Hungrige Raupe:Buchsbaumzünsler treibt Unwesen im Kreis Ebersberg

Hungrige Raupe: Die gefräßige Raupe frisst ganze Pflanzen kahl und bringt sie zum Absterben. Hier zu sehen an der Kirche in Frauenneuharting.

Die gefräßige Raupe frisst ganze Pflanzen kahl und bringt sie zum Absterben. Hier zu sehen an der Kirche in Frauenneuharting.

(Foto: Christian Endt)

Der Schädling aus Fernost frisst ganze Pflanzen kahl und bringt sie zum Absterben. Gartenbauer erläutern, wie man ihn bekämpft.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Die eine ist eine Figur aus einem beliebten Kinderbuch, der andere gilt für viele als waschechter Bösewicht: Dennoch haben die kleine Raupe Nimmersatt und der Buchsbaumzünsler mehr Gemeinsamkeiten, als man auf den ersten Blick annehmen möchte. Beide schauen sich mit ihrer dunkelgrünen Farbe optisch recht ähnlich, vor allem sind aber beide dafür bekannt, einen ordentlichen Appetit zu haben.

Während sich die Raupe Nimmersatt zum Vergnügen vieler Kinder durch so ziemlich alles frisst, was ihr unterkommt, hat der Buchsbaumzünsler nur ein Gericht auf der Speisekarte - und das freut alle Gartenbesitzer so gar nicht. Auch in diesem Frühjahr fallen die kleinen Raupen wieder über Buchsbäume im Landkreis her, fressen sich von den Blättern bis zur Astrinde durch und sorgen so dafür, dass die Pflanzen sterben.

"Die Klimaerwärmung spielt hier sicherlich eine Rolle", sagt Wolfram Franke. Der Gartenbautechniker aus Vaterstetten arbeitet als Buchautor und Fachjournalist für Gartenthemen, und kennt die Problematik mit dem Buchsbaumzünsler. Dessen Raupen mögen es Franke zufolge gerne warm und trocken - ein Frühling wie in diesem Jahr ist ganz nach ihrem Geschmack. Bei der Unteren Naturschutzbehörde gehen aus diesem Grund viele Hinweise über befallene Pflanzen ein. "Ich würde jetzt nicht von einer Plage sprechen", sagt Behördenleiter Johann Taschner, "aber der Buchsbaumzünsler kommt im Landkreis schon immer wieder vor."

Dabei sind die kleinen Falter, die ihre Eier auf die Blätter der Buchsbäume legen, keineswegs in Mitteleuropa zu Hause. Die Ursprünge der Tiere liegen eigentlich in Ostasien, erst seit wenigen Jahren breiten sie sich auch hierzulande aus. "Das liegt natürlich an der globalisierten Handelswirtschaft", sagt Taschner. Pflanzen würden inzwischen eben von überall her importiert werden. "Und so kommen Tiere und Pflanzen zu uns, die hier eigentlich gar nicht daheim sind." Zu diesen sogenannten invasiven Arten gehört auch der Buchsbaumzünsler, der die Gartenbesitzer seit seiner Überfahrt nach Europa die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.

Wasser statt chemischer Bekämpfungsmittel

Das liegt auch daran, dass gegen die hartnäckigen Raupen nur schwer anzukommen ist. Eine Möglichkeit der Bekämpfung ist Wasser. "Man kann versuchen, den Buchs von unten her gut zu wässern", erklärt Gartenexperte Wolfram Franke. Die etwas rabiatere Methode sei es, die Pflanze direkt mit dem Gartenschlauch abzuspritzen, um die Raupen von den Blättern zu spülen. Vom Einsatz chemischer Hilfsmittel raten dagegen sowohl Franke als auch Taschner ab. In Gartenmärkten gebe es biologische Alternativen auf Bakterienbasis gegen die Schädlinge, so Franke. "Eine Möglichkeit ist auch, die Blätter mit Algenkalk zu bestreuen."

Ist der Befall jedoch zu weit fortgeschritten, helfen all diese Mittel nichts mehr. Dann muss die Pflanze rausgeschnitten und entsorgt werden. Um die Ausbreitung des Buchsbaumzünslers aber einzudämmen, müssen Gärtner dabei einige Dinge beachten. "Wichtig ist, dass die abgeschnittenen Zweige möglichst luftdicht verstaut werden", sagt Franke. Eine Möglichkeit etwa sei, den Beschnitt tief im Komposthaufen zu vergraben. Eine andere, die befallenen Buchsbäume professionell entsorgen zu lassen.

Hier bieten manche Gemeinden im Landkreis ihre Hilfe an. In Pliening etwa, steht seit Anfang April ein spezieller Container am Wertstoffhof, in den die Gartenabfälle geworfen werden können. "Das wird sehr gut angenommen. Deswegen haben wir die Aktion jetzt bis Mitte Mai verlängert", sagt Plienings Geschäftsleiterin Gabriele Jung. Bereits im vergangenen Jahr habe es ein entsprechendes Angebot gegeben, das aufgrund zahlreicher Bürgeranfragen auch heuer zur Verfügung gestellt werde. Die Pflanzenreste werden schließlich von einer Firma abgeholt und verbrannt - so wird dem Buchsbaumzünsler endgültig der Garaus gemacht.

Doch was passiert mit der Lücke im Garten, die das angeknabberte Gewächs hinterlassen hat? Mit diesem Thema beschäftigt sich Wolfram Franke in einem seiner Vorträge unter dem Titel "Es muss nicht immer Buchsbaum sein". Da er selbst die leidige Erfahrung mit den widerspenstigen Raupen gemacht habe, sei er auf die Suche nach Alternativen gegangen - und wurde fündig. "Die Ilex crenata etwa sieht einem Buchsbaum zum Verwechseln ähnlich." Neben der - zu deutsch - Japanischen Stechpalme sei auch die Eibenhecke eine Möglichkeit, um sich nicht mehr mit dem Buchsbaumzünsler herumärgern zu müssen.

In eine ähnliche Richtung geht auch Johann Taschner, der dafür plädiert, den Garten wieder etwas mehr sich selbst zu überlassen. "Wir werden natürlich niemandem vorschreiben, was er daheim zu pflanzen hat. Aber der Buchsbaum ist eben ein gartengestalterisches Element, er hat eine größtmögliche Naturferne." Der Behördenleiter regt deshalb zu überlegen an, ob die neue Pflanze unbedingt wieder ein Buchsbaum sein müsse, oder doch lieber ein Gewächs aus heimischen Gefilden. "Das ist eine Chance für den Naturgarten."

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