B 15 neu" erinnerte: "Die Trasse hätte die Gemeinde komplett entzwei geteilt. Lasst uns zusammen die Spaltung in der Bevölkerung auch mit so viel Einsatz überwinden", forderte er und erhielt vom Großteil der 200 Gäste lautstarken Applaus.

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Quelle:
SZ vom 10.03.2014
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