Bruck:Klage gegen Taglachinger Gewerbegebiet

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Christian Magerl, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, dokumentiert die Exkursion mit der Schutzgemeinschaft Taglachinger Tal. (Foto: Christian Endt)

Nach einer Exkursion mit dem Grünen-Landtagsabgeordneten Christian Magerl will die Schutzgemeinschaft rechtlich gegen das geplante Projekt vorgehen.

Von Alexandra Leuthner, Bruck

Jetzt wollen sie klagen. Die Schutzgemeinschaft Taglachinger Tal hat sich bereits von einem Anwalt beraten lassen und nun auch Unterstützung auf höherer politischer Ebene gesucht, um ein Gewerbegebiet in Taglaching doch noch zu verhindern. Am Freitagnachmittag hatte die Schutzgemeinschaft den Freisinger Landtagsabgeordneten der Grünen, Christian Magerl, auf die prägnante Anhöhe über dem Flüsschen Urtel eingeladen, um sich Schützenhilfe bei einem erfahrenen Landespolitiker zu holen - und auch, um seine Einschätzung zu dem geplanten Gewerbegebiet zu hören.

Dass das Vorhaben nun einen Hektar kleiner werden soll als ursprünglich gedacht - das hat der Brucker Gemeinderat im Januar beschlossen - ist für die Schutzgemeinschaft nicht von Belang. Vielmehr zeigten sich die Teilnehmer der kleinen Exkursion, die den noch freien Ausblick in die Weite des Tals in strahlender Frühlingssonne genießen konnten, davon überzeugt, dass der eingesparte Hektar quasi nur aufgespart werde, um später an ein bestehendes Gewerbegebiet angehängt zu werden.

Zumal Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) von 160 Arbeitsplätzen gesprochen hatte, wie Johann Auberger vom Vorstand der Schutzgemeinschaft erklärte. "Wie will er das in einem kleinen Gewerbegebiet schaffen?" Dem wollte Christian Magerl nicht widersprechen, "das zieht weiteres Gewerbe an", bestätigte er - und nahm das Fernglas, das er umgehängt hatte vor die Augen. "Von wegen, da gibt es nichts", sagte er und deutete auf einen kleinen Punkt am Himmel, der mit bloßem Auge zunächst gar nicht zu sehen war. "Ein Roter Milan, da fliegt er", sagte Magerl und erläuterte, dass die Hälfte des weltweiten Brutbestands des gefährdeten Greifvogels in Deutschland nistet, "da haben wir also eine Riesenverantwortung".

Magerl, der umweltpolitische Sprecher der Landtagsgrünen, der seit Jahren gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen kämpft, teilte die Bedenken der Schutzgemeinschaft. Nicht nur der Eingriff in das Landschaftsbild an der "fast exponiertesten Stelle der gesamten Landschaft" sei ein Problem. Vielmehr könne man bei dem Vorhaben auch Auswirkungen auf die Umwelt an dieser Stelle nicht ausschließen.

Das geplante Rückhaltebecken könnte zum Problem werden

Das von den Befürwortern des Gewerbegebiets immer wieder vorgebrachte Argument, just auf dieser, der Gemeinde gehörenden Fläche, werde nur Landwirtschaft betrieben, reiche nicht aus. Man müsse aus naturschutzfachlicher Sicht die Fläche zu ihrer Umgebung in Bezug setzen, zur nebenan liegenden Hangkante etwa, die von Magerrasen und natürlichem Baumbestand bedeckt ist. Zum unterhalb gelegenen Tal, durch das der stillgelegte Bahndamm von Grafing nach Glonn führt, der als zehn Kilometer langes Biotop unter Naturschutz steht und Rückzugsgebiet für Insekten, Vögel und Reptilien ist.

Ein paar Meter weiter fließt parallel dazu die Urtel, zwar begradigt, aber auch in ihre Ränder darf landwirtschaftlich nicht eingegriffen werden. Außerdem sei das Tal als mögliche Retentionsfläche für Hochwasserereignisse von Bedeutung, erklärte Wolfgang Huber, Fraktionssprecher der Grünen im Grafinger Stadtrat. Eine Versiegelung der Landschaft an dieser Stelle könne die Hochwasserlage verschlimmern, befürchtete er, wenn dann noch mehr Wasser aus dem höher gelegenen Bereich in Richtung Grafing fließe.

Auch ein im Osten des Gewerbegebiets geplantes Regenwasserrückhaltebecken könnte für das Tal ein Problem sein, sagte Magerl, wenn darin möglicherweise auch Abwässer aus dem Gewerbegebiet landeten. Im Hinblick auf den Flächenfraß sei die weitere Versiegelung der Landschaft ohnehin nicht unproblematisch, auch wenn es sich nur um landwirtschaftliche Fläche handle. Die Versiegelung des Bodens in Bayern sei nach einer scheinbaren Erholung 2014 bis 2015 wieder um 20 Prozent angestiegen. "Der größte abgebende Teil ist dabei die Landwirtschaft." Jedes Jahr werde in Bayern eine Fläche von der Größe des Ammersees zugebaut.

Magerl will nun noch in dieser Woche eine Anfrage bei der Regierung von Oberbayern stellen, die das Gewerbegebiet zunächst abgelehnt, nun aber für die verkleinerte Version Zustimmung signalisiert hat. Außerdem will er Möglichkeiten für eine zweite Petition im Landtag prüfen. Er riet der Schutzgemeinschaft zu klagen. Zwar gelte die Gestaltungsfreiheit der Kommunen als sehr hohes Gut, aber bei großem Missbrauch dieser Gestaltungsmacht, sei ein Erfolg für die Gegner des Gewerbegebiets nicht ausgeschlossen. In diesem Fall jedenfalls sei es ein Unding, "so etwas hier in die Landschaft zu setzen".

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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