Die Wahrscheinlichkeit, dass schon bald ein weiteres Windrad im Landkreis Ebersberg gebaut wird, ist deutlich gestiegen. Der Brucker Gemeinderat votierte nun einstimmig dafür, in die Bauleitplanung für das Vorhaben zwischen Taglaching und Fürmoosen einzusteigen, auch der Flächennutzungsplan soll entsprechend geändert werden.
Dies ist nötig, um die 10 H-Regel zu umgehen, wonach ein bayerisches Windrad das Zehnfache seiner Höhe vom nächsten Wohnhaus entfernt sein muss. Geht man von einem Standort genau in der Mitte der beiden Ortschaften aus, ergibt sich ein größtmöglicher Abstand von etwa einem Kilometer - zu wenig für ein modernes Windrad. Allerdings lässt sich eben über die Bauleitplanung der Kommunen, die sich aus dem Bundesbaugesetz herleitet, die aus dem Landesrecht resultierende Sonderregel für Windräder unwirksam machen.
"Zwei Jahre soll das jetzt nicht dauern"
Wann sich tatsächlich etwa fünf Kilometer nordwestlich des vor knapp sechs Jahren in Betrieb gegangenen Windrades Hamberg ein weiteres drehen wird, ist zwar noch offen. Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) erklärt auf Nachfrage, es sei immer schwierig, für solche Vorhaben eine Zeitschiene zu benennen. Dass es aber allzu lange dauert, bis an der Grenze zwischen den Gemeinden Bruck und Moosach ein Windrad gebaut wird, davon geht der Rathauschef nicht aus: "Zwei Jahre soll das jetzt nicht dauern", so Schwäbl, zumindest die beiden Gemeinden könnten mit ihren Beiträgen zur Planung deutlich schneller fertig sein. Auch die Änderung des Flächennutzungsplanes zur Einrichtung eines Sondergebietes für Windkraft sei eigentlich keine besonders komplizierte Sache. Schwäbl verweist auch darauf, dass das Vorhaben ja schon vor dem offiziellen Beschluss von beiden Gemeinderäten vorberaten und sehr positiv beurteilt worden war.
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Die Regierung will den Bau von Windrädern in den Staatsforsten erleichtern. Doch die Pläne polarisieren, wie sich im Ebersberger Forst zeigt.
Anfang 2020 waren Bewohner der Ortschaften Taglaching und Fürmoosen bei den Gemeinden mit dem Plan vorstellig geworden, im Bereich Fürmoosener Holz ein Windrad zu bauen. Die beiden Gemeinderäte hatten schon damals jeweils einstimmig ihre grundsätzliche Unterstützung zugesagt. Auch in der Konzentrationsflächenplanung des Landkreises wird die nun ins Auge gefasste Fläche an der Gemeindegrenze als möglicher Standort für ein Windrad genannt.
Bis 2024 könnte das Windrad in Betrieb gehen
Voraussichtlich steht das Windrad selbst zwar auf Moosacher Flur, seine Flügel würden sich aber auch über Brucker Gebiet drehen. Laut den Antragstellern könnte das bereits im übernächsten Jahr der Fall sein. Auch dazu, wie das Windrad einmal aussehen soll, gibt es schon Konkretes: Die Nabenhöhe soll 160 Meter betragen, bis zu 230 Meter wäre die Maximalhöhe der gesamten Anlage inklusive Rotor. Das Investitionsvolumen beträgt nach einer Schätzung aus dem vergangenen Herbst um die 5,5 Millionen Euro.
Gegenstimmen für das Vorhaben gibt es nicht nur in den Gemeinderäten keine, auch ansonsten hat sich bislang niemand mit offener Kritik zu Wort gemeldet - wie es etwa vor dem Bau des Hamberger Windrades durchaus der Fall gewesen war. Zwischen Erteilung der Baugenehmigung und tatsächlichem Baubeginn verstrich mehr als ein Jahr, weil erst das Verwaltungsgericht in München über eine Klage unter anderem von Nachbarn zu entscheiden hatte.
Zumindest diese dürften im aktuellen Fall nicht gegen das Vorhaben klagen, ganz im Gegenteil. Das Windrad ist als Bürgerenergieprojekt geplant, es sollen sich also möglichst viele Bewohner der Ortschaften an der Anlage beteiligen.