Bruck:Sepp verteilt Seitenhiebe

Josef Schwäbl als Wildacher Sepp

Josef Schwäbl alias "Wildacher Sepp" spöttelt beim Brucker Neujahrsempfang über den Wasserskandal.

(Foto: Karin Kampwerth)

Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl greift die Glyphosataffäre des vergangenen Jahres karnevalistisch auf. Er wählt dafür ein ganz spezielles Kostüm.

Von Karin Kampwerth, Bruck

Eigentlich hatte Josef Schwäbl nichts mehr dazu sagen wollen, dass ihm und seiner Verwaltung im Sommer vorigen Jahres unterstellt wurde, einen erhöhten Glyphosat-Gehalt im Grundwasser vorsätzlich zu verheimlichen. Der Vorwurf stammte von Johann Auberger, einem der entschiedensten Gegner eines Gewerbegebiets in Taglaching.

Zwei Wochen hatte es gedauert, bis Schwäbl nachweisen konnte, dass der Vorwurf unhaltbar war. "Stimmungsmache" nannte Schwäbl das im Anschluss. Und damit Ende der Debatte. Dass ihm der Anwurf, der auch Zeichen für das Zerwürfnis einiger Dorfbewohner mit den anderen Bruckern ist, näher als gedacht ging, ja regelrecht verärgert hat, gab er beim Neujahrsempfang der Gemeinde am Sonntagvormittag in Alxing preis.

Doch weil Schwäbl ein schlauer Fuchs mit reichlich Lebenserfahrung ist, teilte er nicht als Bürgermeister aus, sondern schlüfte in die Rolle des "Wildachinger Sepp" mit Resthaarpracht-Perücke. Schon vor 30 Jahren habe jenes Dorf-Original Geschichten aus dem Dorf erzählt. Wobei der Ortskundige natürlich weiß, dass der Sepp ein Alter Ego Schwäbls sein muss, dessen Hof ja schließlich in Wildaching steht.

Sepp also befasste sich in bester karnevalistischer Bütt-Manier mit dem Jahr 2016, wo in Bruck eigentlich nichts los gewesen sei. Außer, dass es im Januar geschneit habe und ein dorfbekannter Brucker immer noch nicht geheiratet hätte. Aber das sei schließlich immer so. Dann aber habe der Sepp das Foto mit der Wasserprobe in der Zeitung gesehen - und die Geschichte ihren Lauf genommen. Das Labor, in dem das Wasser geprüft wurde, sei auf Schwangerschaftstests spezialisiert.

"Schuid an allem is' der Schnaps"

Eine daraufhin vom Ebersberger Gesundheitsamt veranlasste Gegenprobe ergab, dass der Glyphosatwert im Brucker Wasser unterhalb der Nachweisgrenze lag. Deshalb hätte sich der Sepp gewünscht, dass der Initiator des vermeintlichen Skandals ein paar Stamperl Hochprozentiges getrunken hätte. Dann könnte man heute wenigstens sagen: "Schuid an allem is' der Schnaps".

Aber auch als Bürgermeister verkniff sich Schwäbl nicht den ein oder anderen - wenn auch verklausulierten - Seitenhieb, von dem sich die Bürgerinitiative "Schutzgemeinschaft Taglachinger Tal", aus der die Wählergemeinschaft "Offene Politik Bruck" hervorgegangen ist, durchaus hätte angesprochen fühlen können. So freute sich Schwäbl einerseits, dass die Bereitschaft der Menschen steige, sich ehrenamtlich zu betätigen.

Auf der anderen Seite wollten sich immer weniger in feste Strukturen in der Politik oder bei Vereinen einbringen. Stattdessen engagiere man sich lediglich projektbezogen bei Aktionsbündnissen je nach persönlicher Betroffenheit. Dabei seien es die Vereine und die politischen Gremien, die den nachhaltigen Erfolg für Gesellschaft und Gemeinwohl brächten.

Auch das Weltgeschehen griff Schwäbl vor den etwa 100 geladenen Gästen, darunter die Ehrenamtlichen der Gemeinde sowie Brucker, die im vergangenen Jahr Eltern geworden sind, auf. So hätten die Menschen angesichts eines vergangenen Jahres mit zwölf Monaten im Krisenmodus Angst um die eigene Kultur, die Werte und vor dem Kontrollverlust. In diesem Jahr mit diversen Wahlen und auch der Bundestagswahl im Herbst dürfe man sich umso weniger beirren lassen und auf Schreihälse reinfallen. "Denn wer das Volk ist, bestimmt immer noch das ganze Volk", mahnte Schwäbl.

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