Das Bürgerbegehren gegen den in Grafing geplanten Super- und Drogeriemarkt stößt offenbar nicht überall auf Gegenliebe: Ende vergangener Woche ist in einem Grafinger Biomarkt eine Liste mit Unterschriften gestohlen worden. Die Initiatoren prangern die "Feigheit vor der Transparenz" an, die Grafinger Stadtverwaltung wertet den Diebstahl als "Urkundenunterdrückung".

Der Supermarkt in der Leonhardstraße sei mit seinen mehr als 3000 Quadratmetern bebauter Fläche viel zu groß, er beeinträchtige die Sicherheit des Schulwegs und sei zudem eine ernste Gefahr für den Grafinger Einzelhandel. So sehen zumindest die Gegner des Vorhabens das Projekt. Seit etwa drei Wochen liegen deshalb in zahlreichen Grafinger Geschäften die Unterschriftenlisten für das Bürgerbegehren aus. Ziel ist es, den Markt zu verhindern oder zumindest deutlich zu verkleinern. Rund 900 Unterschriften sind nötig, um das Begehren als Bürgerentscheid zur Abstimmung stellen zu können.
Nun haben die Initiatoren - zu ihnen gehört auch Kreishandwerksmeister und CSU-Kreisrat Hans Schwaiger - für das Erreichen ihres Zieles einen kleinen Dämpfer erhalten. In einem Grafinger Biomarkt wurde, wie Silke Lechner auf Nachfrage bestätigt, in der vergangenen Woche eine "fast volle" Unterschriftenliste entwendet. 20 Unterschriften passen auf eine dieser Listen.
Dass die Liste einfach nur verloren ging, schließt Silke Lechner aus, da sei sie sich mit dem Marktleiter einig: "Die Liste liegt hinter der Kasse zusammen mit Infomaterial aus. Dass das alles zusammen plötzlich verloren geht ist sehr, sehr unwahrscheinlich." Auch die Angestellten seien gefragt worden, ob sie nicht vielleicht vom Boden Papier aufgehoben und weggeschmissen hätten. Dies sei aber nicht der Fall. Die neue Liste und das Informationsmaterial habe man nun befestigt, sagt die Initiatorin.
"Natürlich waren wir geschockt davon, dass es da Saboteure gibt, die grundsätzlich etwas gegen einen demokratischen Entscheid haben", beschreibt Silke Lechner die Stimmung in der Initiative: "Da hört der Spaß echt auf!"
Als Spaß interpretiert man die gestohlenen Unterschriften auch im Grafinger Rathaus nicht. "Unterschriften sind urkundlich", erklärt Markus Weißmüller, der das Referat "Öffentliche Sicherheit und Ordnung" leitet: "Insofern ist das Urkundenunterdrückung."
Rechtliche Schritte erwägt zur Zeit selbst die Initiative nicht. "Das würde doch nur dazu führen, dass die Sache weiter angeheizt wird", begründet Silke Lechner die Entscheidung. Sie und ihre Mitstreiter können die maximal 20 Unterschriften ohnehin verschmerzen: "Wir sind schon auf der Zielgeraden."